Denkmaldatenbank

Wohnsiedlung für US-Offiziere, Dreipfuhlsiedlung

Obj.-Dok.-Nr. 09075391
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Lützelsteiner Weg
3, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17

Reichshofer Straße
7, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24

Ripleystraße 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage & Siedlung
Datierung 1956
Entwurf Engineer Division & Senator für Bau- und Wohnungswesen

Die in den 1930er Jahren vom preußischen Staat rings um den Dreipfuhlpark geplante Kleinhaussiedlung konnte vor dem Krieg nur in einzelnen Beispielen an Garystraße und an Leichhardtstraße realisiert werden. (1) Die 1956-57 entstandene Wohnsiedlung für Offiziere der amerikanischen Streitkräfte, Lützelsteiner Weg 3/5, 6, 8-17 u.a., knüpfte an die alte Bebauungsplanung an, jedoch mit einem völlig anderen städtebaulichen Konzept. (2) Es sah, hierarchisch nach militärischem Rang unterschieden, räumlich getrennte Siedlungsabschnitte vor. 30 komfortable Flachbauten im Bungalowstil sind hufeisenförmig um den Dreipfuhlpark, beiderseitig von Lützelsteiner Weg und Reichshofer Straße, aufgereiht. Sie waren für höhere Dienstgrade gedacht. An der etwas abseits vom Park, parallel zur Clayallee gelegenen Ripleystraße stehen zwölf zweigeschossige so genannte Duplex-Häuser (3) für niedrigere Stabsoffiziere. Die Planung und Durchführung erfolgte im Auftrag des Headquarters Berlin Command als Gemeinschaftsprojekt von Architekten der Engineer Division der Amerikaner und der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen. Der Berliner Architekt Willy Ehrlichmann zeichnete für die Typenentwürfe der Duplex-Häuser verantwortlich. (4)

Geht man von der Ihnestraße auf dem schmalen Gehweg zum Dreipfuhlpark, so glaubt man in einer anderen Welt zu sein. Der an der Reichshofer Straße sich öffnende Raum wird von niedrigen, winkelförmigen Bungalows bestimmt, die gleichförmig aufgereiht inmitten parkartiger Rasenflächen stehen. Keine Zäune oder individuell gestaltete Vorgärten stören das Siedlungsbild. So stellt man sich amerikanische Vorstadtsiedlungen vor. Das Ziel der Erbauer war es sicherlich, den Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte ein heimatliches Gefühl zu vermitteln, aber auch den Deutschen amerikanische Lebens- und Wohnkultur vorzuführen: "Ein Stück Amerika in Europa" wurde hier vorgelebt.

Nur ein Bungalowtyp mit seitlich anliegenden Garagen prägt den Straßenraum. Die lichten Pastelltöne der Putzfassaden und die gelblich-braunen Travertin- und Keramikverkleidungen bilden einen stimmigen Farbklang. Asymmetrien, abgerundete Hausecken, an der Eingangs- und Gartenseite überstehende dünne Dächer auf schlanken V-förmigen Metallstützen und leicht abgeknickte, überdeckte Zugänge mit polygonalen Steinplatten belegen das Vorbild amerikanischer Bungalowarchitektur. Viele dieser Motive wurden stilbildend für die Nachkriegsarchitektur ebenso wie die fließenden Grünräume zwischen den gegliedert aufgestellten Siedlungsbauten für den Städtebau dieser Zeit prägend wurden.

Das Innere der Bungalows ist ganz amerikanischer Lebensart verpflichtet. Hauptraum ist ein L-förmiger Wohn- und Essbereich mit großflächigen Fenstern zum Garten und offenem Kamin. Er ist nicht nur geselliger Mittelpunkt des Hauses, sondern er trennt auch den Schlaftrakt mit vier Zimmern vom Wirtschaftsteil mit Küche und Garage. Der amerikanischen Wohnkultur gemäß haben alle Schlafräume Einbauschränke erhalten, und es sind ihnen zwei Bäder zugeordnet.

Bei den zweigeschossigen Duplex-Häusern - jeweils zwei Hauseinheiten sind hier durch Doppelcarports verbunden - findet man ein ähnlich offenes Siedlungsbild. Die auf einem breiten Rasengrund mit hohem Baumbestand aufgestellten Einfamilienhäuser säumen die eigens zu ihrer Erschließung angelegte Ripleystraße, die als Sackgasse vor der alten Oberförsterei Dahlem endet. Die flach gedeckten Baukuben mit hohen zwei-, drei- und vierteiligen Fenstern, auskragenden Eingangsverdachungen in Beton und Glasbausteinen im Bereich der Hauseingänge erinnern an die Moderne der späten 1920er Jahre. (5) Die beidseitig offenen Autounterstellplätze sind wiederum ein Bestandteil amerikanischer Wohnkultur. Die Häuser haben zwar nicht weniger Räume als die Bungalows, sie sind aber flächenmäßig und in der Ausstattung bescheidener.

Trotz ihrer völlig anderen Bauweise und ihrer Eigenständigkeit im Vergleich zu den Einfamilienhäusern der 1930er Jahre in der nahen Ihne- und Garystraße, bildet die amerikanische Siedlung keinen unüberbrückbaren Fremdkörper. Vor allem die Naturnähe der Siedlungsanlage, ihre harmonische Eingliederung in den Parkraum, wirkt dabei übergreifend. Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte ging ein Großteil der Häuser ab den 1990er Jahren in den Besitz von privaten Eigentümern, wobei das einheitliche Bild beider Siedlungsteile bis heute erhalten geblieben ist. (6)

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(1) Garystraße 48-58, 64-94, Leichhardtstraße 49-55, 29-39. Bauherr: Terrassenhausbau GmbH, eine Tochtergesellschaft der Baufirma Holzmann. Zur Planungs- und Baugeschichte: Kühn, Benno: Wettbewerb Eigenheim-Siedlung Berlin-Dahlem. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 53 (1933), S. 545-550, 579; Kiessling, Martin: Der Wettbewerb für die Aufschließung eines Geländes in Berlin-Dahlem. In: Bauwelt 24 (1933), H. 44, S. 2-8; Dörge, Gerhard: Siedlung am Dreipfuhl in Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 69 (1935), S. 550-553; ders.: Dahlem bekommt ein neues Gesicht. In: Völkischer Beobachter vom 23.1.1934, 1. Beiblatt; BusB IV A, S. 150, 319.

(2) Willen, Susanne: Die Dreipfuhlsiedlung in Dahlem, hrsg. v. Untere Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf und Landesdenkmalamt Berlin, Berlin 2007; BusB IV A, S. 204 f., 418, Obj. 414.

(3) Im amerikanischen Sprachgebrauch bedeutet "Duplex" ein Haus mit getrennten Wohnungen für zwei Familien bzw. ein zweigeschossiges Haus mit einer Wohnung je Haushälfte und zwei getrennten Eingängen.

(4) Erstellt wurden die Baupläne von der Construction Branch of Berlin, verantwortlich Command L.W. Hall und W.S. Schaaf. Erst ab 1957 war für Bauvorhaben der Alliierten in den südlichen Berliner Bezirken das Bauamt Süd der Sondervermögens- und Bauverwaltung verantwortlich.

(5) Eine mit identischen Duplex-Haustypen erbaute Siedlung für amerikanische Offiziere (Pückler Housing Area) entstand zeitgleich im Ortsteil Schmargendorf (Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf), westlich der Clayallee, zwischen Goldfink- und Luchsweg.

(6) Für zehn Häuser am Lützelsteiner Weg bestimmte der Bund ein Nutzungsrecht für Angehörige der US-Botschaft. Hier leben auch heute noch amerikanische Familien.

Literatur:

  • BusB IV A 1970 / Seite S. 204 f., 418
  • Engel, Michael, Geschichte Dahlems, Berlin 1984 / Seite S. 286
  • Untere Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf und Landesdenkmalamt Berlin (Hg.)/ Willen, Susanne, Die Dreipfuhlsiedlung in Dahlem, Berlin 2007

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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