Denkmaldatenbank
Schüler-Ruder-verband
09075525 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Bismarckstraße 2 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Bootshaus |
Datierung | 1906-1907 |
Umbau | 1911, 1922 |
Entwurf | Stahn, Otto (Architekt) |
Bauherr | Schüler-Ruder-Verband Wannsee |
Kaum 200 Meter nach ihrem Abzweig von der Königstraße liegt an der Bismarckstraße 2 auf abschüssigem Gelände am Wasser das Gebäude des traditionsreichen Schüler-Ruder-Verbandes Wannsee. Seine Seeseite ist vom gegenüberliegenden Ufer des Kleinen Wannsees und von der Wannseebrücke aus gut zu sehen. Der Schüler-Ruder-Verband bietet rund 800 Schülern verschiedener Schulen Berlins die Möglichkeit zu sportlicher Betätigung unter Nutzung von 265 Ruderbooten aller Klassen. Seine Anfänge liegen rund 100 Jahre zurück. (1) 1906 unter dem Protektorat des Prinzen Heinrich von Preußen gegründet, entsprach er den damaligen reformpädagogischen Zielen hinsichtlich der Förderung des Zusammenspiels von Erziehung, Sport und Natur in hervorragender Weise. Das Grundstück wurde seinerzeit mit Hilfe großzügiger Spenden erworben, Otto Stahn lieferte den Entwurf für das Verbandshaus.
Die aus vier Bauteilen bestehende Hausgruppe wirkt von weitem wie ein ländliches Anwesen. Mächtige Dachflächen mit großen Holz verschalten Giebeln und vielen Gauben sowie riesige Tore an der See- und turmartige Ausluchte an der Landseite bestimmen das Äußere. Ihre Hauptschauseite ist sinnfällig zu den Bootsstegen am Kleinen Wannsee hin orientiert, wo ein gepflasterter, hofartiger Vorplatz zwischen den seitlich vorspringenden Gebäudeflügeln ausgebildet ist. Als erster Bauabschnitt wurde 1907 der giebelständige Bauteil seeseitig rechts fertig gestellt. 1911 folgte der die Anlage dominierende, quer gelagerte Mittelbau mit hohem Walmdach und drei großen Giebeln. Vom ursprünglich symmetrisch zum ersten Bauteil seeseitig links geplanten, 1922 begonnenen dritten Bauabschnitt wurde wegen der Inflation nur noch das Erdgeschoss - heute Werkstatt - ausgeführt und mit einem flachen Satteldach abgeschlossen. (2) An der Straßenseite ist ein kleines Wohnhaus für den Hausmeister in die Anlage integriert.
Das Wassersport-Vereinshaus war an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert eine neue Bauaufgabe. Das Gebäude des Schüler-Ruder-Verbandes ist eines der ersten und besten dieser Gattung in Berlin. Otto Stahn orientierte sich bei seinem Entwurf am damals aktuellen Landhausstil, setzte daneben aber auch Motive ein, die älteren Bootshäusern entliehen sind. An die Tradition privater Bootshäuser des 19. Jahrhunderts, zu deren bekanntesten der königliche Fregattenschuppen auf der Pfaueninsel gehört, schließen Motive an wie die Ausrichtung der Giebelseite zum Wasser mit gekreuzten Giebelhölzern und rundem Torbogen. Gleiches gilt für die Bauten des Spreewaldes, an die sich Zeitgenossen wie Otto Protzen erinnert fühlten. (3) Die übereinanderliegenden Luken und Zwerchhäuser im aufragenden Dach lassen auch Assoziationen an alte Speichergebäude aufkommen. Der über eine Außentreppe erreichbare Balkon und die Loggien an der Giebelseite verweisen schließlich auf "Tiroler Häuser", eine modische Stilrichtung, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft eine Zeitlang nachweisbar ist. (4) Mit dem Gebäude des Schüler-Ruder-Verbandes gelang es dem Architekten Otto Stahn in hervorragender Weise, einen neuen Bautyp zu entwickeln und diesem Zweckbau erheblichen Volumens durch Motive verschiedener historischer Blockhausarchitekturen eine sich in die Landschaft einfügende, malerische Form zu verleihen.
1) Der Schüler-Ruderverein "Wannsee", Sein Werden und Wirken, Berlin 1928; 1906-1981, 75 Jahre Schüler-Ruder-Verband Wannsee e.V. (1981).
2) In den Erdgeschossen aller Bauteile befinden sich Bootsstände und Werkstätten, in den Obergeschossen liegen Umkleide- und Waschräume, Vorstands- und Versammlungszimmer.
3) Protzen, Otto: Der Wassersport auf dem Wannsee. In: Brasch 1926, S. 125.
4) Siehe zu den so genannten Schweizerhäusern des Prinzen Carl in Klein-Glienicke von 1863-67, Entwurf Ferdinand von Arnim, Abb. in: Schloss Glienicke 1987, S. 94, Abb. 54.
Literatur:
- Wickenhagen, H., Das Schüler-Ruderhaus Wannsee / Seite 159-166
- 50 Jahre Schüler-Ruder-Verband Wannsee e.V. (1956) / Seite 6-10
- 75 Jahre Schüler-Ruder-Verband e.V. (1981) / Seite 8-15
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 146
- Schloss Glienicke, Ausstelungskat., Berlin 1987 / Seite 94
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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