Denkmaldatenbank

Restaurant Forsthaus Paulsborn

Obj.-Dok.-Nr. 09075450
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Hüttenweg 90
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Ausflugslokal & Gaststätte
Datierung 1905-1906
Entwurf Göhre, Friedrich Wilhelm (Architekt)
Ausführung Blankenhorn, Wilhelm (Maurermeister)
Bauherr Vogel, Ludwig (Hoflieferant)

Am Südufer des Grunewaldsees, in unmittelbarer Nähe zum Jagdschloss Grunewald, wurde das Forsthaus Paulsborn, Hüttenweg 90, 1905-06 von Friedrich Wilhelm Göhre als Gaststätte errichtet. In seiner architektonischen Gestaltung als Forsthaus knüpft das Gebäude an die Geschichte des Ortes an. Das damals zum Besitz des Grafen von Podewils gehörende Grundstück hatte um 1769 Major Johann Georg von Born erworben (1), der es 1802 an den Jagdzeugwärter Johann Paul verkaufte. Dieser errichtete hier ein Wirtshaus für den Durchgangsverkehr nach Potsdam und Teltow und nannte es "Paulsborn". Nach dem Tode Pauls 1818 bewirtschaftete seine Witwe den Besitz und verkaufte ihn 1846 an den Kaufmann Heinrich Ludwig Schultze, der ihn im gleichen Jahr an den preußischen Staat weiterveräußerte. Dieser richtete in dem Gebäude das Königliche Forstamt ein, das später nach Dahlem verlegt wurde. Das Forsthaus wurde wieder als Gastwirtschaft genutzt, bis es 1905 durch das heutige Restaurantgebäude ersetzt wurde. (2)

Ausflugslokale, die als Ziele für Wanderungen und Ausflüge beliebt sind, gab es bereits vor dem Ersten Weltkrieg, insbesondere im Grunewald und am Wannsee, in großer Zahl. Im Unterschied zu den meisten Gaststätten dieser Art ist das Forsthaus Paulsborn als aufwändig gestaltetes, qualitätsvolles Gebäude im Stil der Neorenaissance entworfen. (3) Der lang gestreckte zweigeschossige Baukörper mit Natursteinsockel und Walmdach wird durch Türme, Erker, Ziergiebel, Dachreiter, Portalvorbau, eine große Terrasse mit steinerner Brüstung im Obergeschoss sowie eingeschossige Anbauten an der Rückseite aufgelockert und bildet so eine malerisch gruppierte Anlage, die sich in die Landschaft einfügt. Die großen Fenster der Gasträume gestatten einen Ausblick auf den See. Die architektonische Gestaltung orientiert sich am Schlossbau, insbesondere am nahe gelegenen Jagdschloss Grunewald. Die Portalvorbauten mit geschweiftem Giebel beider Gebäude sind nahezu identisch. Ebenfalls mit dem Jagdschloss vergleichbar sind die hell verputzten Wandflächen, die mit Sandsteindetails im Stil der deutschen Renaissance wie Fenster- und Portaleinfassungen, Brüstungen an Terrasse und Erker sowie umlaufende Gesimsbänder an der Traufe, über dem Sockel und unterhalb der Terrasse, gegliedert sind. Wappen, Geweihe und plastischer Schmuck am Eingang zum Saal knüpfen an die Tradition als Forsthaus an. Im Inneren ist die Raumanordnung sinnvoll auf den reibungslosen Ablauf eines großen Restaurantbetriebes ausgerichtet. Im Erdgeschoss befinden sich neben Küche und Wirtschaftsräumen ein großer Saal mit Gewölbe sowie kleinere Gasträume, im Obergeschoss waren ursprünglich ein kleinerer Saal und eine Wohnung untergebracht.

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(1) Um den von Friedrich II. aus der preußischen Armee ausgestoßenen Major von Born und seine Geliebte, denen der Ort als Unterschlupf gedient haben soll, rankt sich eine Sage, die von Albert Brachvogel in seinem Roman "Paulsborn" (1927) beschrieben wird.

(2) Paulsborn in Sage und Geschichte, Blätter für Heimatpflege Zehlendorf 4 (1969), H. 4; Nagel 1929, S. 55 f.

(3) Berliner Architekturwelt 7 (1906/07), S. 140-142; BusB VIII B, S. 73 und 105.

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 9 (1907) / Seite 140-142
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 258
  • BusB VIII B 1980 / Seite 73 & 105
  • Paulsborn in Sage und Geschichte in
    Blätter für Heimatpflege - Zehlendorf 4 (1969) 4 / Seite 130ff.
  • "Kinder, so im Freien...". Ausflugslokale entlang der Havel, Berlin 1994 / Seite 77f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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