Denkmaldatenbank

Wohnhaus Bernhard-Beyer-Straße 1, 2

Obj.-Dok.-Nr. 09075523
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Bernhard-Beyer-Straße 1, 2
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1918-1919
Entwurf & Bauherr Buch, Carl-Emil Bruno (Industriearchitekt)

Die Bernhard-Beyer-Straße verläuft zunächst parallel der Eisenbahnlinie, dann weiter mit einem Schwenk innerhalb Steinstückens bis zur Steinstraße. Im Bereich der Abbiegung hatte Bruno Buch, der als Industriearchitekt großes Ansehen erlangen und dessen Bauten die Berliner Industrielandschaft maßgeblich prägen sollten, zwei gegenüberliegende Parzellen erworben. (1) Zunächst plante Buch das damals noch ungeteilte große Eckgrundstück Bernhard-Beyer-Straße 2 mit einem Eigenheim nach seinen Vorstellungen zu bebauen. Der 1917 noch während des Ersten Weltkrieges gestellte Bauantrag für eine luxuriöse Villa mit Nebengebäuden konnte aber nicht realisiert werden, weil man ihm die kriegsamtliche Genehmigung versagte. Stattdessen entstand 1918-19 längs der Straße ein zunächst als Gärtnerhaus bezeichnetes Wohnhaus mit Garage, das Bruno Buch selbst bezog und bis 1923 zur heutigen L-förmigen Größe erweitern ließ. Innerhalb des Oeuvres von Bruno Buch, der mehr als einhundert Industrieanlagen in Deutschland verwirklichte, nahm der Wohnungsbau keine besondere Rolle ein. Dennoch lassen sich an seinem eigenen Haus typische Elemente seiner Architektursprache ausmachen. Neben dem von ihm bevorzugten Backstein ist es eine differenzierte, handwerklich solide Materialbehandlung, die sein entwurfliches Können belegt. Der breit gelagerte eingeschossige Bau mit ausgebautem hohen Dach zeigt entlang der Straße außergewöhnliche Detaillierungen: eine bewegte Gliederung des Daches, das weit auskragt mit Kassettenmuster der Unterseiten, sowie Holzelemente an den Dachausbauten und Fenstern, die zum Teil als Erker in englischer Teilung ausgebildet sind. Es entstand ein Wohnhaus von bodenständigem Gutshauscharakter, wobei Buch auch zeitgenössische Motive des englischen und nordamerikanischen Landhausbaues aufgriff. So fügt sich der zu den ersten und nobelsten Einfamilienhäusern in Steinstücken zählende Bau in die ländliche Umgebung ein. Fünf Jahre später entwarf Bruno Buch auf der anderen Straßenseite für den Bankprokuristen Walter Beyer ein weiteres Wohnhaus, das 1925 bezogen werden konnte. (2)


1) Zum Werk von Bruno Buch (1883-1938) siehe: Bruno Buch, Industriearchitekt B.D.A., Neuzeitliche Industriebauten (= Reihe Neue Werkkunst), Berlin-Leipzig-Wien 1929.

2) Das Haus ist verändert erhalten auf dem Grundstück Bernhard-Beyer-Straße 13-14.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 161
  • Bruno Buch, Industriearchitekt B.D.A., Neuzeitliche Industriebauten in
    Reihe Neue Werkkunst 1929

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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