Denkmaldatenbank

Haus Deckert

Obj.-Dok.-Nr. 09075388
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Liebensteinstraße 4
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Villa
Datierung 1904
Entwurf Otte, Ludwig (Architekt)
Ausführung Mehl, Reinhold
Bauherr Deckert, Emil (Geologe)

Das Hauses Deckert enstand 1904 nach Entwurf von Ludwig Otte in der Liebensteinstraße 4. (1) Geht man das kurze Stück der Liebensteinstraße entlang, so fällt einem nicht nur die extravagante Architektur des Hauses auf, auch die grünen Putzblenden der Fassade mit Weltkugel und Sternenhimmel sind außergewöhnlich. Sie weisen auf den Beruf des Bauherrn Dr. phil. Emil Deckert (2) hin, einer der bedeutendsten Geologen seiner Zeit, dessen Arbeitszimmer sich hinter dem breiten Fenster mit dem Globus befand. Deckert zeigte sich mit seiner Villa aufgeschlossen für die künstlerischen Reformbewegungen des neuen Jahrhunderts. Griff doch Otte, der durch seine Villenentwürfe in den Kolonien Lichterfelde und Grunewald ein anerkannter Architekt geworden war, Ideen auf, die von den Wiener Sezessionsarchitekten propagiert und 1901 in der Darmstädter Künstlerkolonie als Musterbauten moderner Wohnformen zur Ausstellung kamen. Während sich die meisten Hausentwürfe in Darmstadt noch mehr dem Jugendstil verpflichtet zeigen, wirkt das Haus Deckert, dank Ottes asymmetrischen freien Gestaltens mit traditionellen Bauformen, deutlich avantgardistischer. Nicht die malerischen Motive der Landhausarchitektur oder die Ornamentik des Jugendstils setzte Otte hier ein, sondern er fand seinen Entwurfsstil im freien Kombinieren überlieferter Bauelemente wie Risalit, Loggia, Erker, Altan mit Freitreppe zum Garten und weit ausladendem Mansarddach. Außergewöhnliche Motive - die über anderthalb Geschosse gehende Eckloggia am Treppenhaus und der turmartig weit über die Traufe geführte Risalit, ebenso der abrupte Materialwechsel von hellroten Ziegelflächen zu grün eingefärbten Putzflächen - machen die Villa zu einem besonderen Beispiel der nach neuen Ausdrucksformen suchenden Architektur um 1900. (3)

------------------------------------------------------

(1) Berliner Architekturwelt 8 (1906), S. 109.

(2) Friedrich Karl Emil Deckert (1848-1916), Geograph. 1906 Lehrstuhl für Geographie in FrankfurtM., spezialisiert auf Geographie Nordamerikas, zahlreiche Veröffentlichungen. Vgl. Neue Deutsche Biographie, Berlin 1957, 3. Bd., S. 549.

(3) Ebenfalls erhalten hat sich der schmiedeeiserne Gitterzaun mit einem abstrakt-geometrischen Muster, dessen Entwurf vermutlich ebenfalls von Ludwig Otte stammt. Die Umbauten 1931 und 1951 zu einem Dreifamilienwohnhaus veränderten den Grundriss entscheidend, der ursprünglich auch frei und auf die Bedürfnisse des Bauherrn eingehend gegliedert war, aber den Bezug zum Bautypus Villa nicht verleugnete.

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 8 (1906) / Seite S. 109
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 141
  • Thieme-Becker, Bd. 26 / Seite S. 87 zu Ludwig Otte

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen