Denkmaldatenbank

Wohnhaus, Remise Alsenstraße 5

Obj.-Dok.-Nr. 09075499
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Alsenstraße 5
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Remise
Datierung 1890
Entwurf Franke, Wilhelm (Maurermeister)
Bauherr Neuling, F. (Zimmermeister)

Die heute vom Dorfkern abgehenden Straßen und Wege entsprechen der historischen Wegeführung. Die Chausseestraße, die vom Rathaus Wannsee an der Königstraße kommt und in dieser Führung als Kreisstraße 1885 ausgebaut wurde, läuft direkt auf den Wilhelmplatz zu. Ihr Erscheinungsbild wird vor allem von ein- bis zweigeschossigen vorstädtischen Wohnhäusern mit Remisen und Werkstätten auf den hinteren Grundstücksteilen geprägt. Sie entstanden zur Zeit des Baubooms ab Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa 1910. 1889 wurde die Verbindungsstraße zur nahen Villenkolonie Alsen, die Alsenstraße, ausgebaut. Gründung und Ausbau der Kolonie Alsen, aber auch die Bildung der Landgemeinde Wannsee 1898 zogen viele Handwerker und Gewerbetreibende an, die mit ihren Läden und kleinen Betrieben die Bewohner der neuen Kolonien versorgten. Die meisten der damals erbauten Wohnhäuser, Geschäfte und Gewerbegebäude sind erhalten, wenn auch viele ihren spätklassizistischen Schmuck verloren oder durch Umbauten einschneidend verändert sind.

Ein ausgezeichnetes Beispiel für diesen Strukturwandel ist das Haus des Zimmermeisters Ferdinand Neuling, Alsenstraße 5. Maurermeister Wilhelm Franke hatte 1890 nach eigenen Plänen das Wohnhaus zusammen mit einer Remise, die Ställe und Waschküchen enthielt, errichtet. Die Zimmerarbeiten übernahm Neuling selbst. Eigenheime und Werkstätten der nun in Stolpe angesiedelten Kleinunternehmer blieben oftmals im dörflichen Maßstab. So orientierte sich Maurermeister Franke noch am axial gegliederten traufständigen Bauernhaus, das mit Sockel, Kniestock und flach geneigtem Satteldach, mittigem Hauseingang und Stuck seit den 1870er Jahren die Dörfer der Umgebung Berlins prägte. In der dörflichen Hausentwicklung war es eine Weiterentwicklung des mitteldeutschen Bauernhauses, das nun ohne Schwarze Küche auskam. (1) Demzufolge waren auch hier seitlich des Mittelflures je eine Wohneinheit mit Küche und zwei Stuben vorhanden, während sich im ausgebauten Dach Stuben und Kammern für Gesellen und Lehrlinge befanden. Dagegen verweisen das überstehende Satteldach mit sichtbaren Sparren und Pfetten sowie die sparsame Dekorierung mit Putzfugung und Gesimsen auf den ländlichen Potsdamer Villenstil der Nachschinkelzeit. So ist das denkmalgerecht erneuerte Haus mit seinen vielen originalen Elementen wie Fenstern und Türen auch ein Beleg für die späte Übernahme höfischer und bürgerlicher Bauformen der Romantik.


1) Radig, Werner: Das Bauernhaus in Brandenburg und im Mittelelbegebiet, Berlin 1966.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 63
  • Radig, Werner: Das Bauernhaus in Brandenburg und im Mittelelbegebiet, Berlin 1966

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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