Denkmaldatenbank

Schwedenpavillon (heute Krankenhaus)

Obj.-Dok.-Nr. 09075509
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Am Großen Wannsee 28, 30
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Gaststätte & Hotel
Datierung 1909-1910
Bauherr Mentberger, Victor (Gastwirt)
Entwurf Witt und Bischoff (Architekt)

Auf dem nördlich anschließenden Grundstück Am Großen Wannsee 28/30 befindet sich der so genannte Schwedenpavillon, ein ehemaliges Ausflugslokal mit Hotelbetrieb, das 2003 zum Mehrfamilienhaus umgebaut wurde. Das stattliche Gebäude im Landhausstil entstand 1909-10 nach Entwurf der Architektengemeinschaft Witt & Bischoff für Victor Mentberger, den Betreiber eines Restaurants am Anhalter Bahnhof. (1) Der heute irreführende Name Schwedenpavillon wurde seinerzeit vom Vorgängerbau übernommen, einem Fachwerkgebäude, das ursprünglich als schwedischer Ausstellungspavillon auf der Wiener Weltausstellung 1872/73 gedient hatte, dann von Wilhelm Conrad erworben und an dieser Stelle wieder aufgebaut worden war. Im Laufe der Zeit war der Ursprungsbau mehrmals erweitert worden und hatte sich zu einer beliebten Ausflugsgaststätte mit Segelboothafen und einer Dampferanlegestelle entwickelt. Schließlich baufällig geworden, wurde er abgebrochen und durch das heute bestehende Gebäude ersetzt. Dieses ist mit seiner Schauseite ganz zum Wannsee hin orientiert; dort lagen ehemals die Gasträume, während im eingeschossigen Vorbau an der Straßenseite die Küchen- und Wirtschaftsräume angeordnet waren. Der vielgestaltige, mit einem hohen Walmdach, spitzen Giebeln und mehreren Türmen versehene Bau besitzt trotz seiner enormen Größe, insbesondere von der Seeseite her gesehen, eine malerische Erscheinung. Die Ausbildung hoher Giebel, kleinteiliger Fenster und übergiebelter Fenstererker ist am seinerzeit modernen englischen Landhausstil orientiert. Eine stilistisch-bautechnische Besonderheit ist die schmückende Verwendung von Backsteinziegelschnitten an den Eingängen mit Menschen-, Tier und Pflanzendarstellungen. Mit seiner Schaufassade prägt der ausgedehnte, in die Höhe strebende Bau das Erscheinungsbild der ehemaligen Villenkolonie zur Wasserseite hin nachhaltig. Im Sommer 1940 wurde in dem riesigen Gebäude unter dem Tarnnamen "Rundfunktechnische Versuchsanstalt" die größte und wichtigste Rundfunkabhöranlage Deutschlands durch Auswärtiges Amt und Propagandaministerium eingerichtet. (2) Von 1956 an bis zu seinem Umbau 2002-03 diente es als Heim für chronisch Kranke des Arbeiter- Samariter-Bundes.


1) Wolff 1983, S. 102 f.; Heinisch/Schumacher 1988, S. 155-156; Villenkolonien 2000, S. 59; Max Liebermann in Wannsee 1997, S. 30-31.

2) Villenkolonien 2000, S. 59.

Literatur:

  • Wolff, Karl: Wannsee, Berlin 1972 / Seite S. 86 f.
  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 95
  • Wolff, Karl: Wannsee und Umgebung, Berlin 1983 / Seite 102 f
  • Heinisch/Schumacher: Colonie Alsen, Berlin 1988 / Seite 155-156
  • Kampe, Norbert (Hrsg.): Villenkolonien in Wannsee 1870-1945, Berlin 2000 / Seite 59
  • Max Liebermann in Wannsee, Berlin 1997 / Seite 30-31

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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