Denkmaldatenbank

Kupferhaus Typ R

Obj.-Dok.-Nr. 09075426
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Schorlemerallee 16
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Datierung 1931
Bauherr Bach, Lotte
Entwurf & Ausführung Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG Berlin (Baufirma)

Das in der Schorlemerallee 16 gelegene Kupferhaus wurde 1931 von der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG im Auftrag der Grundstückseigentümerin Lotte Bach errichtet und entspricht in seiner Ausführung dem "Einfamilienhaus Typ R" mit dem Namen "Kupferstolz". Die besondere Fertigteil-Tafelbauweise ist dem unauffälligen Wohnhaus mit rotem Ziegeldach nicht sofort anzusehen. Nur die abgerundeten Hausecken und die Reliefstruktur der Wandflächen lassen erahnen, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Mauerwerksbau handelt. Das Gebäude hat zwar ein gemauertes Kellergeschoss, darüber aber befindet sich ein konstruktives Gerüst aus Holz, in das die bis zu vier Meter langen und 2,80 Meter hohen Fertigteile eingehängt wurden: außen profilierte, ursprünglich graphitschwarz schimmernde Kupferbleche, innen dekorativ geprägte Stahlbleche, dazwischen eine mehrschichtige Isolierung. Im Inneren des Gebäudes sind die Strukturoberflächen der Stahlbleche sichtbar; Fenster und Türen sind in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Das in Kupfer-Fertigbauweise errichtete Haus ist ein bedeutendes Beispiel für die in den 1920er Jahren einsetzende Erprobung neuer Materialien und die Rationalisierung im Baugewerbe. Es zeigt, wie anhand industrieller Vorfertigung - hier mit dem 1930 patentierten System Förster & Krafft - versucht wurde, im Wohnhausbau neue Wege zu beschreiten. Der Werbeprospekt der in Eberswalde ansässigen Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG von 1931 nennt zwölf Vorzüge des "Allkupferhauses"; darunter neben einer sehr guten Wärmeisolierung und fast unbegrenzter Dauerhaftigkeit auch, dass es "in einer einzigen Autoladung ankommt" und "innerhalb von 24 Stunden aufgestellt wird (...).". (1) Dies mögen unter anderem Gründe dafür gewesen sein, dass 14 Kupferhäuser bis 1934 nach Palästina exportiert wurden. Dann kam es zur Auflösung der inzwischen in Kupferhaus GmbH umbenannten jüdischen Firma. Das ehemals kupfersichtige Haus Bach erhielt in den 1930er Jahren einen weißen Anstrich, im Inneren wurden im Laufe der Jahrzehnte verschiedentlich Wandverkleidungen angebracht. (2) Bei Instandsetzungen konnten der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden.

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(1) Allkupferhaus, Das ideale Einfamilienhaus, Katalog der Hirsch Kupfer- und Messingwerke A.-G. Berlin 1931

(2) Heilmeyer, Florian: Das weiße Kupferhaus. In: Baunetzwoche 153, 4.12.2009, S. 12-16.

Literatur:

  • Wasmuths Monatshefte für Baukunst 15 (1931) / Seite 246
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 98
  • Das Schöne Heim 3 (1931) 9 / Seite 322f.
  • Junghanns, Kurt: Das Haus Für Alle. Zur Geschichte der Vorfertigung in Deutschland, Berlin 1994 / Seite 235-241 & 268-273
  • Herbert, Gilbert: Gropius, Hirsch and the saga of the copper house, in: Technion - Israel Institute of Technology 1 (1980) / Seite .
  • Herbert, Gilbert: The dream of the factory-made house. Walter Gropius and Konrad Wachsmann, MIT Press,Cambridge/Mass., London 1984 / Seite .
  • Probst/Schädlich: Walter Gropius. Der Architekt und Theoretiker, Werkverzeichnis, Teil 1, Bd. 1, Berlin 1986 / Seite 170-173
  • Nerdinger, Winfried: Walter Gropius. Der Architekt, Ausstellungskatalog, Berlin 1985/86
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Kupfer am Bau - Die Kupferhäuser in Berlin, Informationsblatt, Berlin o. J.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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