Denkmaldatenbank

Jagdschloß Grunewald

Obj.-Dok.-Nr. 09075448
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Hüttenweg 100
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schloss
Datierung 1542-1543
Umbau 1593
Umbau 1693-1695
Umbau bis 1707
Entwurf Theyß, Caspar
Entwurf Guerini Graf zu Lynar, Rochus
Entwurf Nering, Johann Arnold
Entwurf Grünberg & Behr

Am Südwestufer des Grunewaldsees steht das Jagdschloss Grunewald, im Jagen 11, das 1542-43 unter Kurfürst Joachim II. als Wasserschloss "zum gruenen Wald" erbaut worden ist. Es ist heute der älteste erhaltene Schlossbau in Berlin und das einzige bauliche Zeugnis der Frührenaissance. Darüber hinaus war es Namen gebend für das umliegende Waldgebiet, den See (ehemals Spielsee) und den Wilmersdorfer Ortsteil Grunewald. Seine heutige äußere Gestalt erhielt der Bau weitgehend im Zuge eines barocken Umbaus Ende des 17. Jahrhunderts. Bis 1904 Jagdschloss für Kurfürsten, Könige und Kaiser, wird das Hauptgebäude seit 1932 als Gemäldegalerie genutzt; es beherbergt eine bedeutende Sammlung. In dem um 1770 erbauten Jagdzeugmagazin an der Südostseite des Hofes werden historische Jagdgeräte präsentiert. Küchengebäude und Nordtor stammen noch aus dem 16. Jahrhundert. Das Jagdschloss Grunewald hat weit über den Bezirk Dahlem hinaus eine herausragende historische und kulturelle Bedeutung. (1)

Joachim II., der als Prunk liebender Renaissancefürst mit dem Ausbau der Residenz und des Stadtschlosses in die Geschichte einging, legte um Berlin herum einen Kranz von Jagdhäusern an, aus denen sich teilweise - wie in Köpenick oder Potsdam - größere Schlösser entwickelten. Grunewald ist der in seiner ursprünglichen Substanz am besten erhaltene jener Bauten. Das dreigeschossige Gebäude besteht aus einem Haupttrakt, dem zum Hof hin in der Mitte ein zweigeschossiger Vorbau, zum See hin zwei quadratische risalitartige Bauteile angefügt sind, sodass der Bau auf der Seeseite als Dreiflügelanlage erscheint. An der Hofseite ist ein polygonaler Treppenturm mit geschweifter Haube in den Winkel zwischen Vorbau und Haupttrakt gestellt, der das Dach des Hauptbaues nur geringfügig überragt. Vom Hof aus betrachtet, staffelt sich das Gebäude nach hinten in Breite und Höhe. Die Wirtschaftsgebäude umstehen das Schloss in einer zum See offenen Hufeisenform und bilden einen Hof, der durch seine Dimensionen und die kleinteilige Pflasterung einen intimen Charakter hat. Ursprünglich war das Schloss vorn und seitlich von einem Wassergraben mit Zugbrücke umgeben und stand unmittelbar am See. Der Wasserspiegel wurde um 1900 gesenkt, sodass das Gebäude heute einige Meter vom Ufer entfernt ist und der Wassergraben zugeschüttet werden musste.

Vom ursprünglichen Renaissancebau, den Joachim II. 1542-43 etwa zeitgleich mit dem Berliner Stadtschloss, möglicherweise ebenfalls von seinem Schlossbaumeister Caspar Theyss, erbauen ließ, ist im Inneren des Gebäudes heute noch der große Saal im Erdgeschoss mit Rundbogen-Arkade und Säule sowie mit Resten von Fußboden und Deckenbemalung erhalten. (2) Bei Ausgrabungen 1974-77 im Hof, im Bereich des ehemaligen Wassergrabens, fand man auch Reste der Stützmauer des Grabens sowie Teile der ursprünglichen Dachaufbauten und Renaissancegiebel, die bei den Baumaßnahmen 1693-95 durch Johann Arnold Nering sowie bis 1707/08 durch Martin Grünberg und Johann Heinrich Behr entfernt worden waren. (3) Die dabei durchgeführte Aufstockung, das einheitliche Mansarddach, der weiße Putz mit Streifensockel und die vergrößerten Fenster prägen das heutige Bild. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde das Schloss weiter als Jagdschloss der preußischen Könige genutzt und instand gehalten, jedoch im Wesentlichen unverändert gelassen. Erst unter Wilhelm II. führte man 1903-05 noch umfangreiche Modernisierungen durch, obwohl 1904 das Hofjagdrevier wegen der wachsenden Beliebtheit des Grunewalds als Ausflugsgebiet der Berliner aufgegeben wurde. (4) Dem Übergang in den Besitz des preußischen Staates 1927 folgte 1932 die Umnutzung der Schlossräume als Gemäldegalerie. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Bau weitgehend unbeschadet. Weitere Baumaßnahmen im 20. Jahrhundert und zuletzt 2006-08 dienten zwar teilweise dem Rückbau barocker und wilhelminischer Eingriffe, vor allem aber der behutsamen Erneuerung der technischen Ausstattung. (5)

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(1) Das Museum, heute unter Verwaltung der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, besitzt etwa 220 Gemälde des 15. bis 19. Jahrhunderts aus Berliner Schlössern, darunter viele Bilder von Lucas Cranach d. Ä. Das Jagdzeug-Inventar des Berliner Jägerhofes wurde 1770 in das sog. Jagdzeugmagazin des Jagdschlosses Grunewald verlegt. Es umfasste alle für die höfische Jagd erforderlichen Geräte außer Waffen. Vgl. 450 Jahre Jagdschloss Grunewald 1992, Bd. II und III.

(2) Erbauungsdatum und Name "zum grünen Wald" gehen aus einer Sandsteintafel für die Grundsteinlegung über dem Eingang hervor. Die Frage der Urheberschaft für den Bau des Jagdschlosses von Caspar Theyss lässt sich jedoch nicht eindeutig klären. Die Herkunft eines Reliefs im Jagdschloss Grunewald, das Caspar Theyss, seinen Kollegen Kunz Buntschuh und vermutlich den Bildhauer des Reliefs, Hans Schenk, zeigt, ist unbekannt. Vgl. Schmidt, Hartwig: Zur Baugeschichte des Jagdschlosses Grunewald I. In: 450 Jahre Jagdschloss Grunewald 1992, Bd. I, S. 9-55.

(3) Zu den Sanierungs- und Umbaumaßnahmen unter Kurfürst Friedrich III. (1657-1713, ab 1701 König Friedrich I. von Preußen) vgl. 450 Jahre Jagdschloss Grunewald 1992, Bd. I, S. 23 ff.

(4) Hanemann, Regina/ Julier, Jürgen: Zur Baugeschichte des Jagdschlosses Grunewald II, Von 1708 bis in die Gegenwart. In: 450 Jahre Jagdschloss Grunewald 1992, Bd. I, S. 57 ff.

(5) Zur Baugeschichte nach 1945 vgl. 450 Jahre Jagdschloss Grunewald 1992, Bd. I, S. 75 ff. 2006-08 wurde zur Verbesserung der konservatorischen Bedingungen für die Gemäldesammlung das gesamte Heizungs- und Wasserleitungssystem erneuert. Die Nebengebäude wurden grundlegend saniert, die ehemalige Schlossküche zum Veranstaltungsraum, die Remise zum Museumsshop mit Café umgebaut. Eine Terrasse zum See wurde rekonstruiert. Vgl. Fuchs, Detlef: Jagdschloss Grunewald, Zur Wiedereröffnung der Preußischen Jagdresidenz. In: Museumsjournal, Berichte aus Museen, Schlössern und Sammlungen in Berlin und Potsdam, 23 (2009), H. 2, S. 18 f.

Literatur:

  • Wyrwa, Ulrich: Das Jagdschloß Grunewald und der Grunewald als Hofjagdrevier der Hohenzollern, in: Geschichtslandschaft, Zehlendorf, 1992 / Seite 329-344 (dort weitere Lit.)
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 256
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Schlösser, Herrenhäuser und Gutsanlegen in Berlin, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Bd. 46, Berlin 2016 / Seite 376-383

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Juliane Stamm
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