Denkmaldatenbank

Wohnhaus Am Großen Wannsee 5

Obj.-Dok.-Nr. 09075507
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Am Großen Wannsee 5
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung um 1875
Entwurf Kyllmann und Heyden (Architekt)

Schräg gegenüber ist Am Großen Wannsee 5 ein Wohnhaus aus der Frühzeit der Kolonie Alsen erhalten. 1874-75 ließ der Bankier Heinrich Leo, Mitbegründer des Bankhauses Delbrück, den stattlichen Sommersitz nach einem Entwurf der Architekten Kyllmann & Heyden erbauen. (1) 1880 erwarb Barthold Arons, Teilhaber des Bankgeschäfts Arons & Walter, die Liegenschaft. Das Grundstücksareal der Villa umfasste damals auch die Nachbargrundstücke Nr. 3-3A und Conradstraße 18 mit dem Wirtschaftshof sowie die Seegrundstücke Am Großen Wannsee 6-6A. Auf einer sanft ansteigenden Anhöhe gelegen, ist das Gebäude mit seiner Sichtachse über Straße und Gärten der seeseitigen Grundstücke hinweg auf den Großen Wannsee ausgerichtet. Die zweigeschossig über einem Sockelgeschoss sich erhebende Villa besitzt einen blockartigen Baukörper mit sehr flach geneigtem, einst in Schiefer eingedecktem Dach. Piano nobile und Obergeschoss werden durch ein kräftiges Stockwerkgesims getrennt, die glatt geputzten hellen Fassaden sind durch Bänderungen und Lisenen in Felder geteilt. Hauptaugenmerk der symmetrischen Straßenfront aber ist eine große, das Stockwerkgesims ins Obergeschoss durchstoßende Arkadenloggia im Palladio-Motiv. Die Fassade wies ursprünglich eine wesentlich differenziertere Gestaltung auf. Ihr Detailreichtum ging bei einer 1941 erfolgten Instandsetzung teilweise verloren. So standen ursprünglich zwei Skulpturen in den seitlichen Nischen neben der Loggia und im Obergeschoss darüber waren die Felder rechts und links des Bogens mit Reliefmedaillons geschmückt. Der zum Dachgebälk gehörende Fries trug einen figürlichen Reliefschmuck und das abschließende Karnies war mit Palmettenschmuck versehen. Der an den Erbauer Leo erinnernde Löwenkopf über dem Schlussstein des Arkadenbogens ist hingegen erhalten. Die Durchbildung des Baukörpers und seine Gliederung setzt eine intensive Beschäftigung der Architekten mit der italienischen Renaissancebaukunst voraus und folgt damit einer Tendenz, die zu Beginn der 1870er Jahre in den bedeutenden Bauschulen Deutschlands aktuell war. (2) Von deutlichem Einfluss dürfte darüber hinaus die 1860 nach Entwürfen von August Stüler und Ludwig Persius fertig gestellte Fassade der Neuen Orangerie Potsdam gewesen sein, wo das Palladio-Motiv in sehr ähnlicher Weise verwendet wird. Die Villa Arons bildet - trotz der Vereinfachungen der 1940er Jahre - ein hervorragendes Zeugnis für einen Bau im Stil der Neorenaissance, wie ihn nur noch wenige zeitgleiche Villen der südwestlichen Berliner Kulturlandschaft zeigen. Auffällig ist die Übereinstimmung der Hauptfassade mit der 1874 nach einem Entwurf von Reinhold Persius erbauten Villa Francke in Potsdam und der 1877 von Ende & Böckmann in Leipzig errichteten Villa Meißner. (3)


1) Heinisch/Schumacher 1988, S. 152; Brasch 1926, S. 56; Wicke, Wilhelm: Architektonischer Bilderbogen, Berlin 1886, Bd. 1, Taf. 89.

2) Brönner 2009, S. 216-234. Beide Architekten hielten sich 1863-64 während ihrer Ausbildung an der Berliner Bauakademie längere Zeit in Italien auf. Vgl. Kieling 1987, S. 233.

3) Brönner, Wolfgang/Strauss, Jürgen: Bürgerliche Villen in Potsdam, Potsdam 2000, S. 105; Brönner 2009, S. 235; Bröcker 2005, S. 157 ff. Hermann Ende (1829-1907), Wilhelm Böckmann (1832-1902), Walter Kyllmann (1837-1913), Adolph Heyden (1838-1902) und Reinhold Persius (1835-1912) waren Schüler der Berliner Bauakademie und hatten Italien während der Studienjahre bereist.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 91-92
  • Heinisch/Schumacher: Colonie Alsen, Berlin 1988 / Seite 152
  • Brasch, Georg (Hrsg.): Ein Wannseebuch (1926), 2010 / Seite 56
  • Wicke, Wilhelm: Architektonischer Bilderbogen, Bd. 1, Berlin 1886 / Seite 216-234
  • Brönner, Wolfgang: Die bürgerliche Villa in Deutschland 1830-1890, Worms 2009 / Seite 105
  • Brönner, Wolfgang; Strauss, Jürgen: Bürgerliche Villen in Potsdam, Potsdam 2000 / Seite 157 ff
  • Bröcker, Ulrike: Die Berrliner Vorstädte 1861-1900, Worms 2005 / Seite 233
  • Kieling, Uwe: Baumeister und Bauten, Berlin 1987

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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