Denkmaldatenbank
Wohnhaus Am Großen Wannsee 6
09075508 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Am Großen Wannsee 6 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1921-1925 |
Entwurf & Bauherr | Ahrends, Bruno (Architekt) |
Ausführung | Allgemeine Hausbaugesellschaft m.b.H |
Nach dem Ersten Weltkrieg baute der Architekt Bruno Ahrends - ältester Sohn von Barthold Arons - auf dem jenseits der Straße gelegenen Seegrundstück Am Großen Wannsee 6 ein Wohnhaus für sich und seine Familie. (1) Das bungalowartige eingeschossige Haus mit hell geputzten Fassaden und flach geneigten roten Ziegeldächern liegt hinter dichtem Bewuchs verborgen. Seine drei Bauteile umschließen zur Straße hin U-förmig einen kleinen Hof. Es ist ein gewachsenes Haus, denn es entstand in zwei Bauabschnitten. 1921 errichtete Bruno Ahrends zunächst einen winkelförmigen Bau, bestehend aus einem seeseitig quadratischen Hauptbaukörper mit flach geneigtem Zeltdach und daran zur Straße hin rechtwinklig anschließenden Flügelbau mit Walmdach. Sein Raumprogramm entsprach dem eines kleinen Sommerhauses mit vier Zimmern, Küche, Bad und Mädchenkammer. (2) 1925 fügte Ahrends östlich einen lang gestreckten schmalen Trakt hinzu, wodurch die traditionelle Gliederung in Wohn- und Wirtschaftsbereich hergestellt wurde und ein großzügiges Wohnhaus entstand. Dessen Mittelpunkt bildet ein 50 Quadratmeter großes Musik- und Wohnzimmer mit Wannseeblick. Durch seine Hanglage ist das Gebäude zur Seeseite hin zweigeschossig, jedoch befinden sich im Untergeschoss überwiegend Wirtschafts- und Kellerräume. Daran änderte auch ein 1939 erfolgter Umbau von Wilhelm von Gumberz-Rhontal für den neuen Besitzer Alfred Devrient nichts, der zu einer nochmaligen Erweiterung führte. Da die Veränderungen in behutsamer Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee erfolgten, hat das Haus Ahrends seinen einzigartigen Charakter bewahrt. Organisch aus dem Grundriss heraus entwickelt und in rationeller Bauweise aus vor Ort hergestellten Schlackesteinen gebaut, ist es völlig unprätentiös in die vorhandene Landschaft eingefügt. Es ist das einzige bekannte, möglicherweise sogar das erste Wohnhaus im Bungalowstil, das Anfang der 1920er Jahre in Berlin entstand. (3)
1) Der bedeutende jüdische Architekt Bruno Ahrends lebte bis zu seiner Emigration 1936 in Wannsee. Er schrieb 1926 einen Artikel über die Baugeschichte des Villenvororts: Ahrends, Bruno: Wannsee, Ein Beitrag zur Baugeschichte der letzten fünfzig Jahre. In: Brasch 1926, S. 87-98.
2) Ahrends scheint es aber als Wohnhaus genutzt zu haben, denn sein erstes Haus in der Miquelstraße 66/68 in Berlin-Dahlem hatte er 1917 veräußert. Vgl. Denkmaltopographie Dahlem 2011, S. 110.
3) Erst in den 1930er Jahren bauten verschiedene Architekten eingeschossige, kompakte Wohnhäuser mit zumeist ausgebauten Dachgeschossen, z.B. Fritz Schopohl oder Estorff & Winkler.
Literatur:
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 92
- Brasch, Georg (Hrsg.): Das Wannseebuch (1926), 2010 / Seite 87-98
- Topographie Dahlem, 2011 / Seite 110
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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