Denkmaldatenbank

Haus Heidenreich

Obj.-Dok.-Nr. 09075404
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Peter-Lenné-Straße 1

Archivstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1914-1916
Bauherr Heydenreich, Adolf (Kaufmann)
Entwurf Paulus und Lilloe (Architekt)
Ausführung Carl Bäsell (Baugeschäft)

Das Haus Heydenreich, Peter-Lenné-Straße 1, heute Ordenshaus der Großen Landesloge der Freimaurer, wurde 1914-16 nach Plänen der Architektengemeinschaft Ernst Paulus und Olaf Lilloe errichtet. Der Bauherr Adolf Heydenreich war Teilhaber der auf Modewaren spezialisierten Firma Heydenreich Gebrüder und Kommanditist eines in Sao Paolo, Brasilien, ansässigen Bekleidungshauses. (1) Den repräsentativen Wohnsitz schlossartigen Charakters ließ er für sich und seine Familie nach Rückkehr aus Übersee bauen. Im Gegensatz zum benachbarten Haus Schwarzkopf, das Einflüsse der englischen Landhausbewegung zeigt, liegen die Leitbilder für Haus Heydenreich eindeutig in der französischen und norddeutschen Adelsarchitektur des 18. Jahrhunderts. Dies verdeutlicht schon die raumgreifende Anordnung des Gebäudes auf dem ursprünglich über 7.400 Quadratmeter großen Grundstück. Es wird durch eine hohe Einfriedung, bestehend aus einem bossierten Sockel mit aufgemauerten Backstein- und Werksteinteilen sowie abschließenden Gittern eingefasst. Eine eindrucksvolle dreiteilige Toranlage mit Gittertoren zwischen den mit Kugeln und Laternen bekrönten Werksteinpfeilern lässt den Blick auf die eindrucksvolle Anlage zu.

Das zweigeschossige, breit gelagerte Backsteingebäude mit hohem Mansarddach und Glockengiebel über dem flachen Eingangsrisalit bildet mit zwei eingeschossigen Flügelbauten links und rechts einen großzügigen Ehrenhof. Der Zugang über eine zweiteilige, von der Vorfahrt unterbrochene Treppenanlage ist bewusst inszeniert. In der Mitte befindet sich das hohe, seitlich von gekuppelten Säulen eingefasste Rundbogenportal, über dem sich ein angedeuteter Balkon mit schmiedeeisernem Gitter leicht vorwölbt. Säulen, Gesimse sowie Portal- und Fenstereinfassungen aus hellem Werkstein stehen in feinem Kontrast zu den roten Backsteinen der Fassaden, was an münsterländische und holländische Bauten erinnert. Die achtachsige Gartenseite ist durch einen Mittelrisalit betont.

Die Symmetrie der Fassaden findet auch im Inneren ihren Ausdruck. Mittelpunkt des Hauses ist die hinter einem oktogonalen Windfang gelegene, holzgetäfelte Diele mit Kamin, ehemals mit Ausblick auf den Garten. An der Gartenseite schließen links und rechts - jeweils durch Schiebetüren verbunden - die großzügigen Gesellschaftsräume mit holzgetäfelten Wänden und Stuckdekorationen an. Bemerkenswert ist auch hier der den Kindern ursprünglich zugestandene Raumbedarf mit einem Kinder-Wohnzimmer im kurzen Flügel links, das über die Treppenhalle auf kurzem Wege mit den Kinderzimmern, dem Kinderbad sowie dem Zimmer des Kinderfräuleins im ersten Stockwerk verbunden war. (2)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus Heydenreich als Parkhotel Berlin-Dahlem genutzt. 1968 erfolgten Um- und Anbauten für die Nutzung durch die Große Landesloge der Freimaurer. Hierbei blieben der originale Grundriss im Wesentlichen und teilweise auch die Ausstattung erhalten, sodass das hohe Niveau der bauzeitlichen Wohnkultur immer noch spürbar ist.

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(1) Mit seinem Bruder Daniel gründete der Braunschweiger Kaufmann im Webwarengeschäft 1883 in Sao Paolo die Casa Allema, später Bekleidungshaus Schädlich, Obert & Co. 1910 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder. Vgl. Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, Berlin 1930.

(2) Dies entspricht exakt einer Empfehlung von Muthesius. Vgl. Muthesius 1925.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 119

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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