Denkmaldatenbank

Pfaueninsel

Obj.-Dok.-Nr. 09075495,T
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Pfaueninselchaussee 100

Pfaueninsel
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schloss & Schlossanlage

Die Gebäude auf der Pfaueninsel entstanden im Wesentlichen in zwei Bauphasen. Das Schloss mit separatem Küchenbau, die Meierei, das Kastellanhaus und den Jagdschirm ließ König Friedrich Wilhelm II. zwischen 1794 und 1797 durch den Potsdamer Zimmermeister Johann Gottlieb Brendel errichten, um die Insel als Sommersitz und Zielpunkt für Bootsfahrten auf der Havel vom Marmorpalais im Neuen Garten auszustatten. Die Bauten sind gekennzeichnet durch ihren Charakter als malerische Staffagebauten in der idyllischen Insellandschaft mit zum Teil kostbar ausgestatteten Innenräumen; in ihrem guten Erhaltungszustand stellen sie zugleich wertvolle und seltene bauliche Zeugnisse der Zeit kurz vor 1800 dar. Das Schloss auf der Pfaueninsel zählt zu den bedeutendsten Beispielen einer auf Fernwirkung angelegten Parkarchitektur und besitzt die am besten erhaltenen Innenräume des Frühklassizismus im Berlin-Potsdamer Raum.

In Fortsetzung der Nutzung der Pfaueninsel unter Friedrich Wilhelm III. ab 1797 kamen bis in die 1830er Jahre zahlreiche weitere Bauten hinzu: Ein Gutshof mit Kavalierhaus sowie drei Stall- und Schuppenbauten an der Meierei, 1802-04 errichtet, dienten der Landwirtschaft, die zu dieser Zeit auf der Insel betrieben wurde. Für die Neubauten im Zusammenhang mit der Umgestaltung zum Landschaftspark durch Peter Joseph Lenné ab 1816 und der Neubestimmung der Pfaueninsel zum Ort exotischer Pflanzen und Tiere sowie als regelmäßiger sommerlicher Aufenthaltsort der königlichen Familie waren Karl Friedrich Schinkel und Albert Dietrich Schadow die federführenden Baumeister. In den 1820er Jahren wurden der Umbau des Kavalierhauses sowie der Neubau von Nutzbauten wie Marstall, Fährhaus und Schweizerhaus durchgeführt, die Dampfmaschine für die Bewässerung des Parks erhielt ein schlichtes Gebäude und der Gedächtnistempel für Königin Luise wurde als Erinnerungsort für die Familie geschaffen. Für die sommerlichen Vergnügungen waren verschiedene Anlagen entstanden, von denen sich nur der Fregattenhafen mit Matrosenküche von 1832 sowie Reste der russischen Rutschbahn von 1819 erhalten haben. Die ehemals zahlreichen Häuser für Pflanzen und Tiere sind bis auf die Gärtnerei, die Volière und das Winterhaus für fremde Vögel entfernt worden. Von den überlieferten Gebäuden des 19. Jahrhunderts stellen das Kavalierhaus und das Schweizerhaus, beide von Karl Friedrich Schinkel entworfen, die bedeutendsten baulichen Zeugnisse auf der Pfaueninsel dar; die übrigen Bauten zeichnen sich vor allem durch eine architektonische Gestaltung aus, die auf eine Verschmelzung mit der Landschaft gerichtet war.

In ihrer Gesamtheit stellen die Bauten auf der Pfaueninsel unverzichtbare Bestandteile der Parkgestaltung dar; darüber hinaus sind sie in ihrer Bau- und Nutzungsgeschichte und ihrer architektonischen Gestaltung bedeutende Dokumente für die Lebenswelten und die landschaftsgestalterischen Leitideen der beiden preußischen Könige, Friedrich Wilhelm II. und III. Nach dem Tod Friedrich Wilhelms III. im Jahr 1840 und der Auflösung der Menagerie 1842, die die Verlagerung der Tiere und ihrer Gehege zum Berliner Zoo zur Folge hatte, blieben die übrigen Bauten zum größten Teil unverändert - abgesehen von der Zerstörung des Palmenhauses 1880. Die beiden Hauptbauten der Pfaueninsel, Schloss und Meierei, sind auch im Inneren zu besichtigen. (1)

Nach Ankunft auf der Insel gelangt man von der Fähre zunächst zum Fährhaus, einem eingeschossigen, breit gelagerten Fachwerkgebäude, in dem das Besucherzentrum untergebracht ist. An dieser Stelle war 1826 nach Entwurf von Albert Dietrich Schadow ein Gebäude für das Fährpersonal errichtet worden, das 1956-57 weitgehend abgetragen und in leicht veränderter Form mit einem Besucherwarteraum wieder aufgebaut wurde. (2)


1) Mielke 1991, S. 100 ff., 121 ff., 471 ff.; Wyrwa, Ulrich: Die Pfaueninsel. In: Geschichtslandschaft Berlin 1992, S. 478-494; Seiler 1993; Seiler/Koppelkamm 1993; Inselwelt 2010 (jeweils mit umfassenden Literaturangaben).

2) Seiler 1993, S. 28; Inselwelt 2010, S. 21. 2009 wurde das Fährhaus saniert. Östlich des Fährhauses wurde 1950 auf Fundamentteilen eines ehemaligen Backhauses ein WC-Haus errichtet, das seitdem mehrfach, zuletzt 2010, saniert wurde (Bauunterlagen der Abt. Baudenkmalpflege der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg).

Literatur:

  • Wyrwa, Ulrich/ Die Pfaueninsel in
    Geschichtslandschaft, Zehlendorf, 1992 / Seite 479-494
  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 189
  • Mielke, Friedrich: Potsdamer Baukunst, Berlin 1991 / Seite 100 ff., 121 ff., 471 ff
  • Seiler, Michael: Die Pfaueninsel 1793-1993, Berlin 1993 / Seite 28
  • Seiler/ Koppelkamm: Pfaueninsel, Berlin 1993Inselwelt 2010 / Seite 21
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Schlösser, Herrenhäuser und Gutsanlegen in Berlin, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Bd. 46, Berlin 2016 / Seite 404-415
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hrsg.): Die Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin in die Liste des Welterbes, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 6, Berlin 1995

Teilobjekt künstliche neogotische Schloßruine

Teil-Nr. 09075495,T,001
Sachbegriff Ruine
Datierung 1794-1797
Umbau 1806-1807
Umbau 1807
Entwurf Brendel, Johann Gottlieb David
Entwurf Krüger, Friedrich Ludwig Karl
Entwurf Brendel, Johann Gottlieb David
Bauherr Friedrich Wilhelm II. (König von Preußen)

An der Südwestseite der Pfaueninsel wendet sich das Schloss mit seiner Schaufront zum Wasser. Der Standort war so bestimmt, dass von einem vom Potsdamer Marmorpalais kommenden Boot die markante, leuchtend weiße Doppelturmfassade bereits aus der Ferne als verlockendes Ziel erkennbar war. Im Näherkommen erweist sich das Gebäude als Ruine. Einem Turm fehlt die Kuppel, am zweigeschossigen Mitteltrakt deuten abgebrochene Steine an den Fensteröffnungen auf verlorene Stockwerke, die durch eine Brücke zwischen den Türmen ersetzt sind. Unmittelbar vor dem Schloss offenbart sich jedoch die Täuschung. Die Ruine ist eine künstliche Ruine; die aus großen Steinquadern gemauerten Wände sind aus Holz, die Fugen aufgemalt; auch die Landschaft im Torbogen mit Fallgitter erkennt man nun als illusionistisches Gemälde.

Nach den Vorbildern italienischer Landschaftsveduten und englischer Parkarchitekturen, die durch Stichwerke auch in Preußen bekannt waren, wurde das damals als "königliches Landhaus" bezeichnete Schloss 1794-95 von Johann Gottlieb Brendel für Friedrich Wilhelm II. und seine Mätresse Wilhelmine Encke errichtet. (1) Der kubische zweigeschossige Baukörper, dem an seinen westlichen Ecken zwei Rundtürme angefügt sind, ist als Fachwerkbau mit Ziegelausfachung und einer Verkleidung aus Eichenbohlen ausgeführt; hinter den Resten der scheinbar ruinösen Stockwerke verbirgt sich ein flaches Zeltdach. Die mit sandhaltiger Ölfarbe gestrichenen Fassaden sind durch schlichte Rundbogenfenster sowie eine schmale Tür an der Südseite gegliedert. (2) Die höheren Fenster am Obergeschoss entsprechen der größeren Raumhöhe und kennzeichnen es als Beletage für die königlichen Wohnräume; sie werden über eine Wendeltreppe im Südturm erschlossen. Der nördliche Turm birgt im Erdgeschoss das so genannte Otaheitische Kabinett, im Obergeschoss das Arbeitszimmer des Königs. Die bauzeitliche Holzbrücke zwischen den Türmen wurde 1806-07 durch die heutige Eisenbrücke in gotischen Formen ersetzt. Vom massiv gemauerten Keller führt ein unterirdischer Gang zum Havelufer; er ermöglichte einst den direkten Zugang zum Wasser. (3)

Äußere Gestaltung und Konstruktion des Schlosses sind geprägt durch seine Funktion als malerischer Kulissenbau für den Landschaftspark wie auch als Lustschloss und Ziel sommerlicher Vergnügungsfahrten. Trotz der beinahe provisorisch wirkenden Bauweise war im Inneren für die insgesamt neun größeren Räume großer Wert auf eine außergewöhnliche und kostbare Ausstattung gelegt worden. Diese ist weitgehend unverändert erhalten und dokumentiert in allen Bereichen größtes handwerkliches Können. Bodenbeläge in edlen Hölzern oder schlesischem Marmor, Tapeten aus Papier sowie Wandbespannungen aus bedruckten Stoffen, aufwendige Holzvertäfelungen, Wand- und Deckenmalereien, Kamine, Spiegel, bis hin zu Möbeln und Kronleuchtern aus der Zeit um 1795 befinden sich in einem bemerkenswert guten Erhaltungszustand. (4) Zum materiellen, künstlerischen und historischen Wert der Raumausstattungen tritt beim Otaheitischen Kabinett eine symbolische Bedeutung hinzu. Der runde Raum ist von den Malern Peter Ludwig Lütke und Philippe Burnat an Decke und Wänden als Südsee-Bambushütte mit Palmen und illusionistischen Ausblicken auf eine exotisch verfremdete Havellandschaft ausgemalt. Otaheiti, ursprünglicher Name der in den 1760er Jahren entdeckten Südseeinsel Tahiti, wurde mit Kythera, der mythologischen Liebesinsel der Göttin Aphrodite, gleichgesetzt. (5) In diesem Sinne tritt in der Ausgestaltung des Otaheitischen Kabinetts die Grundidee für die Pfaueninsel als Rückzugsort für das Liebespaar Friedrich Wilhelm II. und Wilhelmine besonders hervor.


1) Horvath 1802, S. 47: "Das königliche Landhaus stellet ein altes verfallenes römisches Landhaus vor (.)." Zum Entwurf und seinen Vorbildern siehe auch: Kopisch, August: Die Königlichen Schlösser und Gärten zu Potsdam, Berlin 1854; Wyrwa, Ulrich: Die Pfaueninsel. In: Geschichtslandschaft Berlin 1992, S. 486; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 8 ff.

2) Die Holzverkleidung und das illusionistische Wandbild wurden 1974-75 erneuert, nachdem 1909-11 die Außenwände mit Beton bedeckt worden waren und Schaden genommen hatten. Vgl. Bewahrt, wiederhergestellt, erneuert, Restaurierungsführer durch die preußischen Schlösser, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2006, S. 40 f.

3) Seiler 2010, S. 36. Der Gang wurde zum Wasserholen und als heimlicher Zugang genutzt, nicht, wie oft vermutet, als Zugang zur Küche. Der Gang ist heute zugemauert.

4) Genaue Beschreibungen der einzelnen Räume und Ausstattungsstücke siehe: Seiler 1993, S. 55 ff.; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 8 ff.; Bewahrt, wiederhergestellt, erneuert, Restaurierungsführer durch die preußischen Schlösser, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2006, S. 40 f.; Inselwelt 2010, S. 23 ff.; Seiler 2010, S. 29 ff.

5) Der Franzose Louis-Antoine de Bougainville nahm auf seiner Weltumseglung 1766-69 die Insel Tahiti als "Île de la Nouvelle Cythère" für Frankreich in Besitz. (Vgl. Falckenstein, Karl: Geschichte der geographischen Entdeckungsreisen, Bd. 3, Dresden 1828, S. 146.) Am preußischen Hof war das Motiv der fernen Insel als irdisches Paradies durch das Gemälde "Einschiffung nach Kythera" von Antoine Watteau geläufig; so wurde die Pfaueninsel damals auch als "märkisches Kythera" bezeichnet. Das Gemälde hatte Friedrich II. 1763 erworben. Vgl. Pieper, Jan: Das Arkanum Pfaueninsel. In: Daidalos, 12 (1992), H. 46, S. 79 f. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau hatte bereits 1783-84 im Wörlitzer Park auf dem Eisenhart einen Südseepavillon für Orginalstücke aus "Otaheiti" erbauen lassen, die er 1775 von den Weltreisenden Johann Reinhold und Georg Forster als Geschenk erhalten hatte. Vater und Sohn Forster hatten Kapitän Cook als Wissenschaftler auf seiner zweiten Südseereise 1772-75 begleitet, anschließend hatte Georg Forster durch Vortragsreisen die Lebenswelt der Südsee in Deutschland bekannt gemacht.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 190

Teilobjekt Küchengebäude

Teil-Nr. 09075495,T,002
Sachbegriff Küchengebäude
Datierung 1794
Entwurf Leeden, Cornelius van der (Architekt)

Zeitgleich mit dem Schloss [1794-95] entstand ein Stück weiter nördlich am Havelufer der separate Küchenbau. Das in den Hang eingefügte und vom Weg kaum sichtbare Gebäude war 1794 von Cornelius van der Leyden nach "holländischer Art" als eingeschossiger Rohziegelbau gestaltet und mit einem flachen Blechdach überdeckt worden. (1) Im Inneren ist noch ein Raum mit historischen Wandfliesen vorhanden, der vermutlich im Zusammenhang mit der Küchennutzung stand. Eishaus und Brunnen in unmittelbarer Nähe sowie ein Steg am Ufer, über den Waren mit dem Boot einst direkt angeliefert werden konnten, sind jedoch nicht erhalten. (2)


1) Horvath 1802, S. 232.

2) Seiler/Koppelkamm 1993, S. 15: Abb. 11 zeigt Küche und Eiskute in einer Bauaufnahme von Carl Krüger, 1815.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 193

Teilobjekt Kastellanshaus

Teil-Nr. 09075495,T,003
Sachbegriff Kastellanshaus
Datierung 1795-1796
Entwurf Brendel, Johann Gottlieb David

Ursprünglich landete die Fähre ein Stück weiter westlich vor dem Kastellanhaus an. Als einfach und ländlich gestaltetes Gebäude "im pittoresken Geschmack" stimmte es den Besucher auf die Naturverbundenheit und Ursprünglichkeit der Insel ein. (1) Das 1795-96 von Johann Gottlieb Brendel errichtete zweigeschossige Wohnhaus für Hofgärtner und Kastellan mit hohem Walmdach ist so in den Hang eingefügt, dass an seiner Rückseite ein schmaler Anbau den direkten Übergang vom Obergeschoss zum oberen Weg ermöglicht; seitlich führt ein bewachsener gewölbter Laubengang den Hang hinauf zum Schloss. Brendel entwarf das Haus mit einem massiv gemauerten und verputzten Erdgeschoss, über dem das Obergeschoss in Fachwerk leicht zurückgesetzt ist. Ursprünglich war dessen Fassade wie der Beelitzer Jagdschirm mit Eichenborke bedeckt, sie wurde aber 1902 mit Schiefer verkleidet. (2) Feldsteine als Sockelplatte und Einfassungen von Fenstern und Tür verleihen dem kleinen Haus zusätzlich eine rustikale Wirkung. (3)


1) Horvath 1802, S. 235.

2) Horvath 1802, S. 235; Seiler 1993, S. 28 f. Der Anbau wurde vermutlich 1902 im Zusammenhang mit der Schieferverkleidung des Obergeschosses ausgeführt.

3) Bauzeitlich gab es auf jeder Etage eine Wohnung mit Küche, zwei Kammern und drei Stuben. Vgl. Seiler/Koppelkamm 1993, S. 15, Abb. 12 (Bauaufnahme des Kastellanhauses von Carl Krüger von 1815 mit Grundrissen und Ansicht).

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 190

Teilobjekt Jacobsbrunnen, künstliche Ruine

Teil-Nr. 09075495,T,004
Sachbegriff Brunnen & Ruine
Datierung 1794-1795
Entwurf Brendel, Johann Gottlieb David & Angermann

Östlich des einstigen Palmenhaus-Standortes steht auf der Wiese in der Blickachse zur Meierei der 1795 als künstliche Ruine gestaltete Brunnen, der später als Jakobsbrunnen bezeichnet wurde. (1) Das aus Sandsteinteilen zusammengefügte Gebilde, das die übrig gebliebene Ecke eines verfallenen Tempels der römischen Antike darstellen soll, wurde im Zusammenhang mit Schloss und Meierei von Johann Gottlieb Brendel entworfen und vom Steinmetz Ludwig David Trippel ausgeführt. Die Giebel-, Gebälk- und Säulenteile wurden in ihrer fragmentarischen Form als Verkleidung eines Brunnenschachtes aufgebaut, aus dem das Wasser seitlich in ein Steinbecken fließt. Als Vorbild für die Komposition diente wohl ein Stich aus dem 16. Jahrhundert, der die Ruine des Serapistempels am Quirinal in Rom abbildet. (2)


1) Anfangs hatte der Brunnen keinen Namen, eine Begründung für die Bezeichnung Jakobsbrunnen ist nicht bekannt. Vgl. Horvath 1802, S. 233; Seiler 1993, S. 40; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 12; Inselwelt 2010, S. 39 f.

2) Etienne du Pérac, 1575. Abb. in Seiler/Koppelkamm 1993, S. 13.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 193

Teilobjekt Meierei, künstliche neogotische Klosterruine

Teil-Nr. 09075495,T,005
Sachbegriff Ruine & Meierei
Datierung 1794
Entwurf Brendel, Johann Gottlieb David

Zum Bauprogramm für Friedrich Wilhelm II. gehört auch die künstliche "gotische Ruine" der Meierei am nördlichen Ende der Pfaueninsel, die 1794-95 unter Leitung von Johann Gottlieb Brendel zeitgleich mit dem Schloss ausgeführt wurde. (1) Als Parkstaffage, die vom Wasser wie vom Land einen malerischen Point de vue bildet, erhebt sich das leuchtend weiße Gebäude mit Turm und flacherem Seitentrakt eindrucksvoll vor den dunklen Bäumen. Darüber hinaus sind die darin untergebrachten Räume für eine Milchwirtschaft Ausdruck der damaligen, aus England stammenden Mode, einen Landschaftspark als so genannte "ferme ornée" mit landwirtschaftlicher Nutzung zu verbinden. (2) Stall und Molkenstube mit kunstvoller Ausstattung und kostbarem Gerät wie auch ein prunkvoll gestalteter Saal im Obergeschoss dienten als Vergnügungsort für die königliche Gesellschaft. Wie das Schloss ist die ebenfalls weitgehend original erhaltene Meierei ein bedeutendes Zeugnis für die Bauten in königlichen Gärten des späten 18. Jahrhunderts.

Der Standort der Meierei weit im Norden der Insel und ausgerichtet auf die Parschenkessel genannte westliche Bucht ist so geschickt gewählt, dass sich vom Sacrower Ufer oder dem von Südwesten auf dem Wasser sich nähernden Besucher auf einen Blick die Turmfassade des Schlosses und die Schauseite der Meierei über die Bucht hinweg darbietet. Bei der Annäherung vom Park aus Richtung Südosten breitet sich vor dem Gebäude eine weite offene Wiesenfläche aus, die den Blick auf dessen Längsseite vor hohen Eichen freigibt. Die architektonische Gestaltung der Meierei, die aus einem zweigeschossigen Turm mit drei Fensterachsen an jeder Seite und einem eingeschossigen Trakt mit Bohlensparrendach besteht, zielte mit einfachen gotischen Bauformen ganz auf die Fernwirkung. Der massiv gemauerte, weiß verputzte Baukörper ist durch Spitzbogenfenster sowie durch schmale Wandpfeiler, Blendbögen und Fensterfaschen aus Feldsteinen akzentuiert; die abgebrochenen Fensteröffnungen im Dachbereich kennzeichnen den Ruinencharakter. (3) Im Inneren ist im Obergeschoss ein Saal als gotisch gewölbte Halle nach Entwurf von Philipp Boumann, mit Stukkaturen von Constantin Sartori und Wandmalereien von Bartolomeo Verona, aufwendig gestaltet.


1) Horvath 1802, S. 233; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 12 ff.; Seiler 1993, S. 42 ff.; Inselwelt 2010, S. 56 ff.

2) Ferme ornée = ornamented farm oder dekorierter Bauernhof. Als frühestes und bekanntestes Beispiele für eine "ferme ornée" gilt The Leasowes, Landsitz des englischen Dichters William Shenstone (1714-1763) in Shropshire; der Park war - durch Stichwerke bekannt - Vorbild für viele Landschaftsparks in Europa. Die dortige künstliche gotische Ruine "The Priory", die ein verfallenes Kloster darstellen soll, scheint unmittelbar auf die architektonische Gestaltung der Meierei auf der Pfaueninsel gewirkt zu haben. Vgl. Schulz, Simone: Gartenkunst, Landwirtschaft und Dichtung bei William Shenstone und seine Ferme Ornée, "The Leasowes" im Spiegel seines literarischen Zirkels, Diss. FU Berlin 2005, S. 368 ff., Abb. 222-225.

3) Das Motiv der aus Feldsteinen gemauerten Fensterfaschen gab es sowohl am ersten "Cavalier-Haus" wie auch am Kastellanhaus.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 193

Teilobjekt Jagdschirm (Borkenhäuschen)

Teil-Nr. 09075495,T,006
Sachbegriff Jagdhaus

An der Südostspitze der Pfaueninsel, die durch die Zuflussgräben für den Hirschteich abgetrennt und nur über zwei Brücken (1) zu erreichen ist, steht ein kleiner kubischer, mit Eichenrinde verkleideter Holzbau. Das Gebäude, der so genannte Beelitzer Jagdschirm, war 1796 von Hofzimmermeister Johann Gottlieb Brendel in Beelitz errichtet und bald danach auf die Pfaueninsel umgesetzt worden. (2) Am neuen Standort sollte die gut getarnte Jagdhütte vor allem für die Entenjagd geeignet sein. Der mit Brettern verschalte Fachwerkbau erhebt sich über einem Sockelgeschoss aus Rathenower Ziegeln mit Schießscharten für die Jäger; das Obergeschoss mit großen Rundbogenfenstern an allen vier Seiten diente als Saal für die Jagdgesellschaft. Die vertikalen, ebenfalls mit Eichenrinde bedeckten Holzlatten zwischen den Fensterachsen lassen die Fassaden von weitem wie mit rustizierten Pilastern gegliedert erscheinen; das flache Walmdach wird von einer schmalen Attika verdeckt. Nach umfassenden Sanierungsmaßnahmen ist das im Berliner Raum einzigartige Gebäude, das einen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in fürstlichen Parks verbreiteten Bautyp dokumentiert, heute wieder erlebbar. (3)


1) Die nördliche Brücke mit einem gotisierenden Eisengeländer stammt aus dem Charlottenburger Schlosspark, wo sie 1807 in zweifacher Ausführung aufgestellt worden war; 1845 kam sie auf die Pfaueninsel. Die 2004 durch Baumbruch zerstörte westliche Geländerwange wurde bei der umfassenden Sanierung 2010 rekonstruiert. Die südliche Brücke mit einem Geländer aus Robinienholzstämmen, 1832-34 erstmals ausgeführt, wurde seitdem mehrfach erneuert und in den 1960er Jahren durch eine Eisenbrücke ersetzt. 1984 wurde die Robinienbrücke in Form und Material wiederhergestellt und ebenfalls 2010 saniert. (Bauunterlagen der Abt. Baudenkmalpflege der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)

2) Horvath 1802, S. 235; Pappenheim, Hans: Der "Beelitzer Jagdschirm". Zum 170-jährigen Bestehen des Borkenhäuschens auf der Pfaueninsel. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins NF 8 (1967), S. 97-102; Seiler 1993, S. 48; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 14, 17 (Abb. 15); Inselwelt 2010, S. 72 ff.

3) Ein ebenfalls erhaltenes Exemplar von 1778 steht im Park von Weimar. Vgl. Pappenheim, Hans: Der "Beelitzer Jagdschirm". Zum 170jährigen Bestehen des Borkenhäuschens auf der Pfaueninsel. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins NF 8 (1967), S. 100. Anfang der 1960er Jahre war die Borkenverkleidung ausgetauscht und durch portugiesische Korkeiche ersetzt worden; diese erwies sich jedoch als ungeeignet. Vgl. Inselwelt 2010, S. 75.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 195

Teilobjekt Pferdestall, Rinderstall, Eiskeller

Teil-Nr. 09075495,T,007
Sachbegriff Stall & Wohnhaus & Keller
Datierung 1802
Entwurf Krüger, Friedrich Ludwig Karl (Architekt)

Westlich der Meierei steht ein verputzter Backsteinbau, der 1801-02 als Rinderstall errichtet wurde. (1) Spitzbogige Fenster und Türen mit gleichgeformten Blendbögen und Klappläden, Vierpassmotive und spitze Fialen auf quadratischen Eckpfeilern sowie ein kleiner Dachreiter verleihen dem an der Nordseite abgerundeten Gebäude die Wirkung einer gotischen Kapelle. Mit dem flachen Kartoffelkeller und dem Stall für Federvieh, einem kleinen ebenfalls 1802 in gotisierenden Formen errichteten Rohziegelbau, an seiner Südwestseite sowie mit einem nordöstlich gelegenen Reet gedeckten Holzschuppen bildet der Rinderstall eine malerische Baugruppe. Im Sinne des als "ferme ornée" gestalteten Parks vervollständigten die Gebäude das Bild der Meierei als verfallene, zum Bauerngehöft gewandelte mittelalterliche Klosteranlage. (2) Die zeitweise sehr umfangreiche Milchwirtschaft ging mit dem Ausbau der Menagerie Friedrich Wilhelms III. ab 1810 zurück, 1826 wurde der Rinderstall in eine Wohnung und einen Pferdestall umgebaut. Bis heute sind hier die Pferde untergebracht, die für die Bewirtschaftung der Insel eingesetzt werden.


1) Ein Architekt ist nicht bekannt, von 1815 gibt es eine Bauaufnahme der Stallgebäude von Friedrich Ludwig Carl Krüger, der daher z.T. als Urheber genannt wird. Vgl. Reclams Kunstführer 1977, S. 548; Seiler 1993, S. 44 f.; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 16, 18.

2) Eine aquarellierte Federzeichnung von Friedrich Wilhelm Delkeskamp (um 1820) zeigt das idyllische Ensemble von Meierei und Stallgebäuden. Vgl. Seiler/Koppelkamm 1993, S. 16 (Abb. 13).

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 195

Teilobjekt Rollberg

Teil-Nr. 09075495,T,008
Sachbegriff Rutschbahn
Fertigstellung 1819
Entwurf Krüger, Friedrich Ludwig Karl (Architekt)

Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges hinter den Gewächshäusern fällt ein hoher mit Brettern verkleideter hölzerner Kubus auf. Der unscheinbare Bau ist ein Überrest des 1818-19 errichteten russischen Rollbergs, eine von Baurat Andreas Ludwig Krüger nach russischem Vorbild entworfene und vom Zimmermeister Kratz ausgeführte Rutschbahn, die mit kleinen Holzwagen auf eisernen Rollen befahren werden konnte. (1) Sie diente einst wie Schaukeln oder Kegelbahn dem Vergnügen der königlichen Gesellschaften auf der Insel. Während die Rutschbahn 1937 zum größten Teil abgetragen wurde, blieben der Turm und einer der Wagen erhalten. (2) Im hölzernen Turmbau führt eine Treppe auf die einst mit einer Balustrade eingefasste Plattform in etwa sechs Metern Höhe, im unteren Bereich waren die Rollwagen untergebracht. Von der Plattform verlief eine zweispurige knapp 60 Meter lange Holzrampe nach Nordwesten, die bei der Abfahrt einen reizvollen Blick auf das Schloss bot. Die etwa zeitgleich mit dem Blockhaus Nikolskoe errichtete Rutschbahn entstand ebenfalls nach dem Besuch Friedrich Wilhelms III. in Russland, als im Sommer 1817 seine Tochter Charlotte mit dem Großfürsten und späteren Zaren Nikolaus vermählt wurde; der Turm der Rutschbahn dokumentiert die damalige Russland-Mode in den königlichen Parks Preußens. (3)


1) Fintelmann 1837, S. 27 f.; Seiler, Michael: Die russische Rutschbahn auf der Pfaueninsel. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 89 (1993), H. 2, S. 118-124.

2) Der Wagen befindet sich heute im Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, eine Kopie ist in der Meierei zu sehen.

3) Hecker, Anja: Der Kulturtransfer zwischen Russland und Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Projekte Glasowo in Pawlowsk und Alexandrowka in Potsdam. In: Preußische Gärten in Europa, 300 Jahre Gartengeschichte, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2007, S. 94 ff.

Literatur:

  • Topo / Seite 197

Teilobjekt Maschinenhaus

Teil-Nr. 09075495,T,009
Sachbegriff Maschinenhaus
Datierung 1824-1825
Entwurf Voß

Das von der Bepflanzung fast verdeckte Dampfmaschinenhaus am Südufer der Insel wurde 1824-25 vom Schlossbaumeister Voß für eine englische Dampfmaschine, die das Wasser aus der Havel in das nahe gelegene Wasserreservoir auf den höchsten Punkt der Insel pumpte, erbaut. (1) Das schlichte eingeschossige, hell verputzte Gebäude mit hohem Krüppelwalmdach, das sich mit seiner Giebelseite zum Wasser wendet, ist durch einfache, mit schmalen Gesimsen betonte Rechteck- und Segmentbogenfenster gegliedert. Im Inneren waren der Maschinenraum und die Wohnung für den Maschinenmeister untergebracht; an die Rückseite des Hauses war das Kesselhaus als flacher Ziegelbau mit einem viereckigen, 1840 erhöhten Schornstein angefügt.


1) Fintelmann 1837, S. 26 f., 56; Seiler 1993, 49 f.; Bohle-Heintzenberg, Sabine: Die Dampfkraft in der Parklandschaft. In: Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 73 ff.; Inselwelt 2010, S. 90 f.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 196

Teilobjekt Fregattenschuppen

Teil-Nr. 09075495,T,010
Sachbegriff Bootshaus & Schuppen
Datierung 1832
Entwurf Schadow, Albert Dietrich (Architekt)

Am Südufer der Insel, nahe der Anlegestelle der Fähre, zieht ein halb im Wasser stehender Bau mit einer großen offenen Toreinfahrt in der Giebelfront die Blicke vom Wasser auf sich. Der pittoreske Reet gedeckte Holzbau wurde 1832-33 nach Entwurf von Albert Dietrich Schadow als Fregattenschuppen für die königliche Segelyacht erbaut; ein nordöstlich gelegenes Backsteinhäuschen, die so genannte Matrosenküche, diente der dazu gehörenden Mannschaft als Aufenthaltsraum. (1) Als Geschenk des englischen Königs an Friedrich Wilhelm III. kam der im verkleinerten Maßstab einer Fregatte nachgebildete Dreimaster "Royal Louise" 1832 auf die Pfaueninsel. (2) Den Liegeplatz des Bootes überwölbt eine schmale, lang gestreckte Halle mit Satteldach, die als Bohlenbinderkonstruktion mit holzverschalten Fachwerkwänden über einem Ziegelsockel ausgeführt wurde. Die bis an den First reichende spitzbogige Toreinfahrt in das Hafenbecken dominiert die Giebelseite, die mit Schnitzereien an den Dachkanten und ausgesägten Delphinen in den Giebelzwickeln dekorativ gestaltet ist. Im Inneren fassen Stege an den Wänden das Bassin ein; der hintere, auf dem Ufer stehende Teil des Schuppens diente als Aufbewahrungsraum für Segel und Takelage. Die Matrosenküche steht separat auf der anderen Seite des Weges und ist als Rohziegelbau mit einer Rollschicht als umlaufendes Gesims und einer hohen Rundbogentür, flankiert von zwei kleinen Fenstern, symmetrisch gegliedert; durch das flache Blech gedeckte Satteldach ragt ein gemauerter Schornstein. Der Fregattenschuppen ist wegen seiner gut erhaltenen historischen Bausubstanz und der seit dem 18. Jahrhundert verbreiteten - heute jedoch seltenen - Dachkonstruktion aus Bohlenbindern (3) von besonderer architekturhistorischer Bedeutung.


1) Fintelmann 1837, S 35, 58; Seiler 1993, S. 54; Eggert, Swantje u.a.: Berlin, Pfaueninsel: Fregattenhaus und Matrosenküche, Baudokumentation - Bauforschung. In: Jahrbuch Masterstudium Denkmalpflege, Berlin 2009, S. 90; Inselwelt 2010, S. 98 f. Für die Unterkunft für die Matrosen wurde zeitweilig das Blockhaus Nikolskoe genutzt.

2) Bereits 1814 hatte Friedrich Wilhelm III. vom englischen Prinzregenten eine Fregatte als Geschenk erhalten, die jedoch den Witterungseinflüssen nicht lange standgehalten hatte; das neue Boot sollte daher besser geschützt werden. Die bis in die 1920er Jahre erhaltene und 1947 endgültig abgewrackte Fregatte wurde 1997-99 nachgebaut; die neue Yacht, die wieder den Namen "Royal Louise" trägt, wird seit 2004 durch einen privaten Verein betreut. Vgl. Heidemann, Wilfried M.: Royal Louise, Die Fregatte vor der Pfaueninsel 1832-1945. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 82 (1986), H. 3, S. 405-424; zum Nachbau: www.royal-louise.de (zuletzt geprüft am 01.03.2013).

3) Von David Gilly in seinem "Handbuch für Landbaukunst" von 1798 propagiert.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 196

Teilobjekt Fontäne

Teil-Nr. 09075495,T,011
Sachbegriff Brunnen
Datierung 1824
Entwurf Rabe, Martin Friedrich

Die Gebäude, die der ersten durch Dampfmaschinenkraft betriebenen Bewässerungsanlage in der Berlin-Potsdamer Gartenlandschaft dienten, unterscheiden sich in ihrer einfachen Gestaltung von den späteren Anlagen in den Parks von Glienicke, Sanssouci und Babelsberg; sie sind ein bedeutendes Zeugnis für den Beginn der Entwicklung dieser neuen Bauaufgabe. (1) Vom etwa 200 Meter nordwestlich gelegenen runden Wasserreservoir werden über Rohrleitungen alle Gärten, Tiergehege und Brunnen der Pfaueninsel versorgt. (2) Der Zufluss erfolgt in der Mitte des Beckens über einen hohen Kaskadenbrunnen, der als Fontäne, ursprünglich auch als "Candelabre", bezeichnet wird. (3) Der Brunnen wurde 1824-25 nach Entwurf von Martin Friedrich Rabe ausgeführt; er besteht aus zwei gusseisernen balusterförmigen Säulen, die sich übereinander auf einem mächtigen Sockel erheben und jeweils eine Schale tragen, über die das Wasser mit lautem Rauschen und einen feinen Wassernebel versprühend wie ein Wasserfall in die Tiefe stürzt. Damit spielt der Brunnen nicht nur als Point de vue für mehrere Sichtachsen des Parks eine bedeutende Rolle, sondern auch als Geräuschkulisse. Im dicht bewachsenen Teil der Insel ist er meist eher zu hören als zu sehen.


1) Die Bewässerung auf der Pfaueninsel war die erste funktionierende Anlage ihrer Art. Frühere Versuche für den Park Sanssouci waren alle gescheitert. Die Dampfmaschine für den Glienicker Park ging 1837 in Betrieb, die für Sanssouci 1841-43 und die für Babelsberg 1843-44. Die Dampfmaschine auf der Pfaueninsel ist heute durch eine elektrische Pumpe ersetzt. Vgl. Fintelmann 1837, S. 56.

2) Das Becken hat ein Fassungsvermögen von rund 200 Kubikmetern. Vgl. Fintelmann 1837, S. 27, 55 f.

3) Fintelmann 1837, S. 26; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 20, 50 f.; Seiler 1993, S. 49 f.; Inselwelt 2010, S. 90 f.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 196

Teilobjekt Schweizerhaus

Teil-Nr. 09075495,T,012
Sachbegriff Gärtnerhaus
Datierung 1829-1830
Entwurf Schadow, Albert Dietrich (Architekt)

Oberhalb des Kastellanhauses an der Südwestspitze der Insel wurde 1829-30 das so genannte Schweizerhaus nach Entwurf von Karl Friedrich Schinkel als Wohnhaus für Gärtner und Schlossbedienstete von Albert Dietrich Schadow erbaut. (1) Auch dieses Gebäude ist durch eine dichte Bepflanzung vom nahe gelegenen Schloss nicht sichtbar, es wendet sich mit seinen Hauptfassaden zur Havel und zur Anhöhe von Nikolskoe auf dem Ufer gegenüber. Schinkel gestaltete das zweigeschossige, massiv gemauerte Wohnhaus mit weit überstehendem, flach geneigtem Satteldach, Holz geschnitztem Dekor und einem Bruchsteinmauerwerk imitierenden Sockelputz im alpenländischen Stil. Ebenfalls in Putz ausgeführt sind ein umlaufendes Band, das die Holzbalustraden unter den Fenstern fortsetzt, sowie die Voluten- und Palmettenornamente über den Fenstern. Aus Holz bestehen nur Dachkanten, Hängewerk und die mit Rosetten geschmückten Fensterbalustraden sowie die Fensterrahmungen und der tief in das Gebäude eingeschnittene Eingang mit Vierkantsäulen und Stufen an der Westseite. Alpine Architektur stand seit dem frühen 19. Jahrhundert für das einfache, naturnahe und freiheitliche Leben in den Bergen. Der klar strukturierte und wohl proportionierte Entwurf Schinkels war das erste ausgeführte Schweizerhaus im Berlin-Potsdamer Raum und somit Vorbild für spätere Häuser dieses Stils wie das Forsthaus Moorlake von Ludwig Persius (1842) oder die Häuser in Klein-Glienicke von Ferdinand von Arnim (1863-66). (2)


1) Seiler/Koppelkamm 1993, S. 24 f.; Seiler 1993, S. 20; Schinkel-Führer 2006, S. 98 ff.; Börsch-Supan, Eva: Schinkel Lebenswerk Bd. 21, Arbeiten für Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.), München 2011, S. 268 ff.

2) Klausmeier, Axel: Der gebaute Traum vom harmonischen Leben in der Natur - Die Schweizerhäuser in den preußischen Gärten. In: Preußische Gärten in Europa. 300 Jahre Gartengeschichte, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2007, S. 61; Mielke 1991, S. 200 ff.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 190

Teilobjekt Winterhaus für fremde Vögel

Teil-Nr. 09075495,T,013
Sachbegriff Vogelhaus
Datierung 1828
Entwurf Schadow, Albert Dietrich (Architekt)

Südlich des Kavalierhauses erstreckt sich ein dicht bewaldeter Bereich, in dem ab 1824 mehrere Bauten für die Menagerie Friedrich Wilhelms III. ihren Standort fanden. (1) Nach Auflösung der Sammlung und Weitergabe der Tiere samt ihrer Gehege an den neu gegründeten Zoologischen Garten Berlin blieben auf der Pfaueninsel nur zwei Gebäude für die Unterbringung von Vögeln erhalten. Für das Winterhaus für fremde Vögel hat 1828 Albert Dietrich Schadow ein ehemaliges Nachtwächterhaus, das in der Nähe des Kavalierhauses stand, am südlichen Uferweg wieder aufgebaut. (2) Der massiv gemauerte und hell verputzte eingeschossige Bau mit Reet gedecktem Walmdach und Ziegelsockel verfügt im Inneren über drei Räume, die für die Überwinterung und Aufzucht exotischer Vögel genutzt wurden. (3) Grundriss und Außengestaltung mit Reetdach, einfachen Rechteckfenstern, Klappläden und Putzstreifen kennzeichnen das kleine Gebäude als malerisch in die Insellandschaft integrierten Nutzbau. Bei verschiedenen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen - zuletzt 2010 - wurden Putz und Dach zum Teil erneuert, insgesamt ist das Haus jedoch weitgehend in seiner originalen Gestalt erhalten. (4)


1) Seiler, Michael: Lennés Wirken auf der Pfaueninsel. In: Peter Joseph Lenné, Volkspark und Arkadien, hrsg. v. Florian von Buttlar, Berlin 1989, S. 171-188 (zu den Menageriebauten S. 182-185).

2) Seiler 1993, S. 51; Inselwelt 2010, S. 86 f.; Beer, Marit/Holland, Inken: Berlin, Pfaueninsel: Das ehemalige Winterhaus für exotische Vögel. Bauuntersuchung - Schadenskartierung - Nutzungskonzept. In: Jahrbuch Masterstudium Denkmalpflege 2007-2009, Berlin 2009, S. 91. 2003 wurde ein Pfauenaufzuchtgehege zusätzlich neu errichtet. Vgl. Inselwelt 2010, S. 86 f.

3) Zwischenzeitlich diente es als Wohnhaus, seit den 1990er Jahren wird es jedoch wieder in alter Funktion für die Pfauen genutzt.

4) Bauunterlagen der Abt. Baudenkmalpflege der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 195

Teilobjekt Voliere

Teil-Nr. 09075495,T,014
Sachbegriff Vogelhaus
Datierung 1834
Entwurf Rabe, Martin Friedrich

Die nördlich gelegene Volière, 1825 nach Entwurf des Schlossbaumeisters Martin Friedrich Rabe errichtet, besteht aus einem neuneckigen Holzbau für die geschützten Tierbehausungen sowie aus einem 18-eckigen Ring mit Freigehegen. (1) Der zweigeschossige Kernbau mit weit überstehendem Zeltdach ist an jeder Seite durch drei quadratische bleiverglaste Fenster übereinander und mit kleinen Öffnungen auf Bodenniveau für die Vögel - nur an zwei Seiten mit Türen - gegliedert und von einem Drahtzaun eingefasst. Der in 18 Abschnitte unterteilte Käfigring war ursprünglich mit von der Dachkante abgehängten Fischernetzen überdeckt; heute schließen Drahtgitter das Freigehege auch nach oben ab. Die 2009-10 umfassend sanierte Volière war in Anlehnung an barocke Menagerie- oder Fasaneriebauten gestaltet worden; sie stellte jedoch zu ihrer Erbauungszeit in Preußen einen neuartigen und singulären Vertreter dieses Bautyps dar. (2)


1) Seiler 1993, S. 48 f.; Inselwelt 2010, S. 80 f.

2) Bauunterlagen der Abt. Baudenkmalpflege der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 196

Teilobjekt Sandsteinportikus des Luisen-Mausoleums in Charlottenburg

Teil-Nr. 09075495,T,015
Sachbegriff Portikus
Datierung 1811
Entwurf Gentz, Heinrich (Architekt)
Bauherr Friedrich Wilhelm III.

Von der Meierei sieht man in Richtung Süden jenseits der Laichwiese den Gedächtnistempel für Königin Luise am nördlichen Rand des Waldes. Das kleine Gebäude mit einem Sandsteinportikus in dorischer Ordnung entstand 1829, als man von dem 1811 von Heinrich Gentz errichteten Mausoleum für Königin Luise im Charlottenburger Schlosspark die Tempelfront entfernte und in Granit ersetzte. Der alte Säulenportikus wurde auf die Pfaueninsel gebracht und von Albert Dietrich Schadow mit einem flachen Ziegelbau als rückwärtige Halle zum Erinnerungsort für die 1810 verstorbene Gemahlin Friedrich Wilhelms III. gestaltet. (1) Im dämmrigen Innenraum des nach Norden orientierten Tempelchens steht auf einer Konsole eine Büste der Königin von Christian Daniel Rauch; die ursprüngliche Marmorbüste ist durch eine Gipskopie ersetzt. Die beiden gusseisernen Blumenschalen vor dem Gebäude kamen ebenfalls 1829 aus Charlottenburg auf die Pfaueninsel, sie standen jedoch bis 1882 vor dem Palmenhaus; die eisernen Gitter schützen seit 1918 den Innenraum.


1) Seiler 1993, S. 45 f.; Inselwelt 2010, S. 64.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 195

Teilobjekt Kavalierhaus, Gärtner- und Schäferhaus

Teil-Nr. 09075495,T,016
Sachbegriff Kavalierhaus & Gärtnerhaus
Datierung 1803-1804
Umbau 1824
Entwurf Krüger, Friedrich Ludwig Karl (Architekt)
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)

Etwa in der Inselmitte steht als größtes Gebäude der Pfaueninsel das Kavalierhaus - ein breit gelagerter Bau mit zwei mächtigen, unterschiedlich hohen Rechtecktürmen und einer Fassadengliederung im gotischen Stil. In dieser Form entstand das Wohnhaus für Gäste, Bedienstete und die Kinder Friedrich Wilhelms III. 1824-25 nach Entwurf von Karl Friedrich Schinkel. (1) Mit seiner Idee, die vom König 1823 erworbene Fassade eines in Danzig abgerissenen Patrizierhauses aus der Zeit um 1520 in ein vorhandenes Gebäude einzubauen, statt sie freistehend als reine Staffagearchitektur in den Park zu integrieren, schuf Schinkel einen Bau, der nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Baugeschichte, sondern auch aufgrund der Bewahrung wertvoller spätmittelalterlicher Spolien einzigartig ist. (2)

1803-04 war ein erstes "Cavalier-Haus" als Gutshof mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden von Andreas Ludwig Krüger errichtet worden. (3) Das eingeschossige, fünfachsige Wohnhaus mit Mezzanin und Walmdach, flankiert von zwei Türmen, gestaltete Schinkel umfassend neu; die Nebengebäude wurden abgerissen. Die schmale, 22 Meter hohe Danziger Fassade mit reichem Sandsteindekor an Fenstern und Tür sollte dem südwestlichen Turm zunächst nur vorgeblendet werden, aus konstruktiven Gründen musste dieser jedoch komplett neu aufgeführt werden. Die sechsgeschossige Fassade mit hohen zwei- und dreiteiligen, mit Sandsteinreliefs geschmückten Blendmaßwerkfenstern an den drei unteren Geschossen und kleineren Rechteckfenstern mit Vorhangbogenabschluss an den drei oberen Stockwerken wird von schlanken vertikalen Wandvorlagen und Gurtgesimsen gegliedert sowie von Zinnen bekrönt. Auch der nordöstliche Turm - wie der Mitteltrakt um ein Stockwerk aufgestockt, hell verputzt und mit gotisierender Putzornamentik an Fensterrahmungen und Gesimsen im Stil der originalen Bauteile gegliedert - ist mit Zinnen versehen. Das Kavalierhaus mit ehemals 18 Zimmern wird heute als Wohnhaus mit mehreren Wohnungen genutzt.


1) Karl Friedrich Schinkel, Eine Ausstellung aus der DDR, hrsg. v. Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur, Berlin 1982, S. 254; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 20; Seiler 1993, S. 12, 41 f., Schinkel-Führer 2006, S. 96 ff.; Börsch-Supan, Eva: Schinkel Lebenswerk Bd. 21, Arbeiten für Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.), München 2011, S. 261 ff.

2) Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde beim Wiederaufbau der Danziger Innenstadt am originalen Standort ein Haus mit der Kopie der translozierten Fassade neu errichtet. Vgl. Seiler 1993, S. 42; Inselwelt 2010, S. 35 f.; Börsch-Supan, Eva: Schinkel Lebenswerk Bd. 21, Arbeiten für Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.), München 2011, S. 267.

3) Ein Plan von Fintelmann 1810 zeigt eine Darstellung des ersten "Cavalier-Hauses". Abgebildet in: Seiler 1993, S. 26; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 17. Als Architekt wird hier fälschlich Friedrich Ludwig Carl Krüger (1774-1828) angegeben, der Sohn von Andreas Ludwig Krüger (1743-1822).

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 193

Teilobjekt Gärtnerei mit Gewächshäusern

Teil-Nr. 09075495,T,017
Sachbegriff Gärtnerei & Gewächshaus
Datierung 1833-1838
Entwurf Schadow, Albert Dietrich (Architekt)

Auch die Gärtnerei am Südhang über dem Uferweg in Richtung Fährhaus stammt zum größten Teil aus der Zeit Friedrich Wilhelms III. (1) Die sechs aneinander gereihten, nach Süden verglasten Gewächshäuser, die sich nach Norden in den Hang hinein schieben, wurden zwischen 1833 und 1838 erbaut. Als erster Bau war von Albert Dietrich Schadow 1833 ein Kirsch- und Blumenhaus ausgeführt worden, aus dem die heutigen Glashäuser in der Mitte der Reihe hervorgegangen sind; die beiden äußeren höheren Gewächshäuser entstanden 1836-38. Zwei kleinere Glashäuser, eine Erweiterung um 1870, schließen sich im Südosten als separate Bauten an. Alle Gewächshäuser sind im Laufe der Zeit dem jeweiligen Stand der Technik angepasst und mehr oder weniger deutlich verändert worden; trotzdem haben sich einige Details der Erbauungszeit erhalten. (2) Trotz ihrer schlichten und funktionalen Gestaltung als reine Zweckbauten, die weitgehend unsichtbar in den Park integriert sind, stellen die Gewächshäuser der Gärtnerei ein wichtiges Zeugnis für die Ausstattung der Pfaueninsel im 19. Jahrhundert dar.


1) Seiler, Michael: Die Gewächshäuser auf der Pfaueninsel als Beispiel hoch entwickelter Heizungstechnik. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 34 (1983), S. 39-67; Seiler 1993, S. 52; Inselwelt 2010, S. 94 f.

2) Beispielsweise sind einige Reste von Umfassungsmauern, Heizungsanlagen und Farbgebung der Wände erhalten. Vgl. Seiler, Michael: Die Gewächshäuser auf der Pfaueninsel als Beispiel hoch entwickelter Heizungstechnik. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 34 (1983).

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 197

Teilobjekt Palmenhaus und Schuppen

Teil-Nr. 09075495,T,018
Sachbegriff Fundament & Schuppen

Nordöstlich des Küchengebäudes markieren vier Steinpostamente die einstigen Eckpunkte der Grundfläche des 1830-31 erbauten und 1880 bei einem Brand komplett zerstörten Palmenhauses. (1) Das von Karl Friedrich Schinkel entworfene und von Albert Dietrich Schadow ausgeführte Gebäude, das aus einem schmalen Backsteinriegel im Norden und einem daran nach Süden anschließenden Kubus aus Holz und Glas bestand, zählte damals zu den fortschrittlichsten Bauten dieser Art. Im Inneren befanden sich eine bedeutende Palmensammlung aus Paris sowie Spolien eines indischen Bauwerks, die Friedrich Wilhelm III. 1829 erworben hatte; sie verliehen dem Palmenhaus einen exotisch-orientalischen Charakter. (2) Die vier aus dem Brandschutt geborgenen Sockel sowie ein weiteres, an seinem ursprünglichen Standort wieder aufgestelltes Sandsteinpostament erinnern an das vernichtete Palmenhaus, das den Höhepunkt der baulichen Entwicklung auf der Pfaueninsel darstellte. Der Holzschuppen mit Reetdach auf der gegenüberliegenden Seite des Weges wurde vermutlich im Zusammenhang mit dem Palmenhaus errichtet. (3)


1) Seiler, Michael: Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel, Geschichte seiner baulichen und gärtnerischen Gestaltung, Berlin 1989.

2) Das Innere des Palmenhauses ist in vier Gemälden von Carl Blechen (1798-1840) überliefert. Die beiden Bilderpaare, die in den Motiven ähnlich sind, aber zwei verschiedene Fassungen darstellen, befinden sich heute in der Alten Nationalgalerie Berlin, in der Hamburger Kunsthalle und in der Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Vgl. Seiler, Michael: Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel. Geschichte seiner baulichen und gärtnerischen Gestaltung, Berlin 1989, S. 81 ff.

3) Der Schuppen wird in der Literatur nicht erwähnt; die Bezeichnung bezieht sich wohl auf den Standort in der Nähe des Palmenhauses. Nach Auskunft von Michael Seiler ist der vor wenigen Jahren renovierte und mit neuem Reetdach versehene Holzbau, der an diesem Standort erstmals auf dem Koeber-Plan von 1834 eingezeichnet ist, noch bauzeitlich. Vgl. Plan der Pfaueninsel, Aquarellierte Federzeichnung von Gerhard Koeber, 1834 (abgebildet in: Seiler/Koppelkamm 1993, S. 26).

Teilobjekt Lamabrunnen

Teil-Nr. 09075495,T,019
Sachbegriff Brunnen

Bei dem runden steinernen Wasserbecken mit Mittelfontäne am Weg weiter östlich, dem so genannten Lamabrunnen, handelt es sich hingegen tatsächlich um das Relikt eines verlorenen Gebäudes. Das ehemalige Lamahaus, ein im Stil einer römischen Villa nach Entwurf von Albert Dietrich Schadow 1830-31 errichtetes Tierhaus für Lamas und Papageien, war das größte und aufwendigste der ehemals zahlreichen Menageriebauten auf der Pfaueninsel. Es brannte 1842 ab; von der 1870 abgetragenen Ruine blieb nur der Brunnen im ehemals eingezäunten Freigehege erhalten. (1)


1) Seiler, Michael: Lennés Wirken auf der Pfaueninsel. In: Peter Joseph Lenné. Volkspark und Arkadien, hrsg. v. Florian von Buttlar, Berlin 1989, S. 185; Seiler 1993, S. 40; Seiler/Koppelkamm 1993, S. 25; Inselwelt 2010, S. 33.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 193

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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