Denkmaldatenbank

Wohnanlage Lentzeallee, Gregor-Mendel-Straße, Milowstraße, Spilstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09075387
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Lentzeallee 93, 95, 97, 99, 101, 103

Gregor-Mendel-Straße 2, 4, 6, 8

Milowstraße 2, 4, 6, 8, 10, 12

Spilstraße 1, 3
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage
Datierung 1922-1923
Entwurf Preußisches Finanzministerium, Hochbauabteilung

Die Wohnanlage Lentzeallee 93/103 u.a. wurde 1922-23 nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Heinz Tietze aus der Hochbauabteilung der Preußischen Bau- und Finanzdirektion errichtet. Auf dem ehemaligen Domänengrundstück entstanden 108 großzügige Mietwohnungen mit drei bis sechs Zimmern für Beamte. Zugeordnet sind Mietergärten im weiträumigen Blockinnenbereich.

Die Anlage besteht aus unterschiedlich langen, dreigeschossigen Baukörpern mit Walmdach. Mit Ausnahme der Häuser in der Spilstraße springen die Bauten jeweils in der Straßenmitte aus der Bauflucht zurück und bilden dadurch eine ehrenhofartige Vorplatzsituation. Dachhäuser mit Dreiecksgiebel heben die Eingangsachsen der Hauszeilen mit ihren von Korbbögen abgeschlossenen Hauseingängen hervor. An der Gartenseite akzentuieren Loggien die Gebäudeecken. Die geputzten Fassaden werden durch Lisenen und hochrechteckige Sprossenfenster mit breiten Rahmungen vertikal gegliedert. Sie besitzen zurückhaltenden Baudekor in Form von Türbekrönungen mit Motiven aus Fauna und Flora.

In der Gregor-Mendel-Straße springt die Eckbebauung jeweils zurück und bildet einen polygonalen Eckturm mit Dachhaube aus. An der Ecke zur Milowstraße führt eine breite Treppe zu einem ehemaligen kleinen Laden im Souterrain, über dessen Eingang der Schlussstein eine Waage und das Baudatum 1923 zeigt. Die Wohnanlage ist baugeschichtlich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen entspricht sie den damals modernen sozialhygienischen und städtebaulichen Vorstellungen, indem sie als Blockrandbebauung mit großem, freiem Innenhof errichtet wurde. Darüber hinaus erinnert sie in ihrer durch Rücksprünge aufgelockerten Disposition, ihrer formalen Gestaltung und dekorativen Behandlung an spätbarocke oder frühklassizistische Vorbilder, ohne aber ein konkretes Beispiel nachzuahmen. Dieser Rückgriff auf die Architektur der Zeit um 1800, wie ihn Paul Mebes seit 1908 wiederholt gefordert hatte, wurde von Tietze mit expressionistischen Elementen, zum Beispiel der kräftigen Farbgebung in roten und gelben Tönen oder der bauplastischen Gestaltung der Hauseingänge, verbunden. Damit ist die Wohnanlage ein außergewöhnliches Beispiel für den Expressiven Realismus, einer Synthese aus traditionellen Stilmerkmalen und sparsam verwendeten expressionistischen Formelementen, der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.

Literatur:

  • BusB IV A 1970 / Seite S. 187, 301
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 98

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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