Denkmaldatenbank

Schloß Klein-Glienicke

Obj.-Dok.-Nr. 09075491,T
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Königstraße 35B, 35C, 35D, 35E, 36, 36A

Nikolskoer Weg 3
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schlossanlage & Parkanlage

Im Glienicker Park liegt das Schloss Glienicke, Königstraße 35B-E, 36, mit seinen zahlreichen Nebengebäuden. Das Sommerschloss für den Prinzen Carl, den dritten Sohn König Friedrich Wilhelms III., entstand im Wesentlichen zwischen 1824 und 1845 durch Umbau eines älteren Gutshofes nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius. (1) Spätere Baumaßnahmen bis zum Tod des Prinzen im Jahr 1883 leiteten Ferdinand von Arnim und Ernst Petzholtz. 1939 ging das zwischenzeitlich stark vernachlässigte Schloss in den Besitz der Stadt Berlin über, 1950-52 wurde es zum Erholungsheim für Sportler umgebaut und 1977-86 von der Heimvolkshochschule Berlin genutzt. (2) Seit 1966 untersteht Schloss Glienicke der West-Berliner Schlösserverwaltung, seit 1995 Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. In den 1980er Jahren umfassend restauriert, wurde das Hauptgebäude mit Möbeln und Ausstattungsstücken aus der Zeit des Prinzen Carl als Museum eingerichtet; seit 2006 befindet sich im Westflügel ein Hofgärtnermuseum. (3)

Sämtliche Bauten des Glienicker Schlosses bilden mit dem Park eine untrennbare Einheit - sie wurden von den jeweiligen Baumeistern bis in Details von Formen und Farben in diesen hinein komponiert. Die Persönlichkeit des Bauherrn hat sich dabei entscheidend auf die Gestaltung der Anlage ausgewirkt. Sowohl konkrete gestalterische Vorgaben des Prinzen wie auch seine Italienbegeisterung und Sammelleidenschaft für antike Skulpturen und Bauteile waren die Grundlage für alle beteiligten Architekten, die das Schloss mit seinen mehr als 20 Gebäuden, Brücken, Toren und Brunnen zu einem bedeutenden Gesamtkunstwerk des frühen 19. Jahrhunderts formten. Die Leitidee war weniger, eine Schlossanlage im traditionellen Sinn zu schaffen, als vielmehr ein ländliches Anwesen im mediterranen Stil, wie es sowohl Prinz Carl als auch die Architekten bei ihren zahlreichen Italienreisen kennen gelernt hatten. In ihrer Komplexität und künstlerischen Durchbildung stellt daher die Gesamtanlage des Schlosses Glienicke ein bau-, kunst- und kulturgeschichtlich herausragendes Gefüge aus gestalteter Landschaft und Architektur von höchster Qualität dar.

Bauten und Landschaftsbilder im Glienicker Park geben Zeugnis von den höchst ambivalenten Kunstströmungen ihrer Zeit. Nördlich eines von Ost nach West verlaufenden Höhenrückens, die Alpen versinnbildlichend, erwecken ausgedehnte Laubholzbestände mit kleinen Lichtungen den Eindruck eines nordeuropäischen Waldes. In Anlehnung an diese Vegetationsbilder wurde offensichtlich auch der Baustil der Parkgebäude entwickelt. Der Jägerhof und das Jägertor, im "nördlich der Alpen" gelegenen Areal zu denken, sind daher im englisch-gotischen Tudorstil errichtet worden. Der südliche, zum Schloss hin abfallende, großzügig dimensionierte Bereich mit weichen Geländemodellierungen, auf Südeuropa hindeutend, zeigt hingegen neben der an Italien erinnernden Bauweise der Parkbauten - Schloss, Kasino, Gärtner- und Maschinenhaus, Wirtschaftshof, Matrosenhaus - auch eine offenere Behandlung der Parkpartien. (4)

Das topografisch reizvolle, zum Jungfernsee hin gelegene aussichtsreiche Hangufer kann man mittels eines scharf an der Hangkante geführten Panoramaweges erschließen. Schon kurz hinter dem Hofgärtner- und Maschinenhaus genießt man einen Fächerblick von einem ersten Lindenrondell aus, um bald zur romantischen Erlenbrücke, über einer kleinen Schlucht gelegen, zu kommen. Der Weg führt weiter über einen künstlich angelegten Schluchtgraben zum Zeltenplatz, von wo aus man im 19. Jahrhundert ausgezeichnete Blickbeziehungen zum Marmorpalais am Heiligen See oder nach Sacrow hatte. Im weiteren Verlauf gelangt man zum eigentlichen Höhepunkt der Uferinszenierungen, dem großen Wasserfall an der von Ludwig Persius errichteten Teufelsbrücke. Von dort aus kann man nicht nur das tief unter der Brücke rauschende Wasser beobachten, sondern hat zugleich eine weite Aussicht auf den Jungfernsee. Ein weiterer Blick, der einstmals bis zu den Schlössern von Sacrow und der Pfaueninsel reichte, ergibt sich schließlich oberhalb des Jägerhofes, wo einst ein großer Jagdschirm stand. Glienicke wurde damit Teil einer von Lenné strategisch gedachten, landschaftlich wirksamen Gesamtinszenierung, in die nicht nur die Kulisse der Stadt Potsdam, sondern auch zahlreiche in der Nähe der Havelgewässer liegende Schlösser, Brücken, Wasserwerke, aber auch andere Parkarchitekturen wie künstliche Wasserfälle, Pump- oder Maschinenhäuser, später auch Turmvillen miteinbezogen wurden.


1) Prinz Carl erwarb 1824 das ehemalige Landgut des Hofrats Mirow mit Maulbeerplantage, Weinberg und Ziegelei von den Erben des damaligen Besitzers, des Fürsten Hardenberg. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort ein um 1750 errichtetes Herrenhaus, ein Billardhaus, einen Teepavillon, eine Orangerie sowie mehrere Stall- und Wohngebäude. Ausführlich zu Vorgeschichte und Bauphasen des Glienicker Schlosses siehe: Sievers, Johannes: Karl Friedrich Schinkel, Bauten für den Prinzen Carl von Preußen (Schinkels Lebenswerk), Berlin 1942; Schärf 1986, S. 129-179; Schloss Glienicke 1987, S. 9 ff.; Mielke 1991, S. 123 ff., 153 ff., 455 ff.; Wyrwa, Ulrich: Schloss Klein-Glienicke. In: Geschichtslandschaft Berlin 1992, S. 461-477; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 99 ff.; Persius Architekturführer 2003, S. 82-96.

2) Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss als Lazarett genutzt, 1945 als Offizierskasino der Roten Armee. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 185 ff.; Gehlen 2005; Bewahrt, wiederhergestellt, erneuert, Restaurierungsführer durch die preußischen Schlösser, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2006, S. 37.

3) 1977 wurden die Fassaden erneuert, 1980 die Orangerie wiederaufgebaut und 1987 mit der Restaurierung des vor allem im Inneren stark veränderten Schlosses begonnen. Der Wende folgte 1990 die Zurückstellung beinahe sämtlicher Baumaßnahmen, die erst nach der Gründung der Stiftung 1995 fortgesetzt werden konnten. Vgl. Gehlen 2005. Zum Hofgärtnermuseum siehe: www.spsg.de (zuletzt geprüft am 01.03.2013) und Preußisch Grün, Vom königlichen Hofgärtner zum Gartendenkmalpfleger, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin 2004.

(4) Weber, Klaus-Konrad: Die "belebende Idee" des Glienicker Parkes. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte XV, Berlin 1964, S. 50-59.

Literatur:

  • Sievers, Johannes: Karl Friedrich Schinkel, Bauten für den Prinzen Carl von Preußen (Schinkels Lebenswerk), Berlin 1942 / Seite .
  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 174
  • Schärf, Hartmann Manfred: Die klassizistischen Landschlossumbauten Karl Friedrich Schinkels, Berlin 1986 / Seite 129-179
  • Mielke, Friedrich: Potsdamer Baukunst, Berlin 1991 / Seite 123 ff, 153 ff, 455 ff
  • Wyrwa, Ulrich: Schloss Klein-Glienicke, in: Geschichtslandschaft Berlin 1992 / Seite 461-477
  • Persius, Ludwig: Architekturführer, Potsdam 2003 / Seite 82-96
  • Persius, Ludwig: Ausstellungskat., Berlin 2003 / Seite 99 ff.
  • Schloß Glienicke, 1987 / Seite .
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Schlösser, Herrenhäuser und Gutsanlegen in Berlin, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Bd. 46, Berlin 2016 / Seite 426-441
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hrsg.): Die Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin in die Liste des Welterbes, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 6, Berlin 1995 Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (Webseite): Schl / Seite https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-glieni cke/

Teilobjekt Schloß Klein-Glienicke

Teil-Nr. 09075491,T,001
Sachbegriff Schloss
Datierung um 1750
Umbau 1826-1827
Umbau 1840
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig
Bauherr Mirow

Westlich des vom Johannitertor in die Parkanlage führenden Weges erstreckt sich - dem Blick des Besuchers durch eine Mauer zunächst verborgen - das eigentliche Schloss; es ist mit seiner Hauptfassade sowie dem vorgelagerten Ensemble aus Löwenbrunnen und Stibadium nach Südosten zur Königstraße orientiert. Während die Schauseite des Schlosses mit Mittelrisalit, Balkon und Dachterrasse über der Attika besonders betont wird, ist die Gesamtgestaltung des Gebäudes unerwartet schlicht. Auch befindet sich der Schlosseingang nicht hier an repräsentativer Stelle, sondern seitlich am so genannten Hofdamenflügel. Von dort betritt man den rückwärtigen Gartenhof und erreicht den eigentlichen Hauptzugang, eine bescheidene Tür an der Rückseite des Hauses, über einen Laubengang entlang der Hauswand mit Blick auf die Bepflanzung und die hier ausgestellten Kunstwerke.

Karl Friedrich Schinkel hatte beim Umbau das alte Gutshaus mit seinen Wirtschaftsgebäuden in Grundstruktur und Bausubstanz weitgehend erhalten, es lediglich im Geschmack der Zeit und unter Verzicht auf alles Repräsentative verändert. (1) Mit einfachsten Mitteln gelang es ihm, - im engen Zusammenhang mit der Neugestaltung des Parks - eine bauliche Anlage von schlichter Vornehmheit aus mehreren, um zwei Höfe gruppierten Einzelbauten zu schaffen, die ganz dem Wunsch des Bauherrn nach einem weitläufigen Landsitz mit Bezügen zum Sehnsuchtsort Italien und zur klassischen Antike entsprach. In einer strengen klassizistischen Architektursprache formte Schinkel die Altbauten, ein winkelförmiges Gutshaus und zwei Wirtschaftsgebäude, die einen nahezu quadratischen Innenhof einfassen, um und verlagerte den Zugang in den als Blumen- und Antikengarten angelegten Hof. An dessen Nordseite fügte er den zweiten, zum Park hin offenen Hof durch den Neubau einer Remise mit Turm an. Die betont zurückhaltende Gestaltung der Schlossbauten ohne antikisierende Architekturelemente oder Dekor lässt sie zu Gunsten der in die Wandflächen eingemauerten oder in Gartenhof und Park verteilten antiken Bauteile und Skulpturen in den Hintergrund treten. (2) Erst in späteren Bauphasen, seit den 1840er Jahren unter der Verantwortung von Ludwig Persius und danach vor allem unter Ferdinand von Arnim, entstanden im Schlossbereich Bauten und Bauteile, die den wachsenden Wunsch des Prinzen nach Dekoration und Repräsentation sowie den sich wandelnden Zeitgeschmack hin zum Historismus widerspiegeln.

Im Einzelnen wurde 1826-27 nach dem Entwurf Schinkels und unter Bauleitung von Ludwig Persius das barocke Walmdach des einstigen Gutshauses durch ein flaches Zinkdach ersetzt und mit einer vasengeschmückten Attika eingefasst. Die Südfassade des Schlosses wurde sparsam gegliedert mit einem dreiachsigen Mittelrisalit, der im Erdgeschoss als Vorbau mit hohen Fenstertüren, im Obergeschoss als Balkon vor einer Dreifenstergruppe mit kräftigen Vierkantpfeilern gestaltet ist, sowie mit einer Dachterrasse über der Attika. Die Fassade des Westflügels erhielt eine der Südseite entsprechende Aufteilung, jedoch mit einem Scheinrisalit. Während im oberen Geschoss des Hauptgebäudes die Fenster vergrößert und mit Jalousienläden versehen sowie Balkone angebracht wurden, gestaltete Schinkel das Erdgeschoss durch Fenster ohne Gewände und durch kräftigere Putzquader als Sockelzone. Sämtliche Baukörper überzog er mit einem hellen Putz in feiner Quaderung und verlieh ihnen damit ihre einheitliche Wirkung. Die damals im klassizistischen Stil veränderten Innenräume des Schlosses sind nicht erhalten. (3) Den winkelförmigen östlichen Wirtschaftsbau, der zum Teil ebenfalls noch aus der Zeit vor 1800 stammte, verband Schinkel unmittelbar mit dem Hauptgebäude, setzte jedoch den niedrigeren, nun als Hofdamenflügel bezeichneten Trakt mit einem flachen Walmdach deutlich davon ab; auch verkürzte er ihn um ein Drittel, um den Blick vom Gartenhof nach Osten in den Park zu erweitern. (4) Dieser Bauteil ist heute durch den von Ludwig Persius 1840 errichteten tempelartigen, mit reichem Zinkguss-Dekor geschmückten Portikus, die 1844 ebenfalls von Persius gestaltete Aufstockung des Gebäudes sowie einen Anbau aus den 1950er Jahre leicht verändert. (5) Von Persius stammen vermutlich auch die 1842 ausgeführten dekorativen Zinkguss-Reliefs an den vier Pfeilern des Südfassadenrisalits. (6)


1) Bereits 1814-16 hatten Schinkel und sein Bauleiter Persius im Auftrag des Fürsten Hardenberg erste Renovierungs- und Umbauarbeiten am Gutshaus durchgeführt. Vgl. Schinkel in Berlin und Potsdam, Führer zum Schinkeljahr, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1981, S. 65 ff.; Karl Friedrich Schinkel, Eine Ausstellung aus der DDR, hrsg. v. Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur, Berlin 1982, S. 252 ff.; Schärf 1986, S. 129-179; Schloss Glienicke 1987, S. 9 ff., 304 ff.; Forssman, Erik/Iwers, Peter: Karl Friedrich Schinkel, Seine Bauten heute, Dortmund 1990, S. 36 ff., 121 ff.; Krosigk/Wiegand 1992, S. 37 ff.; Persius Architekturführer 2003, S. 82 f.; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 99 f., 126 f.; Schinkel-Führer 2006, S. 101 ff.

2) Nehls, Harry: Italien in der Mark, Zur Geschichte der Glienicker Antikensammlung (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 63), Berlin-Bonn 1987.

3) Im Zuge der Restaurierungsmaßnahmen in den 1980er und -90er Jahren wurden der Gartensaal im Erdgeschoss mit dem erhaltenen, von Schinkel gestalteten Fußboden sowie einige Räume im Obergeschoss nach alten Vorlagen rekonstruiert; in den übrigen Räumen wurde nur die farbige Wandgestaltung wiederhergestellt. Vgl. Gehlen 2005, S. 4 f.

4) Schloss Glienicke 1987, S. 11 ff.; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 126 f.

5) Der Hofdamenflügel war 1844 um ein Geschoss mit quadratischen Mezzaninfenstern erhöht und mit einem flachen Zinkdach hinter einer Attika versehen worden. (Vgl. Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 127.) Durch den Umbau der 1950er Jahre, bei dem an den Hofdamenflügel ein Treppenhaus angebaut wurde, steht der kleine Portikus, der zuvor den Zugang zur Pergola des Gartenhofs markiert hatte, nun vor dem Anbau und dient seitdem als Haupteingang in das Schloss. Gleichzeitig wurden im Inneren Verwaltungsräume, eine Küche und die Haustechnik untergebracht. Durch die Umbauten gingen die Schinkelschen Raum- und Gebäudeproportionen sowie Blickbeziehungen vom Gartenhof in den Park verloren; die gusseiserne Pergola wurde durch eine hölzerne ersetzt. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 17 f., 254 f.; Persius Architekturführer 2003, S. 82; Schinkel-Führer 2006, S. 106.

6) Persius Architekturführer 2003, S. 82.

Teilobjekt Kavalierhaus und Stallflügel

Teil-Nr. 09075491,T,002
Sachbegriff Stall & Kavalierhaus
Datierung 1796/1805
Umbau 1827-1828
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)
Bauherr Lindenau (Oberstallmeister)
Bauherr Carl

Das die Nordseite des Gartenhofs abschließende Kavalierhaus entstand 1827-28 ebenfalls nach Entwurf Schinkels durch Umbau eines um 1800 errichteten ehemaligen Stallgebäudes. Dabei wurde es nach Osten verlängert, an dieser Stelle mit Pergola, Bank und Konsolfiguren malerisch gestaltet, des Weiteren auf zwei Vollgeschosse aufgestockt und mit einem flach geneigten überstehenden Zinkdach gedeckt. Das untere Geschoss erhielt wie das Schloss eine Putzquaderung sowie einfache ungerahmte Fensteröffnungen, während das durch ein Gurtgesims abgesetzte Obergeschoss glatt verputzt und durch Fenster mit Klappläden in unterschiedlichen Formaten gegliedert wurde; antike Spolien beleben auch hier die Fassade. Das gestalterisch an das Hauptgebäude angepasste Kavalierhaus, das Räume für Gäste und Bedienstete sowie Pferdeställe beherbergte, verband Schinkel an seinem westlichen Ende durch eine Pergola mit dem Schlossbau, ohne dadurch den Gartenhof vom Pleasureground abzuschließen. (1)


1) Schärf 1986, S. 150 ff.; Schloss Glienicke 1987, S. 13 ff. Der Pferdestall im Erdgeschoss wurde 1872 im Inneren mit Gusseisensäulen und Kappengewölben von Ernst Petzholtz erneuert.

Teilobjekt Turmgebäude

Teil-Nr. 09075491,T,003
Sachbegriff Turm
Datierung 1832
Umbau 1862
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)
Entwurf Petzholtz, Ernst August
Bauherr Carl (Prinz von Preußen)

Teilobjekt Casino (ehem. Billardhaus)

Teil-Nr. 09075491,T,004
Sachbegriff Kasino & Tanzsaal & Spielhaus
Datierung vor 1800
Umbau um 1800
Umbau 1824
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich
Bauherr Mirow
Bauherr Lindenau
Bauherr Carl

Das am westlichen Rand des Pleasuregrounds, direkt am Hochufer über der Havel gelegene ehemalige Billardhaus des Grafen Lindenau ließ Prinz Carl 1824 als erste Baumaßnahme in Glienicke nach Ideen seines Bruders Friedrich Wilhelm und Entwurf von Karl Friedrich Schinkel zum Abendsitz und Gästehaus ausbauen. (1) Der nun als Kasino bezeichnete zweigeschossige Bau mit flachem Mittelrisalit an der Westseite - betont durch eine Ädikula mit halbrunder Steinbank - und zwei vorspringenden Flügelbauten an der Wasserseite erstreckt sich auf einer hoch gelegenen Terrasse parallel zum Uferweg, der hier entlang einer Brüstungsmauer mit Pergola und zwei Rundbogentoren verläuft. Ein flaches Dach mit einer vasengeschmückten Attika und die lang gestreckten seitlichen Laubengänge aus quadratischen Pfeilern mit Holzpergola verleihen dem mit weißer Putzrustika überzogenen, innen und außen mit antiken Fragmenten und Skulpturen dekorierten Bau einen mediterranen Charakter. Nicht nur der Blick vom Kasino auf die Havel oder vom Pleasureground auf die von den Pergolen gerahmte Landschaft machen den Reiz des kleinen Gebäudes aus, sondern auch dessen Ansicht aus der Ferne. Das Kasino über dem Wasser und vor dem Grün des Parks gehört zu den am häufigsten dargestellten Motiven auf Veduten der Glienicker Schlossanlage. (2)


1) Das vom ersten Besitzer, dem Lazarettarzt Mirow, 1747 errichtete Weinbergshäuschen mit nur einem Zimmer hatte Graf Lindenau 1796 durch Anbau von zwei seitlichen Räumen zum Billardhaus erweitern lassen. Schinkel behielt den Grundriss des Hauses bei, ersetzte lediglich das Walmdach durch ein zweites Geschoss, verbarg das flache Dach hinter einer Attika und fügte seitlich die Laubengänge an. Vgl. Schinkel in Berlin und Potsdam, Führer zum Schinkeljahr, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1981, S. 75 f.; Karl Friedrich Schinkel, Eine Ausstellung aus der DDR, hrsg. v. Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur, Berlin 1982, S. 253; Schloss Glienicke 1987, S. 33 ff., 340 ff.; Krosigk/Wiegand 1992, S. 35 ff.; Schinkel-Führer 2006, S. 104. Nach dem Tod des Prinzen 1883 blieb das Kasino unbewohnt; nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg dem Verfall preisgegeben, wurde es 1963-65 wiederaufgebaut; dabei wurden auch die Innenräume samt Deckenmalereien erneuert. Von den Antiken sind nur wenige erhalten, die meisten wurden von den Erben Carls verkauft. Vgl. Bewahrt, wiederhergestellt, erneuert, Restaurierungsführer durch die preußischen Schlösser, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2006, S. 39.

2) Schloss Glienicke 1987, S. 159 ff. Ansichten des Kasinos vom Wasser sind oft mit den Masten eines Segelschiffes am Ufer dargestellt, die einen vertikalen Akzent gegen die waagerechten Linien der Pergolen setzen. Laut Mielke 1991, S. 124, handelt es sich nicht um eine Attrappe, sondern um ein echtes Boot - nämlich die 1830 außer Dienst gestellte Fregatte, die Friedrich Wilhelm III. 1814 als Geschenk vom englischen König erhalten hatte. Vgl. Pfaueninsel, Fregattenschuppen.

Teilobjekt Klosterhof

Teil-Nr. 09075491,T,005
Sachbegriff Klosterhof
Datierung 1850
Entwurf Arnim, Ferdinand Heinrich Ludwig von
Bauherr Carl

An die Orangerie westlich direkt anschließend, wurde die Gebäudereihe 1850 von Ferdinand von Armin mit dem Klosterhof fortgesetzt; er dient seitdem auch als Durchgang zwischen Landschaftspark und Pleasureground. (1) Für Prinz Carls Sammlung mittelalterlicher und byzantinischer Kunstwerke und Bauteile entstand ein an drei Seiten nach außen geschlossener Kreuzgang mit einem Vorhof, der durch zwei Eingangshallen betreten werden kann. Durch die südliche Säulenhalle mit offenem Dachstuhl gelangt man vom Pleasureground in den Vorhof, der von Mauern, Säulenarkaden, Gittern und einem kleinen Glockenturm eingefasst ist. (2) Die kürzere kreuzgratgewölbte Halle gegenüber, die durch eine Gittertür verschließbar ist, führt nach Norden in den Park. An der Ostwand des Vorhofs markieren ein mit Doppelsäulen, Mosaik und figurengeschmücktem Giebel betontes Portal und eine Gittertür den Eingang zum eigentlichen Klosterhof. Hier sind um einen bepflanzten quadratischen Hof mit Brunnen an drei Seiten kreuzgratgewölbte Gänge angeordnet, die sich mit jeweils drei Arkadenbögen über zwei Doppelsäulen zur Mitte öffnen; Wände und Fußboden sind mit unzähligen Kunstwerken dekoriert. (3) An der Stirnseite des Klosterhofs endet der nördliche Gang in einer halbrunden Figurennische; der südliche Gang führt zu einer schweren Eisentür, hinter der sich eine kleine Kapelle auf kreuzförmigem Grundriss mit Kuppel und farbigem Südfenster befindet. Wie in einer Schatzkammer waren hier die wertvollsten Stücke der Sammlung aufbewahrt. (4) In der Mitte der Stirnwand des Kreuzganges überragt ein Bauteil mit tonnengewölbter Nische, in der unter anderem das Wandgrab des italienischen Philosophen Pietro d'Abano aus dem 14. Jahrhundert angebracht ist, die Umfassungsmauern. (5) Die das Grab rahmende Säulenarkade war für die Abmessungen der Nische bestimmend, das Relief des Bogens war Vorlage für die Terrakotta-Bänder an den Innenwänden des Klosterhofs. In einer architektonischen Gestaltung, die ganz auf die Funktion als Aufstellungsort der mittelalterlichen Kunstwerke ausgerichtet war, stellt der Klosterhof eine einzigartige bauliche Anlage innerhalb des Glienicker Parks mit seinen vorwiegend klassizistisch-antikisierenden Bauten dar.


1) Zu Entwurf und Baugeschichte gibt es keine Quellen. Vgl. Zuchold, Gerd-H.: Byzanz in Berlin, Der Klosterhof im Schlosspark Glienicke, Berliner Forum 4, Berlin 1984; Schloss Glienicke 1987, S. 84 ff.; Zuchold, Gerd-H.: Der Klosterhof des Prinzen Karl von Preußen im Park von Schloss Glienicke in Berlin, 2 Bde., Berlin 1993; Bohle-Heintzenberg 1997, S. 76 f.

2)Von den ehemals drei Säulen steht heute nur noch die mittlere mit dem venezianischen Löwen. Zu den Kunstwerken des Klosterhofs siehe: Schloss Glienicke 1987, S. 376 ff., Kat. Nr. 156-215; Zuchold, Gerd-H.: Der Klosterhof des Prinzen Karl von Preußen im Park von Schloss Glienicke in Berlin, Bd. 2 (Katalog der von Prinz Karl von Preußen im Klosterhof aufbewahrten Kunstwerke), Berlin 1993; Rothkirch, Malve: Der Glienicker Klosterhof. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 79 (1983), S. 66-81.

3) Die Doppelsäulen und einige der Bauteile stammen aus dem 1844 abgerissenen Kloster S. Andrea auf der Insel Certosa bei Venedig. Die meisten Kunstwerke des Klosterhofs sind mittlerweile nicht mehr vorhanden.

4) Darunter der Goslarer Kaiserstuhl und das Kreuz König Heinrichs II. aus dem 11. Jahrhundert. Der Thron befindet sich seit dem Tode Carls wieder in Goslar, das Kreuz ist im Berliner Kunstgewerbemuseum zu sehen.

5) Pietro d'Abano (um 1250-1315) war Philosoph, Arzt und Gelehrter. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 378, Kat. Nr. 158a.

Teilobjekt Große Neugierde

Teil-Nr. 09075491,T,006
Sachbegriff Belvedere & Aussichtspavillon
Datierung 1835-1837
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)

Für die südwestliche, leicht ansteigende Ecke des Glienicker Parks entwarf Karl Friedrich Schinkel im Zusammenhang mit seiner 1834 fertig gestellten Glienicker Brücke und auf Anregung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm einen weiteren Aussichtspavillon, die Große Neugierde. (1) Zunächst als offene von 16 Säulen eingefasste Rundterrasse auf hohem Unterbau geplant, wurde diese 1836-37 mit einem flachen Zinkdach und einem zentralen Mauerkern ausgeführt, über dem sich die Nachbildung des Lysikrates-Monuments, eines 334 v. Chr. in Athen errichteten Denkmals, erhebt. Das seit dem 17. Jahrhundert bekannte antike Bauwerk - eine gemauerte Trommel mit Sockel und Gebälk umgeben von Halbsäulen, die einen vergoldeten Dreifuß trägt - kopierte Schinkel mit leichten Variationen. Auch die Säulen des antikisierenden Rundtempels mit korinthischen Kapitellen, die den Architrav mit Konsolgesims und Antefixen in Form von Löwenköpfen tragen, sind dem antiken Vorbild nachgeformt. In Verbindung mit den reich verzierten, vergoldeten Eisengussgittern zwischen den Säulen sowie den vergoldeten Kapitellen und Löwenköpfen (Zinkguss nach Entwurf von August Kiß) zeigt der Rundbau eine festliche und kostbare Wirkung, die seine Funktion sowohl als Aussichtspunkt auf die Chaussee, über die Brücke bis nach Potsdam wie auch als Point de vue von ebendort eindrucksvoll aufwertet.


1) Schloss Glienicke 1987, S. 38 ff., 248 ff., 354 ff. (Kat. Nr. 103-110); Bothe/Gröschel 1979, S. 334. Mit dem Neubau der Glienicker Brücke 1905-07 ging der Bezug zwischen Brücke und Rotunde verloren; beim Ausbau der Königstraße wurde der Bau 1938 um mehrere Meter in den Park zurückversetzt.

Teilobjekt Kleine Neugierde

Teil-Nr. 09075491,T,007
Sachbegriff Belvedere & Teepavillon
Datierung nach 1796
Umbau 1826-1827
Umbau 1848
Entwurf Glasewaldt, Ephraim Wolfgang (?) (Architekt)
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich
Entwurf Arnim, Ferdinand Heinrich Ludwig von
Bauherr Lindenau
Bauherr Carl

Südwestlich des Löwenbrunnens entstand 1825 nach Entwurf von Karl Friedrich Schinkel durch Umbau eines vorhandenen Gebäudes die Kleine Neugierde, ein tempelartiger Teepavillon direkt an der Königstraße. (1) An das kleine Gartenhaus mit flachem Satteldach und dreistufigem Sockel, das von Ephraim Wolfgang Glasewaldt bald nach 1796 giebelständig zu der gerade fertig gestellten Chaussee errichtet worden war, schlossen sich niedrige Mauern entlang der Straße an. Das Gebäude besaß zwei Fenster zur Chaussee, ein Fenster an der Ostseite und an der Gartenseite eine große korbbogige Öffnung mit zwei Säulen und einer Sphinx. Die Eingriffe Schinkels beschränkten sich darauf, den ganzen Bau mit einer Putzquaderung zu überziehen, die Fenster leicht zu vergrößern und mit dorischen Gewänden einzufassen sowie die Korbbogenöffnung in ein Hochrechteck mit eingestellten dorischen Säulen und Architrav umzugestalten; vor dem Teezimmer trennte er durch eine Zwischenwand eine flache Vorhalle ab. Die Südseite des Tempelchens wurde mit antiken Spolien geschmückt, das Innere 1827 durch Julius Schoppe nach Entwurf Schinkels in antikisierendem Stil ausgemalt. (2) Erst 20 Jahre später, 1847-48, wurden die florentinische Renaissancearkade, von Prinz Carl in Florenz erworben, und der Giebelschmuck eingefügt. Die Kleine Neugierde wurde im Zuge der Restaurierung des Parks in den 1980er Jahren umfassend instand gesetzt, das Dach 1994-95 saniert.


1) Schloss Glienicke 1987, S. 36 ff., 348 ff.; Krosigk/Wiegand 1992, S. 44; Schinkel-Führer 2006, S. 104.

2) Die schadhaften Wandmalereien wurden 1937 entfernt und in den 1960er Jahren durch Kopien ersetzt. Vgl. Schinkel in Berlin und Potsdam, Führer zum Schinkeljahr, hrsg. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1981, S. 73.

Teilobjekt Löwenfontäne

Teil-Nr. 09075491,T,008
Sachbegriff Brunnen
Datierung 1838
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)
Entwurf Rauch, Christian Daniel (Bildhauer)

Vor der Südfassade des Schlosses hatte Karl Friedrich Schinkel 1825 eine Anlage aus Freitreppe und Terrasse geplant, die den schlichten zweigeschossigen Bau auf einen Sockel stellen und ihm damit eine markante Wirkung verleihen sollte. (1) 1837-38 wurde dieser Plan zu Gunsten des Brunnens mit der Löwenfontäne aufgegeben. (2) Die zwei Bronzelöwen hatte Prinz Carl von seiner Schwester Charlotte, Gemahlin des russischen Zaren, als Geschenk erhalten. Nach dem Vorbild der Villa Medici in Rom setzte Schinkel die Löwen als Wasserspeier auf zwei hohe Steinsockel und Postamente mit dorischen Säulen aus Zinkguss, die ein rundes Becken mit Mittelfontäne flankieren. Das Wasser, das darüber hinaus als feiner Schleier über den Rand des steinernen Wasserbeckens sowie durch kleine Wasserspeier in Form von Löwenköpfen an der Außenwand in eine umlaufende Bodenrinne fließt, verleiht dem Brunnen durch die Vielfalt des Fließens, Sprudelns und Plätscherns eine bewegte und lebhafte Wirkung. Der obere Beckenrand, mit einer halbrunden Balustrade aus steinfarbenen Zinkguss-Balustern eingefasst und mit Zinkguss-Krateren dekoriert, bildet den ruhigen Hintergrund für das Spiel des Wassers und seiner Lichtbrechungen. Der Löwenbrunnen, der 1993-94 umfassend saniert wurde, prägt den östlichen Teil des Pleasuregrounds ebenso wie die Ansicht von der Straße auf das Schloss. (3)


1) Schloss Glienicke 1987, S. 159, Abb. 91, S. 308, Kat. Nr. 20.

2) 1837 erhielt Prinz Carl eine Dampfmaschine, die die Bewässerung des Parks und die Herstellung einer repräsentativen Fontäne ermöglichte. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 41 f.; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 100 f.

3) Schloss Glienicke 1987, S. 41 f., 360, Kat. Nr. 113, 400, Kat. Nr. 253; Krosigk/Wiegand 1992, S. 41 f.

Teilobjekt Stibadium

Teil-Nr. 09075491,T,009
Sachbegriff Sitzplatz
Datierung 1840
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig

Östlich des Brunnens [Löwenfontäne], auf einer Terrasse über den Fundamenten eines Gewächshauses aus der Zeit des Grafen Lindenau um 1800, errichtete Ludwig Persius 1840 das Stibadium, einen Sitzplatz in Form einer überdachten halbrunden Steinbank mit ehemals weitem Blick auf die Silhouette von Potsdam. Das zeltartig geformte Holzdach der Exedra mit farbiger antikisierender Bemalung ruht über dem Rand der Bank auf acht dorischen Säulen und in der Mittelachse auf einer Karyatide. (1) Der reiche ornamentale Zinkguss-Dekor der Sandsteinbank bildet einen deutlichen Kontrast zur Strenge des Schinkelschen Schlossbaues; dieser Gegensatz bringt jedoch das Stibadium, wie auch die davor aufgestellte Granitschale von Johann Gottlieb Cantian, als Schmuckelemente besonders gut zur Geltung. Ähnliches gilt für den überwölbten Treppenaufgang (Berceau) mit den beiden noch vom alten Gewächshaus stammenden Sphingen, der entlang der östlichen Mauer zum Schloss hinauf führt. 1962 wurden bei Instandsetzungsarbeiten am Stibadium ein neues Pflastermosaik verlegt, 2000-01 die Holzdecke und ihre Bemalung rekonstruiert. (2)


1) Die ursprüngliche Zinkgussfigur nach Entwurf von August Kiß wurde 1850 durch die Marmorreplik einer Karyatide nach Christian Daniel Rauch ersetzt. Vgl. Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 191.

2) Schloss Glienicke 1987, S. 57, 63 f., 275 (Abb. 185), 366 ff., Kat. Nr. 128-132, 400 f., Kat. Nr. 254; Krosigk/Wiegand 1992, S. 43 f.; Persius Architekturführer 2003, S. 84 f.; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 189 ff.

Teilobjekt Ädikulanische Treppe mit Laubengang und Sphingen

Teil-Nr. 09075491,T,010
Sachbegriff Treppe
Datierung um 1795

Teilobjekt Haupttorhaus & Johannitertor (Greifentor)

Teil-Nr. 09075491,T,011
Sachbegriff Toranlage & Pförtnerhaus
Datierung 1849
Entwurf Arnim, Ferdinand Heinrich Ludwig von
Adressen Königstraße 36

Den Hauptzugang zum Park Glienicke von der Königstraße bildet heute das Johannitertor (auch als Greifentor bezeichnet); es entstand um 1861/62 durch Umbau einer Toranlage aus dem Jahr 1842. Dabei wurden die beiden Greife, vergoldete Zinkguss-Figuren nach Entwurf des Bildhauers August Kiß, auf den breiten Pfeilern aufgestellt und die aufwendig gestalteten schmiedeeisernen Torgitter in neobarocken Formen eingesetzt. Der Entwurf der Gitter wird Ferdinand von Arnim zugeschrieben; sie zeigen neben den Initialen des Prinzen Carl zwei Johanniterkreuze, die auf die 1853 an Carl verliehene Herrenmeisterwürde verweisen. (2)


1) Der Vorgänger, ein einfaches niedriges Gittertor, war von zwei liegenden Bronzehirschen flankiert, die im Zuge des Jagdschlossumbaus 1859-62 dort im Vorhof aufgestellt wurden. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 92, 163, 389, 475. Die eigentlich Hauptzufahrt zum Schloss lag ursprünglich weiter östlich.

2) Glienicke 1987, S. 92. Die protestantische Ordensgemeinschaft des Johanniterordens in Brandenburg, die im Zuge der Säkularisation 1811 ihr Vermögen verloren und als Ritterorden aufgehoben worden war, wurde 1852 durch Friedrich Wilhelm IV. zum Zwecke der Krankenpflege wiederhergestellt. Als erster Herrenmeister wurde Prinz Carl gewählt. Vgl. Sarnowsky, Jürgen: Die Johanniter, Ein geistlicher Ritterorden in Mittelalter und Neuzeit, München 2011.

Teilobjekt Haupteinfahrt

Teil-Nr. 09075491,T,012
Sachbegriff Toranlage
Datierung 1842
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)

Teilobjekt Kastell (Hofgärtner- und Dampfmaschinenhaus)

Teil-Nr. 09075491,T,013
Sachbegriff Gärtnerhaus & Maschinenhaus
Datierung 1837-1838
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)
Bauherr Carl

Nördlich von Kasino und Hirschtor erhebt sich hoch über dem Uferweg die ebenfalls von weither sichtbare Baugruppe des Hofgärtner- und Dampfmaschinenhauses; die 1836-38 nach Entwurf von Ludwig Persius ausgeführten Bauten waren sein erstes eigenständiges Projekt für Glienicke. (1) Die Anlage besteht aus dem Wohnhaus des Hofgärtners, für das ein im 18. Jahrhundert errichtetes ehemaliges Ziegelmeisterhaus umgebaut und 1839 mit einem Anbau versehen wurde, sowie einem separaten Stallgebäude an der Nordostseite und dem mächtigen Turm mit vorgelagertem Dampfmaschinenhaus am Steilhang. (2) Der Turm wurde aus statischen Gründen vom Gärtnerhaus abgerückt, ist aber durch eine hohe Bogendurchfahrt mit ihm verbunden. (3) Der über dem kleinen Dampfmaschinenhaus hoch aufragende Turm auf quadratischer Grundfläche ist in fünf Geschosse unterteilt. Das vierte Geschoss diente als Aussichtssalon, der außen an den großen Rundbogenöffnungen erkennbar ist; darüber befindet sich das Wasserreservoir, aus dem die Fontänen des Glienicker Parks gespeist wurden. (4) Das zweigeschossige Gärtnerhaus, dem an der Südwestecke ein Laubengang und eine Terrasse mit Pergola vorgelagert sind, gestaltete Persius wie die gesamte Anlage mit glattem Putz, schmalen Fensterrahmen und flachen Walmdächern weitgehend schmucklos; nur das Motiv der Fensterschlitze unterhalb der Traufkante wird am obersten Geschoss des Turms mit der Reihe kleiner Rundbogenöffnungen aufgenommen. Trotz der sparsamen Gliederung wirkt die Gebäudegruppe sowohl vom Wasser als auch von der Pergola des Kasinos als reizvoller Point de vue. Schräg zum Ufer und zum Weg im Park stehend, wird die räumlich-plastische Wirkung der malerischen Anlage aus gestaffelten kubischen Baukörpern zusätzlich verstärkt.


1) Schloss Glienicke 1987, S. 56, 66 ff., 362 ff. (Kat. Nr. 117-123); Bohle-Heintzenberg 1997, S. 78 f.; Persius Architekturführer 2003, S. 90 f.; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 75 f., 183, 219 f. Die Bauten wurden in den 1990er Jahren instand gesetzt. Das Glienicker war das erste von drei Dampfmaschinenhäusern nach Entwurf von Ludwig Persius. Die beiden anderen entstanden für Schloss Sanssouci in Potsdam (1841-43) und für Schloss Babelsberg (1843-44). Davor gab es nur das Dampfmaschinenhaus auf der Pfaueninsel von 1824-25 und das 1826 von Schinkel entworfene Maschinenhaus im Park von Charlottenhof. Vgl. Bohle-Heintzenberg, Sabine: Die Dampfkraft in der Parklandschaft. In: Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 72-79.

2) Die Dampfmaschine war aus Berliner Produktion von der Firma Franz Anton Egells, hatte 18 PS und war bis 1952 in Funktion. Der Schornstein für das Dampfmaschinenhaus war im Turm integriert. Vgl. Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 75.

3) Im Torbogen stand der Zinkabguss einer Venusstatue ("Venus von Capua") aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die 1993 zerstört und später erneuert wurde. Vgl. Schloss und Park Glienicke, Ein Fotoband von Jürgen Weise mit Erläuterungen von Susanne Fontaine u.a., Potsdam 1998, o. S.

4) Die drei unteren Ebenen wurden als Lagerräume für Kohle und Gärtnergeräte sowie als Wohnung für den Maschinenwärter genutzt; über dem mit Kupferblech ausgeschlagenen Wasserbecken ist das Dach mit nach innen geneigten Dachflächen um eine mittige Öffnung (Impluvium) aufgebaut, um das Regenwasser direkt zu sammeln. Ansonsten pumpte die Dampfmaschine das Havelwasser in das Reservoir. Vgl. Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 219.

Teilobjekt Matrosenhaus

Teil-Nr. 09075491,T,014
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1701/1800
Umbau 1840
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)
Bauherr Carl

Das weiter nordöstlich im Park gelegene Matrosenhaus wurde 1840 ebenfalls nach Entwurf von Ludwig Persius als Unterkunft für die Matrosen der prinzlichen Havelflotte errichtet. (1) Durch Umbau eines noch aus dem 18. Jahrhundert stammenden ehemaligen Weinmeisterhauses gestaltete Persius das Matrosenhaus - wie die meisten Gebäude im Park Glienicke - "im heitern italienischen Styl". (2) Trotz der etwas abseitigen Lage des kleinen Wohnhauses tief im Park entstand ein Gebäude mit einer ansprechenden architektonischen Gestaltung. Auf den zweigeschossigen kubischen Baukörper setzte Persius ein flaches Satteldach mit quadratischem Turmaufsatz, die Giebelseiten öffnete er jeweils mit einem dreiteiligen Fenster, das das so genannte Palladio-Motiv (3) aufnimmt. Die Längsseiten des Hauses gliederte er mit kleinen Rundbogenfenstern im Obergeschoss und mit Rechteckfenstern im Erdgeschoss. Der Eingang in der Mitte der Nordostseite wird von einer Pergola gerahmt. Der rötlich-gelbe Putz ist am Erdgeschoss - und ursprünglich auch am Turm - durch Horizontalstreifen betont; ein flaches Gesims trennt die beiden Geschosse. Auf die damaligen Bewohner des Matrosenhauses verwiesen einst maritime Formen an Dach und Turmspitze - heute ist der einzige erhaltene Baudekor das Abschlussgesims am Turm, das aus einem Terrakotta-Band mit Rosetten besteht. Ein ehemals in der Flucht des Hauses stehendes flaches Wirtschaftsgebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen.


1) In einem ersten Entwurf hatte Persius im Februar 1840 ein Haus im alpenländischen Stil geplant. Der zweite Entwurf wurde noch 1840 ausgeführt. Eine Steinpergola nordwestlich des Hauses wurde 1843 angefügt, nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch abgerissen. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 57, 73 ff., 368 (Kat. Nr. 133-136); Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 172 f.; Persius Architekturführer 2003, S. 96.

2) Persius, Ludwig: Die neuesten Bau-Ausführungen Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl von Preußen im Schloß-Park zu Glienicke bei Potsdam. In: Architektonisches Album IX, Berlin 1842, S. 8 (zit. n. Schloss Glienicke 1987, S. 73).

3) Palladio-Motiv: Rundbogenarkade flankiert von zwei schmaleren Rechtecköffnungen.

Teilobjekt Wirtschaftshof

Teil-Nr. 09075491,T,015
Sachbegriff Wohnhaus & Stall
Datierung 1835/1837
Umbau 1842
Umbau nach 1845
Umbau um 1862
Entwurf Arnim, Ferdinand Heinrich Ludwig von (Architekt)
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)
Entwurf Petzholtz, Ernst August (?)
Adressen Königstraße 35D, 35E

Teilobjekt Orangerie

Teil-Nr. 09075491,T,016
Sachbegriff Gewächshaus & Orangerie
Datierung 1839
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)

In der Reihe der Bauten, die den Pleasureground vom Landschaftspark abgrenzen, stellt die Orangerie mit zwei Gewächshäusern ein wichtiges Bindeglied dar. Nordwestlich von Schloss und Remisenhof wurde die Baugruppe 1839 nach Entwurf von Ludwig Persius errichtet. (1) Nach Zerstörung 1940 teilweise abgerissen, wurde sie 1980-81 rekonstruiert. Die T-förmige Anlage besteht aus einem hohen Bauteil mit flachem Satteldach für die Orangerie, die sich mit fünf großen verglasten Rundbogenöffnungen und elf kleinen Schlitzfenstern darüber nach Südosten wendet, sowie zwei langen, sich rechtwinklig an dessen südliche Schmalseite anschließenden Gewächshausflügeln. Diese sind mit ihren gewölbten Glasflächen nach Südwesten ausgerichtet und werden seitlich von je einem kleinen Turm flankiert. Der kleine Eingangsbau mit Dreiecksgiebel und Rundbogenportal in der Mitte sowie das südöstliche Glashaus waren beim Wiederaufbau der Anlage 1980 noch als Ruinen vorhanden. Nach Norden präsentieren sich die Orangerie mit großem Holztor und die geschlossenen Gewächshausrückseiten mit glatt verputzten Fassaden als klar gegliederte, wohl proportionierte Baugruppe.


1) Die Gebäude wurden als Ersatz für das alte Gewächshaus an der Südseite des Schlosses errichtet; an dieser Stelle schuf Persius 1840 das Stibadium. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 64 ff., 365 f., Kat. Nr. 124-126; Persius Architekturführer 2003, S. 88 f.; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 208 f.

Teilobjekt Teufelsbrücke

Teil-Nr. 09075491,T,017
Sachbegriff Ruine & Brücke
Datierung 1838
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)
Bauherr Carl

Teilobjekt Töpferbrücke

Teil-Nr. 09075491,T,018
Sachbegriff Brücke
Datierung um 1840
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (?)

Teilobjekt Wasser- oder Hirschtor und Ufermauer

Teil-Nr. 09075491,T,019
Sachbegriff Toranlage & Mauer & Plastik
Datierung 1841-1842
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)

Teilobjekt Jägertor

Teil-Nr. 09075491,T,020
Sachbegriff Toranlage
Datierung 1842-1843
Entwurf Persius d. Ä., Friedrich Ludwig (Architekt)

Teilobjekt Jägerhof

Teil-Nr. 09075491,T,021
Sachbegriff Wohnhaus & Stall
Datierung 1828
Umbau 1935
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)
Entwurf Ermisch, Georg Friedrich Richard (Architekt)
Bauherr Kühn, Benno

Am nordwestlichen Rand des Landschaftsparks Glienicke, nahe dem Jägertor am Krughorn, befindet sich der 1828 nach Entwurf von Karl Friedrich Schinkel erbaute Jägerhof; er diente einst der Unterbringung von Jägern, Reitern und Hundeführern sowie der Pferde und Hunde für die Parforcejagden des Prinzen Carl. (1) 1935 umgebaut und durch einen Flügel erweitert, im Krieg als Lazarett und danach als Erholungsheim genutzt, erhielt die stark veränderte Anlage ihr heutiges Erscheinungsbild bei Restaurierungsmaßnahmen seit 1981. (2) Das ursprüngliche Reetdach des Haupttraktes und die alte Fassadengliederung wurden wiederhergestellt, nachträgliche Zutaten mit Ausnahme des Anbaus von 1935 wieder beseitigt. Die malerische Wirkung des als ländliches Gehöft gestalteten Jägerhofs ist seitdem wieder nachvollziehbar. In den ersten Planungen hatte Schinkel 1827 den Umbau eines vorhandenen Familienhauses vorgesehen. Der abgelegene Bau war für die Standortwahl des Jägerhofs ausschlaggebend gewesen, wurde bei der Ausführung jedoch abgerissen. Schinkel entwarf zwei Gebäude, ein Wohnhaus mit Pferdestall und einen Hundezwinger, die im rechten Winkel zueinander stehen und nach Süden zum Park und zum Weg vom Schloss orientiert sind. Die Bauten waren ursprünglich durch eine Mauer, heute durch den Anbau, miteinander verbunden und sind von Zäunen umgeben. Die architektonische Gestaltung in Formen der englischen Gotik mit abknickenden Blendgiebeln und Kaffgesimsen über den Fenstern, mit hohen Kaminen und einem Schmuckerker an der Stirnseite des Hundezwingers bildet stilistisch einen Kontrast zu den italienischen Anklängen der meisten Glienicker Bauten; sie ist als Anspielung auf die englische Tradition der Jagd zu deuten.


1) Karl Friedrich Schinkel, Eine Ausstellung aus der DDR, hrsg. v. Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur, Berlin 1982, S. 254 f.; Schloss Glienicke 1987, S. 38, 158 (Abb. 90), S. 350 ff., Kat. Nr. 98-102; Forssman 1990, S. 39 f., 132 f. Durch Prinz Carl wurde die aus England stammende und im 17./18. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhöfen beliebte Parforcejagd in Preußen wiederbelebt; seit 1934 ist sie in Deutschland verboten.

2) Umbau 1935 durch Richard Ermisch als Wohnsitz für den Berliner Bürgermeister Julius Lippert.

Teilobjekt zwei Stege im Verlauf des Havelweges

Teil-Nr. 09075491,T,022
Sachbegriff Steg
Datierung 1841
Entwurf Arnim, Ferdinand Heinrich Ludwig von (?)

Teilobjekt Bastion

Teil-Nr. 09075491,T,023
Sachbegriff Befestigungsanlage
Datierung 1935

Teilobjekt Ruinentürmchen

Teil-Nr. 09075491,T,024
Sachbegriff Turm
Datierung 1938

Teilobjekt Wildparktorhaus

Teil-Nr. 09075491,T,025
Sachbegriff Toranlage
Datierung 1853
Entwurf Arnim, Ferdinand Heinrich Ludwig von

Teilobjekt Obertorhaus

Teil-Nr. 09075491,T,026
Sachbegriff Toranlage
Datierung um 1853
Entwurf Arnim, Ferdinand Heinrich Ludwig von

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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