Denkmaldatenbank

Königin-Luise-Stiftung (Erzieherinnen-Schule, heute Internat)

Obj.-Dok.-Nr. 09075417
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Podbielskiallee 78
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule & Einfriedung
Datierung 1905-1907
Entwurf Kieschke, Paul & Fürstenau Eduard (Architekt)
Ausführung Carl, Otto (Hofmaurer & Zimmermeister)
Bauherr Königin-Luise-Stiftung

Im Osten der Podbielskiallee befindet sich ein größerer Gebäudekomplex inmitten einer parkartigen Gartenlandschaft. Auf diesem weiten Areal zwischen Drygalskistraße, Schweinfurthstraße und Englerallee erstrecken sich Schule und Internatsgebäude der Königin-Luise-Stiftung mit dem Eingang im alten Hauptgebäude in der Podbielskiallee 78.

Die noch auf Anregungen der Königin Luise von Preußen 1811 gegründete Ausbildungsstätte für Pädagoginnen und Lehrerinnen mit angeschlossenem Internat gehört zu den ersten Bildungseinrichtungen, die in Dahlem angesiedelt wurden. (1) Das Institut wurde aufgrund der räumlichen Enge seines Stammsitzes von der Berliner Markgrafenstraße nach Dahlem verlegt. Der neue Standort ermöglichte eine gute Anbindung an Berlin über den nahen Steglitzer Bahnhof. Gleichzeitig entsprach er den damaligen Anforderungen an eine zeitgemäße Erziehung durch Naturnähe, die Möglichkeit zum Spiel im Freien und ein großzügiges Raumangebot. Der Erwerb des Bauplatzes erfolgte 1902, die Ausführung nach einem Vorentwurf von Paul Kieschke unter Oberleitung des Geheimen Oberbaurats Eduard Fürstenau begann 1905 und war 1907 abgeschlossen. (2) Die sich in das Blockinnere erstreckende, von der Straße her kaum als solche wahrnehmbare Dreiflügelanlage wurde in historisierenden Formen mit Reminiszenzen an die Baukunst der deutschen Renaissance errichtet. Das Straßenbild wird hauptsächlich durch den viergeschossigen Klassentrakt geprägt. Der schlicht geputzte Mauerwerksbau mit Granitsockel und Dekor aus Sandstein trägt ein schlichtes Mansarddach. Besonders betont ist die Eingangspartie durch die Zusammenfassung von drei Fensterachsen als Scheinrisalit, der von einem mächtigen geschweiften Giebel überfangen wird. Der an sich schon reich gestaltete Zugang ist durch ein darüber angeordnetes dreiteiliges Fenster mit Vorhangbögen und gesprengtem Giebel nochmals besonders hervorgehoben. Über dem von ionischen Säulen flankierten Rundbogenportal mit Eierstab und Zahnschnitt zeigt eine Kartusche in einem gesprengten Giebel die Inschrift Königin-Luisen-Stiftung. Inszeniert ist auch der Zugang über eine - der Geländetopografie geschuldete - kleine Brücke. Bemerkenswert ist ebenfalls die größtenteils erhaltene Einfriedung des Internatsgeländes. Deren Höhepunkt bildet das von Pfosten mit Kugelaufsätzen und einem perspektivisch angelegten Gitter geprägte Tor. Das 1925 im gleichen Stil nochmals von Fürstenau erweiterte und später mehrfach modernisierte Gebäude besteht weiter aus einem viergeschossigen Trakt im Westen und einem zweigeschossigen Ostflügel, der ehemals Speisesaal, Turnhalle, Aula und Krankenräume aufnahm. Im Innern des Hauptflügels ist das repräsentative Haupttreppenhaus erhalten, das mit Säulenarkaden und Netzgewölben wiederum Motive der deutschen Renaissancebaukunst aufweist.

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(1) Engel 1984, S. 58.

(2) Dr. theol. h.c. Eduard Fürstenau, der wenige Jahre später das Geheime Preußische Staatsarchiv (Archivstr. 11-15) entwarf, war auch Mitglied des Kuratoriums der Stiftung.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 125

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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