Denkmaldatenbank

Wohnhaus Bismarckstraße 28

Obj.-Dok.-Nr. 09075527
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Bismarckstraße 28
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1924-1924
Entwurf Paulus, Günther (Architekt)
Bauherr Knape, Hans (Ingenieur)
Ausführung Hermann Schäler (Baugeschäft)

Das Wohnhaus Bismarckstraße 28, das formal an barocke Lustschlösschen erinnert, besitzt eine wechselvolle Geschichte. Der Entwurf für das mittig auf dem sanft zum See hin abfallenden Grundstück platzierte Gebäude stammt vom Architekten Günther Paulus; Bauherr war der Ingenieur Hans Knape. (1) 1923 während der Inflationszeit begonnen, ging das Grundstück 1924 noch in der Bauphase an einen neuen Eigentümer über. Der Industrielle Fritz Jay und seine Frau Emmy von Opel (2) veranlassten Änderungen an der seeseitigen Terrassen- und Balkonanlage. 1925 fand das Bauvorhaben seinen Abschluss. 13 Jahre später erfolgten Umbauten in allen Geschossen für den nationalsozialistischen Reichsbühnenbildner Benno von Arent, der 1938 als Bauherr auch für den Entwurf verantwortlich zeichnete. In dieser Gestaltung ist das zweigeschossige Haus bis heute im Wesentlichen erhalten. Kennzeichnend für den kubischen Bau sind die abgerundeten Gebäudeecken sowie das steile Pyramidendach mit glockenartig geschwungenen Gauben. Die Schaufassade zur Straße ist achsensymmetrisch aufgebaut und zeigt mit Pilastergliederung, geschwungenen Fenster- und Türstürzen, geschwungenen Klappläden, Sprossenfenstern und Balkongeländer einen dezenten Baudekor im dekorativen Stil des Neorokoko. Dem Umbau von 1938 entstammen die seitlichen und die hintere Dachgaube, außerdem die Verbreiterung der rückwärtigen Erdgeschossfenster. Der ursprüngliche Grundriss ist in seiner Raumdisposition zwar grundsätzlich noch nachvollziehbar, aber im Rahmen der Planung von 1938 doch deutlich verändert worden. (3) Trotz der Umbauten kommt dem Haus als einem vorzüglichen Beispiel für ein privates Wohnhaus des Neorokoko - einer beliebten konservativen Stilrichtung der 1920er und 1930er Jahre - eine besondere Bedeutung in Wannsee zu.


1) Held, Bettina: Ernst und Günther Paulus, 1868-1936 und 1898-1976, Architekten, Berlin 2010, S. 79, 160.

2) Fritz-Jay war seit 1924 mit Emmy von Opel verheiratet; nach der Scheidung erwarb er das Grundstück von Heinrich von Opel, Auflassung 1928 und Grundstückskauf 1930. Vgl. Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Stadtplanungsamt, Tiefbauakte.

3) Die durch Fotos von 1938 dokumentierte Innenausstattung ist nicht mehr vorhanden, Fotos in Besitz des heutigen Eigentümers.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 148
  • Held, Bettina: Ernst und Günther Paulus, 1868-1936 und 1898-1976, Architekten, Berlin 2010 / Seite 79, 160

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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