Denkmaldatenbank

Die Straße Am Großen Wannsee ändert nunmehr ihren Charakter, indem sie im leichten Bogen nach Süden ansteigt. Etwa auf halber Höhe steht linkerhand das Wohnhaus, Am Großen Wannsee 73A, mit rotbunter Klinkerfassade. Es wurde als erstes Wohngebäude in der 1927 projektierten, aber 1933 immer noch nicht fertig gestellten Straße erbaut. Eigentümerinnen waren die Schwestern Aurelie und Elise Wendlandt, die im "Atelier Wendlandt" kunstgewerbliche Lampenschirme und Beleuchtungen herstellten. Der Architekt Kurt Butschkowski entwarf das zweigeschossige flach gedeckte Wohnhaus 1927, die Fertigstellung erfolgte 1929. Die sorgfältig auf das Haus abgestimmte Einfriedung mit Klinkersockel und Gitterfeldern wurde erst nach Fertigstellung der Straße 1934 vom Architekten hinzugefügt. Sie besitzt zwei von kastenartigen Lampen bekrönte Torpfeiler und setzt sich auf dem Grundstück als horizontales Gitter neben Weg und Gartentreppe fort. Das höher gelegene Haus hat einen kubischen Baukörper mit orange bis dunkelviolett changierender Klinkerverkleidung. Die Fassaden sind funktional gegliedert, wobei an der Straßenfassade links über dem seitlichen Eingang ein Balkon mit abgerundeter Ecke als ein den Kubus kontrastierendes Element auskragt. Auffällig ist die Behandlung der Fassaden, aus denen einzelne Bauteile wie die Fensterbänke oder das Gesims unter dem überstehenden Betondach durch leicht auskragende Klinker dezent hervorgehoben sind. Die Fenster sind mit sehr schmalen Rahmen nahezu flächenbündig in die Fassade gesetzt, wobei die dreiteiligen Erdgeschossfenster an Stelle der Pfosten eine schmale Klinkerreihe zeigen. Der längs geteilte Grundriss ist klar gegliedert. Straßenseitig befindet sich eine axiale Raumfolge mit Windfang, Diele und Wohnzimmer, gartenseitig liegen Küche, Anrichte und das zum Wohnzimmer hin offene Speisezimmer mit vorgelagerter Gartenterrasse. Die Innenraumgestaltung verrät die Schulung des Architekten nach den Prinzipien des Bauhauses, wie Einbauschränke, Kamin, Treppe und Geländer sowie Türklinken und Fenstergriffe unschwer erkennen lassen. Damit gehört Haus Wendlandt wie Haus Heß in der Kyllmannstraße 4 zu den wenigen herausragenden Gebäuden der Neuen Sachlichkeit in Wannsee.