Denkmaldatenbank

Haus Kohtz

Obj.-Dok.-Nr. 09075427
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Schweinfurthstraße 24
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Terrasse & Einfriedung & Treppenanlage & Pergola
Datierung 1922-1923
Entwurf & Bauherr Kohtz, Otto (Architekt)

In der Schweinfurthstraße 24, Ecke Hellriegelstraße, angrenzend an die weiten Felder der ehemaligen Landwirtschaftlichen Hochschule, liegt das kleine, durch seine ungewöhnliche Bauform auffallende Haus Kohtz. Der seinerzeit bekannte Architekt und Architekturschriftsteller Otto Kohtz (1) baute es 1922-23 als individuelles Wohnhaus für sich und seine Frau, wie die im Eisengitter des Tores eingefügten Initialen "OK" und "AK" belegen. Sowohl der auf einem hohen Sockel sich erhebende, rechteckige Baukörper mit vorgeblendeter Pfeilerstellung und bekrönender - polygonaler - Rotunde, als auch der nur 127 Quadratmeter umfassende Grundriss des eingeschossigen Baus besitzen eine damals wie heute für ein Wohnhaus bizarre Gestaltung. Rechteck und Quadrat, Symmetrie und Axialität sind Grundprinzipien des Entwurfs. (2)

Die äußere Gestalt des schlicht verputzten Gebäudes wurde von Kohtz selbst mehrfach verändert. Die heutige Form geht auf Baumaßnahmen der Jahre 1931-33 zurück, als die "Rotunde" umgestaltet sowie die Pfeilerstellung und ein bodentiefes Blumenfenster mit Schiebetüren an der Rückseite hinzugefügt wurden. Die Erschließung über zwei achsensymmetrische seitliche Freitreppen gleicht einer theatralischen Inszenierung. Der querrechteckige, klar in drei Bereiche gegliederte Grundriss besteht aus einem quadratischen Mittelteil, in den eine ovale zweigeschossige Halle als Wohnraum eingestellt ist, sowie zwei schmalen eingeschossigen Seitenteilen, in denen links Küche und Essraum bzw. rechts ein Schlafzimmer angeordnet sind. Der ganz in Holz getäfelte Saal beeindruckt durch seine komplett erhaltene, einzigartige Ausstattung. Durch raumhohe Lisenen in zwölf Joche geteilt, die im Erdgeschoss Rundbögen und im Obergeschoss Fenster besitzen, erinnert seine Gestaltung an sakrale Räume mit Arkaden und Obergaden. Eine strenge Sichtachse verlief einst vom Eingang durch die Halle über einen von Pergolen gerahmten Innenhof zu einem heute nicht mehr existierenden Gartenpavillon an der hinteren Grundstücksgrenze. Es ist unschwer zu erkennen, dass sich der Architekt hier formal am Villenbau der Antike und dessen Rezeption in der italienischen Renaissance orientierte. Insbesondere die Villen von Andrea Palladio mit ihren großen Wandflächen und den ebenmäßigen, auf Quadrat, Rechteck, Kreis und Oval fußenden Grundrissen könnten ihn beeinflusst haben. (3) In Ansicht und Aufriss entstand jedoch ein eigenständiger zierlicher und sachlicher Bau, der ebenso die geistige Auseinandersetzung des Architekten mit der Schinkel´schen Baukunst erahnen lässt. Dazu kommen unter dem Einfluss der frühen 1920er Jahre Anklänge an expressionistische Formen, wie zum Beispiel die leicht konischen Pfeiler der Eingangsloggia oder das Portal mit dreifach gestufter Rahmung zeigen. (4) Unter den Einfamilienhäusern Berlins besitzt das künstlerisch außerordentlich bedeutende Gebäude aufgrund seiner einzigartigen Form einen besonders hohen Stellenwert.

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(1) Otto Kohtz (1880-1956).

(2) Kohtz entwickelte das Gebäude in mehreren Stufen. Die in den Bauakten erhaltene erste Planung stellt zunächst nur einen als "Sonnenbad" bezeichneten Pavillon in die zentrale Achse, später kommen Waschküche und Gartengeräteraum hinzu.

(3) Schließlich findet sich in der "Villa Rotonda" in Vicenza auch das Motiv des zweigeschossigen Kuppelsaals.

(4) Die Rotunde war ursprünglich im expressionistischen Sinne leicht angeschrägt und - wie eine Krone - leicht ausschwingend gestaltet. Sie wurde 1933 begradigt.

Literatur:

  • BusB IV C 1975 / Seite S. 218 (dort weitere Literaturangaben)
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 114

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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