Denkmaldatenbank

Bereits 1936 entstand auf dem nahen Grundstück Van't-Hoff-Straße 15, Ecke Hittorfstraße, das Wohnhaus für den Physiker und technischen Direktor der Telefunken-Gesellschaft Karl Rottgardt. (1) Entlang der Van't-Hoff-Straße, die in ihrem geschwungenen Verlauf auf den geänderten Bebauungsplan von Hermann Jansen zurückgeht, hebt sich vor den großvolumigen Institutsbauten der niedrige von Fritz Schopohl entworfene Bungalowbau deutlich ab. (2) Für Karl Rottgardt, der im Zweiten Weltkrieg an der Rüstungsforschung in Zusammenarbeit mit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur militärischen Nutzbarmachung der Funkmeldetechnik beteiligt war, schuf Schopohl eines seiner aufwändigsten privaten Häuser. (3) Schopohl zählt neben Egon Eiermann zu den Architekten, denen es im Nationalsozialismus gelang, einen eigenen Stil zu entwickeln, der zwar auf bodenständige und handwerkliche Werten fußte, wie sie der damaligen Architekturauffassung entsprachen, der aber in seiner soliden Geradlinigkeit und klassizistischen Strenge frei von nationalsozialistischer "Blut und Boden"-Mystik war. Der eingeschossige Winkelbau zeigt alle Merkmale seines zwischen Tradition und Moderne stehenden Stils: eine ebenerdige, gartenbezogene Lagerung des Baukörpers, ein mit hellem Pinselputz übertünchtes Mauerwerk - die Schlämme wurde leider bei der letzten Instandsetzung entfernt -, ein nicht zu steiles Walmdach mit wenigen Einschnitten oder Erkern und bündig sitzende Fenster ohne Stichbogen, beim Obergeschoss fast bis zur Traufe emporgezogen. Von Schopohl immer wieder verwendet und variiert, sind sie ein unverwechselbares Kennzeichen der Architektur seiner Einfamilienhäuser dieser Zeit geworden. Hinzu tritt ein separater Wirtschaftsflügel, hier an der Van't-Hoff-Straße, der zum Garten intime, geschützte Terrassen ermöglicht und ein funktioneller klarer Grundriss, beschränkt auf die wesentlichsten Wohnfunktionen. Nicht zuletzt in der horizontalen Lagerung und des Einbeziehens des Außenraumes sind Schopohls Hausentwürfe durchaus dem nordamerikanischen Bungalowstil ähnlich.

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(1) Zechlin 1939, S. 104 f.; BusB IV C, Obj. 1907, S. 229.

(2) Fritz Schopohl (1879-1948), Mitarbeiter im Büro von Alfred Messel, ist bekannt geworden durch seine Bauten beim Wiederaufbau Ostpreußens 1916-21. Vgl. Haus Dr. Krause, Löhleinstr. 21.

(3) Karl Rottgardt (1885-1945) war 1944 als Telefunken-Direktor Mitglied des Wissenschaftlichen Führungsstabes der Kriegsmarine und war an der militärischen Nutzbarmachung der Funkmelde- und Radartechnik beteiligt. Vgl. Maier, Helmut: Forschung als Waffe, Rüstungsforschung in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung 1900-1945/48 (= Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Bd.16), Göttingen 2007, Bd. 2, S. 1036.