Denkmaldatenbank

Wohnhaus Peter-Lenné-Straße 7

Obj.-Dok.-Nr. 09075405
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Peter-Lenné-Straße 7
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1914-1915
Entwurf Straumer, Heinrich (Architekt)
Bauherr Schwarzkopf, Hans
Ausführung Müller und Nölte (Baufirma)

Das frühere Wohnhaus des Parfümerie-Fabrikanten Hans Schwarzkopf, Peter-Lenné-Straße 7, wurde 1914-15 von Heinrich Straumer auf einem ursprünglich rund 7.000 Quadratmeter großen Grundstück im Landhausstil gebaut. Das durch den natürlichen Geländeanstieg hoch über Straßenniveau liegende Gebäude bildet einen malerischen Blickpunkt am Kaiser-Wilhelm-Platz. Es ist mit seinem Eingang exakt auf die Mittelachse der Platzanlage ausgerichtet. Vom Haus her gesehen sollte sich der Eindruck ergeben, der Park gehöre zur ausgedehnten Gartenanlage. (1)

Die Anlage besteht aus einem erhöht weit hinter der Bauflucht zurückliegenden, zweigeschossigen Haupthaus und einem an der Eingangsseite im rechten Winkel vorspringenden, eingeschossigen Wirtschaftsflügel. Straumer hat das Gebäude dicht an die rechte Grundstücksgrenze gestellt. So ist hinter dem Wirtschaftstrakt ein pittoresker Hof entstanden, während sich zur Koserstraße hin ein ausgedehnter Garten um das Haupthaus herum erstreckt. Die hellen Putzfassaden werden durch steile Dächer mit Giebeln und Gauben überfangen. Loggien, Veranden, Erker, Sprossenfenster mit Klappläden, Fachwerk und am Wirtschaftstrakt ein offener Wandelgang mit Holzstützen betonen den ländlichen Charakter der Anlage. Zwei Risalite mit hohen Dreiecksgiebeln sowie ein mit Stein eingefasstes, durch einen Schlussstein akzentuiertes Rundbogenportal kennzeichnen die Straßenseite und verleihen ihr einen noblen Charakter.

Die Anlage umgibt eine Einfriedung aus Feldsteinmauerwerk mit aufgesetztem Lattenzaun. Im verspielten schmiedeeisernen Gittertor sind die Initialen des Bauherren "HS" - Hans Schwarzkopf - eingelassen. Ländliche Schlichtheit und Gediegenheit prägen das Gebäudeinnere. Den Mittelpunkt des Hauses bildet eine holzgetäfelte Wohndiele mit repräsentativer Treppe, Kamin und Einbauschränken. Um sie herum gruppieren sich ein von einer offenen und einer geschlossenen Veranda flankiertes Herrenzimmer, ein Wohnzimmer und ein Speisezimmer. Besonders viel Platz wurde einst den Kindern mit Kinderzimmer und Spielhalle neben dem Speisezimmer eingeräumt.

Das Haus, das kurz nach einer Englandreise des Architekten entstand, bildet eine bemerkenswerte Synthese englischer und deutscher Architekturtraditionen. Die Ebenerdigkeit und enge Einbindung in den Garten, die Grundrissdisposition mit Wirtschaftsräumen in einem separaten Gebäudeflügel, die Diele mit Kaminsitzplatz als Mittelpunkt des Hauses, die Kinderspielzimmer neben den Gesellschaftsräumen und die Verwendung von Hebefenstern gehen direkt auf englische Einflüsse zurück. (2) Die beiden Giebelrisalite an der repräsentativen Eingangsseite mit den prägnanten Thermenfenstern, Sprossenfenstern mit Klappläden und Rundbogenportal, zitieren hingegen Motive aus Paul Mebes' Buch "Um 1800". Der Aufriss unterscheidet sich vom englischen Vorbild ferner durch größere Geschosshöhen, steiler geneigte Dächer und niedrigere Kamine. Haus Schwarzkopf gehört neben den Häusern Scholtz in Grunewald (abgebrochen) und Huth in der Bitterstraße 8/12 zu den bemerkenswertesten Landhäusern, die Heinrich Straumer vor dem Ersten Weltkrieg entworfen hat. Ein Teil des Grundstücks wurde in den 1990er Jahren mit Mehrfamilienhäusern bebaut. 2007-08 erfolgten Instandsetzung und Umbau zur niederländischen Residenz.

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(1) Ähnliche Lösungen zeigen die Häuser Huth (Bitterstraße 8/12) und Haus Drimborn (Bernadottstraße 94).

(2) Stubert 1995, Bd. 1, S. 70 und Bd. 2/3, Obj. 61.

Literatur:

  • o.V. / Heinrich Straumer. Mit einer Einleitung von Fritz Stahl. in Neue Werkkunst. Berlin - Leipzig - Wien 1927. (Neuausgabe mit einem Nachwort von Angelika Kaltenbach. Berlin 1997).Thieme-Becker, Bd. 12Biogr. H. Straumer). / Seite S. 171
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 118
  • Ribbe, Wolfgang ; Schäche, Wolfgang (Hg.) / Baumeister, Architekten, Stadtplaner. Biografien zur baulichen Entwicklung Berlins. Berlin 1987 / Seite S. 658
  • Stubert, Angelika / Heinrich Straumer (1876-1937) - Architekt in Berlin. 3 Bde. Phil. Diss. Berlin 1995 / Seite S.69-70
  • Killy, Walther ; Vierhaus, Rudolf (Hg.)/ Deutsche Biographische Enzyklopädie. 10 Bde. Bd. IX. München 1998 / Seite S. 232

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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