Denkmaldatenbank
Landhaus, Einfamilienhaus Miquelstraße 90 Pechüler Pfad
09075397 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Dahlem |
Adressen | Miquelstraße 90 Pechüler Pfad |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Landhaus & Einfamilienhaus |
Datierung | 1912-1913 |
Entwurf | Bartning, Otto (Architekt) |
Bauherr | Friedlaender, Robert (Kaufmann) |
Das Wohnhaus in der Miquelstraße 90 war bis Mitte der 1920er Jahre Wohnsitz des österreichischen Unternehmers und Schriftstellers Robert Friedlaender, Gründer des Schlossparktheaters, und seiner Gattin, der Mezzosopranistin Magda von Dulong. (1) Friedlaender hatte das Grundstück 1911 von der Domänenverwaltung erworben und 1912-13 bebauen lassen. Der Entwurf stammte von dem jungen Otto Bartning, der später vor allem durch seine hervorragenden Kirchenbauten überregional bekannt wurde. (2) Sechs Jahre später, 1918, ließ Friedlaender als Direktor der Industrie-Verwaltung-Aktiengesellschaft sein Büro in der Behrensstraße 7 in Berlin-Mitte ebenfalls von Otto Bartning gestalten. Dem Wohnhaus in Dahlem kommt als Frühwerk und einem der wenigen in Berlin erhaltenen Einfamilienhäuser von Otto Bartning besondere Bedeutung zu. Wie das vom gleichen Architekten entworfene Haus von Simson, Im Dol 48, ist es weit hinter die Bauflucht bis an die hintere Grenze des kaum einsehbaren Grundstücks zurückgesetzt. Die nach Südwesten ausgerichtete Straßenfront wurde so zur Gartenfassade, der Vorgarten zum Hauptgarten.
Stilistisch steht das ebenerdige Gebäude deutlich unter dem Einfluss der Landhausbewegung, und es vereint englische, holländische und norddeutsche Vorbilder in harmonischer Form. Dies gilt sowohl für die äußere Gestaltung als Klinkerbau mit weißer "holländischer Fugung", grauer Biberschwanzdeckung und hell gestrichenen Holzteilen als auch für den Grundriss mit großer, einem Gartensaal ähnelnder Wohndiele, Ausluchten, Erkern, Nischen und Winkelzimmern sowie ebenerdigem Gartenzugang. In Abwendung vom Historismus vollzog Bartning hier eine eigenständige Interpretation von Bautradition durch die Umformung historischer Stilelemente zu einer seinerzeit neuen Architektursprache. Bartnings klar gegliederter Grundriss wurde durch die Aufteilung in mehrere Wohnungen später verändert.
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(1) Robert Friedlaender-Prechtl (1874-1950) war seit 1905 als Generalbevollmächtigter seines Vetters Fritz Friedlaender-Fuld, eines der reichsten Männer im Kaiserreich, in Berlin tätig und seit 1907 mit der Mezzosopranistin Magda von Dulong verheiratet. Er schrieb u.a. Theaterstücke und gründete 1920 das Schlossparktheater in Berlin-Steglitz. 1924 beendete er seine aktive Unternehmertätigkeit und übersiedelte an den Starnberger See. Das Haus in der Miquelstraße wurde 1923 an den Kaufmann Theodor Simon verkauft.
(2) Gerbing, Chris: Otto Bartning (1883-1959), Kirchenbauer, Architekt und Pädagoge zwischen Tradition und Moderne. In: Schwinge, Gerhard (Hrsg.): Lebensbilder aus der evangelischen Kirche in Baden, Bd. 5, Heidelberg 2007, S. 245-273.
Literatur:
- Pollak, Otto Bartning, 1926 Topographie Dahlem, 2011 / Seite 109
- Mayer, H. K. F./ Der Baumeister Otto Bartning, Heidelberg 1951
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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