Denkmaldatenbank
Wohnhaus Bergstücker Straße 7
09075522 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Bergstücker Straße 7 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1935-1936 |
Entwurf | Maté, Rudolf (Architekt) |
Bauherr | Weinsheimer, Albert (Schriftleiter) |
Ausführung | Gerhard Schneider (Bauunternehmen) |
(...) Hier befindet sich auch das 1935-36 errichtete Wohnhaus des Bildjournalisten und Schriftleiters beim Scherl-Verlag Dr. Albert Weinsheimer, Bergstücker Straße. (1) Das zweigeschossige Gebäude mit hohem Walmdach entwarf der für seine modernen großstädtischen Wohnanlagen bekannte Rudolf Maté. (2) Er gestaltete ein unkonventionelles Eigenheim: Massiv abweisend nach außen, die Privatsphäre schützend, aber zugleich offen und individuell konzipiert in der Raumgliederung im Inneren, zeichnet das Haus Weinsheimer eine eigentümliche Ambivalenz aus. Das Haus thront "wehrburgartig" oberhalb der Straße auf einem eigens für den Neubau aufgeschütteten und terrassierten Gelände, von wo man einen guten Ausblick auf den Pohlesee genießt. Die ebenerdig in den Hang hineingesetzte Garage, kastenförmig und mit vorgestelltem Flachbogen, die Mauerwerksanböschungen an Haus und Garage, die kompakte Geschlossenheit der straßenseitigen Wandfläche, die Verblendung mit lederfarbenen rauen Ziegeln zweiter Wahl - alle diese Merkmale verleihen der Gesamtanlage einen abwehrenden Ausdruck. Dagegen öffnen sich die beiden großen Wohnräume im Erd- und die weiten Schlafzimmer im Obergeschoss mit umlaufenden Terrassen und Veranden großzügig zum Garten. Als Besonderheit werden hierbei die oberen Räume über eine im vorderen Wohnzimmer liegende Haustreppe erschlossen. Auch das fast das gesamte Dachgeschoss einnehmende Dachzimmer verfügt auf der Gartenseite über ein breites ovales Gaubenband. Maté richtete die Wohnräume und Terrassen geschickt zur sonnigen Südseite aus, von der sich reizvolle Blickbezüge zum Pohlesee ergeben. Gestalterisch setzt sich der Bau ab von zeitgenössischen Architekturvorstellungen; nur auf den ersten Blick ähnelt das Haus dem herkömmlichen Würfelbau mit Walmdach der 1930er Jahre. Pointiert gesetzte vielfältige Fensterformen, Gauben, Türen und Terrassen, die der Bauästhetik des Neuen Bauens der 1920er Jahre verwandt sind, lassen überhaupt nichts vom Blut- und Bodenstil zeittypischer Einfamilienhäuser aufkommen. Fantasievoll verstand es Maté, eine von der Moderne geprägte Architektur auch in einer Zeit zu verwirklichen, die ideologisch von nationalsozialistischen Gestaltvorstellungen diktiert war. Das Haus gehört zu den letzten von ihm errichteten Bauten, bevor er wegen seiner jüdischen Herkunft im Konzentrationslager ermordet wurde. (3)
1) Bappert/Immenhausen/Schneider 2000, S. 46.
2) Rudolf Maté, ein der Moderne zugewandter jüdischer Architekt, schuf in Berlin eine Reihe von Wohnbauten und Siedlungen, die die Entwicklung von der Reformarchitektur zum Neuen Bauen abdecken. Die Villa in Stolpe ist das letzte nachgewiesene Bauwerk Matés in Deutschland. Vgl. Warhaftig 2005, S. 346-348.
3) www.juedische-architekten.de/archiv/archiv2007.pdf, S. 8 (zuletzt geprüft am 01.03.2013).
Literatur:
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 63f.
- Bappert/Immenhausen/Schneider: Ein Wannsee-Bilderbuch, Berlin 2000 / Seite 46
- Warhaftig, Myra: Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933, Berlin 2005 / Seite 346-348
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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