Denkmaldatenbank

Landhaus Ramm

Obj.-Dok.-Nr. 09075402
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Pacelliallee 27
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Landhaus
Datierung 1909-1910
Entwurf Schweitzer, Heinrich (Architekt)
Bauherr Ramm
Ausführung Messow und Lummitsch

In der Pacelliallee 27 ließ sich der Oberregierungsrat und Amtsvorsteher Dahlems, Eberhard Ramm, 1909 von Heinrich Schweitzer ein großzügiges Landhaus bauen. (1) Ursprünglich auf einem hellen, nur mit Kiefern bestandenen Gartengrundstück von 4.570 Quadratmetern Größe gelegen, ist das Gebäude heute in eine dicht bewachsene Gartenlandschaft eingebettet. Es liegt mit seiner Schmalseite zur Straße, der Baukörper erstreckt sich lang in die Grundstückstiefe. Der Eingang mit Portikus befindet sich an der Nordseite, daneben springt der Wirtschaftstrakt mit ehemaligem Lieferanteneingang leicht hervor. An der nach Süden ausgerichteten Gartenfassade ist eine von einem Balkon überfangene Loggia mit Freitreppe harmonisch zwischen zwei Giebelrisalite gesetzt. Besonders auffallend sind die bossierten Muschelkalksteinfassaden des Hauses, die durch Erker, Ausluchte, Loggien und Sprossenfenster belebt werden. Auch das mächtige, von Fachwerkgiebeln, Gauben und Schornsteinen aufgelockerte Walmdach zeigt charakteristische Merkmale der englischen Landhausbewegung. Hermann Muthesius verwendete Muschelkalkstein vier Jahre später bei seinem nahe gelegenen Haus Cramer, Pacelliallee 18. Während das Äußere des Hauses Ramm noch in vielen Details erhalten ist, wurde sein Grundriss durch den Umbau in ein Mehrfamilienhaus in den 1980er Jahren stark verändert. Sein ursprüngliches Raumprogramm zeugte von den gesellschaftlichen Verpflichtungen Ramms als Ortsvorsteher. Kernstück war eine zweigeschossige Diele mit Kaminnische (einer englischen "Ingle-nook"), Holzvertäfelungen und Geweihen als Wanddekoration. Daran schlossen sich nach Osten ein Herren- und ein Damenzimmer sowie nach Süden eine großzügige Folge von Gesellschaftsräumen an. Unter ihnen ist das große Speisezimmer mit offener Arkadenstellung zum Wintergarten besonders hervorzuheben. Private Wohn- und Schlafräume befanden sich im Obergeschoss. Haus Ramm gehört zu den bedeutenden Schöpfungen Heinrich Schweitzers. Im Vergleich mit Haus Raffloer belegt es die große Bandbreite seines Schaffens. Trotz der Veränderungen im Inneren bildet es heute ein beredtes Zeugnis für einen ländlich-repräsentativen Wohnsitz des frühen 20. Jahrhunderts in Dahlem und die Lebensart seiner damaligen Bewohner.

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(1) BusB IV C, S. 99, Nr. 1623; Engel 1984, S. 50; Berliner Architekturwelt 14 (1912), S. 22-27 (nur Abb.); Klapheck 1913, S. 205, Abb. 381.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Berlin - Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Ortsteil Dahlem, Petersberg 2011 / Seite 190/191
  • Architekten-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Bd. C, Berlin 1975 / Seite 22 f.
  • Berliner Architekturwelt (BAW), 14. Jg., 1911-1912 / Seite 465-466, 501-504
  • Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (Hrsg.): Handbuch Städtebauliche Denkmalpflege, 2. Aufl., Petersberg 2019 / Seite 205
  • Klapheck, Richard: Moderne Villen und Landhäuser, Berlin 1913 / Seite .
  • Posener, Julius: Berlin auf dem Weg zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II, München 1979 / Seite 377
  • Vollmer, Hans (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Bd. 30, Leipzig 1936

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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