Denkmaldatenbank

Lokomotivschuppen Albrechts Teerofen 1

Obj.-Dok.-Nr. 09075496
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Albrechts Teerofen 1
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Lokomotivschuppen
Datierung 1905
Entwurf Havestadt und Contag
Bauherr Teltowkanal-AG

Am Beginn von Albrechts Teerofen und der gleichnamigen Straße fällt direkt am Ufer des Teltowkanals ein Fachwerkschuppen mit flachem Satteldach und verputzten, gelb gestrichenen Gefachen auf. Der heute für die Lagerung von Sportbooten genutzte Schuppen, Albrechts Teerofen 1, verrät seine ursprüngliche Bestimmung erst, wenn man das Innere betritt. (1) Hier liegen noch drei schmale Gleise im Fußboden, die wie der gesamte Bau an den einstmals bestehenden elektrischen Treidelbetrieb des Teltowkanals erinnern. Der Lokomotivschuppen wurde 1905 von der Teltowkanal-AG für einen von der Firma Siemens & Halske eingerichteten elektrischen Treidelbetrieb auf der Versuchsstrecke von Albrechts Teerofen bis zum Griebnitzsee erbaut. (2) Der Entwurf für die am Endpunkt der Strecke benötigte Einrichtung lag in den Händen des Ingenieurbüros Havestadt & Contag, das für die Bauausführung des Teltowkanals verantwortlich zeichnete. Das muldenförmige Profil des 1906 in Betrieb genommenen Kanals zeigt noch heute an einigen Stellen eine Stufe in der Uferböschung für den früheren elektrischen Treidelbetrieb, der nach erfolgreichem Versuch mit 22 Elektroloks zwischen dem Griebnitzsee und der Machnower Schleuse eingeführt wurde. Die dazugehörigen Gleise sind heute abgebaut. Erstmalig in Deutschland war im Süden von Berlin ein Kanal mit elektrischem Treidelbetrieb entstanden, der auf der fünf Kilometer langen Strecke bei zehnstündigem täglichen Betrieb jährlich rund acht Millionen Tonnen Fracht bewältigen konnte. Da in Albrechts Teerofen die im Ringbetrieb geführten Loks der Siemens-Schuckert-Werke über den Kanal geführt werden mussten, bot sich hier die Einrichtung eines Depots an. Die zeitgleich erbaute Kremnitzbrücke für die Loks über den Teltowkanal, die auch den Teerofenweg mit dem Stolper Weg verband, ist im Krieg zerstört worden. Zur Einbindung des Lokschuppens in die landschaftlich reizvolle Umgebung wählten Havestadt & Contag nicht die sonst übliche Rohziegelbauweise, sondern eine ländliche Ausgestaltung in Fachwerk mit brettverschalten Giebelseiten, verzierten Sparrenköpfen und Holztoren. Die Gefache sind verputzt und zeigen zudem dekorative Bogenabschlüsse an den Längsseiten. Bei der letzten Instandsetzung wurde der gelbe Anstrich der Gefache erneuert, wodurch der Schuppen noch weniger als technischer Zweckbau erscheint. (3)


1) Schade, Ingrid: Bauhistorisch-städtebauliches Gutachten für den Bereich von Albrechts Teerofen, unveröff. Gutachten i.A. des Bezirksamtes Zehlendorf, Berlin 1990, S. 38.

2) Der 39 Kilometer, mit dem 1907 eröffneten Nebenarm, dem Friedrich-Leopold-Kanal, 45 km lange Teltowkanal verläuft von der Glienicker Lake bis zur Dahme bei Grünau. Zwischen Kohlhasenbrück und Steglitz nutzte der Kanal größtenteils die im Urstromtal fließende Bäke. Entwurf und Baudurchführung lagen bei dem Ingenieurbüro Havestadt & Contag, die auch die benötigten Schleusenanlagen und sonstige Gebäude gestalteten. Ursprünglich als Entwässerungskanal (Vorfluter) für die Bauerndörfer im Süden Berlins sowie zur Förderung der Industrieansiedlung angelegt, diente der Kanal vor allem der Verkürzung des Elbe-Oder-Wasserweges, als südliche Umfahrt um Berlin. Die 1949 erfolgte Sperrung der Durchfahrt über DDR-Gebiet dauerte bis 1981. Einst war die gesamte Kanalstrecke in vier Abschnitte mit unterschiedlichen Treidelbetriebssystemen ausgestattet, für Schiffspropeller-, Dampflokomotiv- und dem elektrischen Lokomotivbetrieb. Hierfür hatte der Kanal beiderseits auf den zwei Meter breiten Leinpfaden ein Gleis von einem Meter Spurweite erhalten. Den elektrischen Betrieb richtete die Firma Siemens & Halske auf der rund 1,3 Kilometer langen Versuchsstrecke von Albrechts Teerofen bis zum unteren Ende am Griebnitzsee ein. Hier gab es besonders schwierige Verhältnisse, wie enge und kurz aufeinanderfolgende Brückendurchfahrten mit geringen Krümmungshalbmessern. Nachdem die Versuchsfahrten erfolgreich waren, richtete man einen fünf Kilometer langen elektrischen Betrieb zwischen dem Griebnitzsee und der Machnower Schleuse ein.

Vgl. Havestadt, Christian: Festschrift zur Einweihung des Teltowkanals durch seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II. i.A. des Kreises Teltow, Berlin 1906 (darin: Errichtung des elektrischen Schleppbetriebes, S. 61-64);

Havestadt, Christian: Der Teltowkanal. In: Ingenieurwerke in und um Berlin, Berlin 1906, S. 439-468; BusB X (2) 1984, S. 223-225, 249-251, 263 (dort weitere Literaturangaben);

Briese, K.: Teltowkanal 75 Jahre, Vom Bach zum Kanal, Zehlendorfer Chronik (= H. 3 Schriftenreihe des Heimatvereins für den Bezirk Zehlendorf), Berlin 1981.

3) Die früher hier untergebrachte und letzte noch vorhandene Elektro-Treidellok, eine so genannte Adhäsionslokomotive, ist heute in den Anlagen an der Eduard-Spranger-Promenade am Teltowkanal aufgestellt.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 156
  • BusB X 2 1984 / Seite 223-225, 249-251, 263
  • Briese, K.: Teltowkanal 75 Jahre, Vom Bach zum Kanal, Zehlendorfer Chronik in
    Schriftenreihe des Heimatvereins für den Bezirk Zehlendorf (1981) 3 / Seite 38
  • Havestadt, Christian: Der Teltowkanal in
    Ingenieurwerke in und um Berlin, Berlin 1906 / Seite 439-468
  • Havestadt, Christian: Festschrift zur Einweihung des Teltowkanals durch seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II. i.A. des Kreises Teltow, Berlin 1906 / Seite 61-64
  • Schade, Ingrid: Bauhistorisch-städtebauliches Gutachten für den Bereich von Albrechts Teerofen, unveröff. Gutachten, Berlin 1990

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Landesdenkmalamt Berlin
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