Denkmaldatenbank

Haus Telschow

Obj.-Dok.-Nr. 09075449
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Auf dem Grat 50
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Landhaus
Datierung 1925-1926
Umbau 1930
Entwurf Straumer, Heinrich (Architekt)
Entwurf Hoffmann, Karl
Bauherr Telschow, Ernst
Bauherr Rosenthal, Bertie
Ausführung Berlinische Bau GmbH (Baufirma)

Das repräsentative und aufwändig gestaltete Landhaus mit großem Garten, Auf dem Grat 50, erbaute Heinrich Straumer 1925-26 für den Berliner Kaufmann Dr. Ernst Telschow. (1) Es gehört zu den letzten Landhäusern des Architekten, der schon seit der Vorkriegszeit einer der Protagonisten des Wohnhausbaues für das gehobene Bürgertum in Berlin war. In einer Zeit, als sich die Gestaltungsprinzipien des Neuen Bauens nach und nach durchsetzten, hielt Straumer für seine wohlhabenden Auftraggeber an einer Architektur fest, die sich durch traditionelle Formen und handwerkliche Solidität auszeichnete. Haus Telschow ist ein bedeutendes Beispiel für die Kontinuität der konservativ-traditionellen Gestaltungsweise in den 1920er und 1930er Jahren. Es ragt mit seinen wertvollen Materialien und erlesenen künstlerischen Details innerhalb der Entwicklung der Villenkolonie Dahlem und ihrer heterogenen Bebauung der 1920er Jahre deutlich hervor. (2)

Das lang gestreckte zweigeschossige Haus mit Satteldach und seitlichen Kamingiebeln ist ein Bautypus, den Straumer in den 1920er Jahren mehrfach verwendete. Die Straßenfassade ist durch eine zweigeschossige Auslucht mit figürlicher Bauplastik neben dem Eingangsportal betont; die Gartenseite zeigt durch zwei unterschiedlich weit vortretende Giebelrisalite und den Garagenanbau eine bewegtere Gestaltung. Der Veranda-Vorbau mit Balkon, der 1930 hier angefügt wurde, unterstreicht diesen Eindruck. Tür- und Fenstereinrahmung an der Straßenseite und ein niedriger Sockel aus bossiertem, graubraunen Naturstein verleihen dem Haus einen gediegenen, handwerklichen Charakter. Im Raumprogramm orientierte sich Heinrich Straumer am Schema englischer Landhäuser und ordnete die Wohnräume im Erdgeschoss abgetrennt vom Wirtschafts- und Personaltrakt an; Schlafräume und Kinderzimmer brachte er im Obergeschoss unter. In Bezug auf die Grundrissgestaltung, die Größe und Lage der einzelnen Räume, folgte er jedoch den individuellen Wünschen der Bewohner. Die kostbare Ausstattung der Wohnräume mit historisierenden Details (Bleiglasfenster, Holzbalkendecke, barockisierendes Treppengeländer und Kronleuchter) sind in Anlehnung an Mittelalter, Renaissance und Barock entworfen, zugleich in ihren reduzierten Formen und ihrer Ausführung von höchster Qualität.

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(1) Jaumann, Anton: Ueber Bau- und Wohnkultur, Zu Arbeiten von Professor Heinrich Straumer. In: Innendekoration 34 (1928), S. 115-119, 128; Stubert 1995, Bd. 1, S. 73 ff., Bd. 2/3, Obj. 94.

(2) "Sockel, Umrahmung des Haupteinganges: Steinnester in den Traufen in grau-grünem Glorit-Schiefer, unbearbeitet versetzt und gefugt, Erker in Muschelkalk. Putz: Hydraulischer Kalkmörtel, mit der Kelle rauh abgezogen. Fensterumrahmung in Eichenholz, geölt. Dach: rote holländische Handstrichpfannen. Fenstervergitterung in Schmiedeeisen. Laternen in Bronze. Plattenbelag der Gartenwege rote rauhe Wesersandsteinplatten. Diele: Marmorfußboden, schwarz-weiß. Treppe mit Geländer in Eichenholz, weiß lackiert, Wände Stuck geglättet, rötlich schwach getönt." In: Jahrbuch der Baukunst, Berlin 1928/29, S. 172 ff.

Literatur:

  • Stubert, Angelika, Heinrich Straumer (1876-1937). Architekt in Berlin, Diss. FU Berlin 1995 / Seite 94
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 220
  • Innendekoration 39 (1928) / Seite 114-119 & 128
  • Jahrbuch der Baukunst 1 (1928/29) / Seite 172-174

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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