Denkmaldatenbank
Mietwohnanlage Dahlem II
09075386 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Dahlem |
Adressen | Ladenbergstraße 22, 24 Rudeloffweg 4, 6, 8, 10, 12, 16 Von-Laue-Straße 3, 7, 9, 11, 15, 17 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1904-1906 |
Entwurf | Köhn, Erich (Architekt) |
Bauherr | Beamtenwohnungsverein |
Wohnanlage des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin, Ladenbergstraße 22/24. Die so genannte Mietshausgruppe Dahlem II ist eines der wichtigsten Beispiele für den reformorientierten genossenschaftlichen Wohnungsbau der Zeit um 1900. Von der Straße Unter den Eichen bis zur Ladenbergstraße, zwischen der Von-Laue-Straße und dem Rudeloffweg, erstreckt sich das weitläufige Grundstück der Baugenossenschaft, auf dem 1904-06 in drei Bauetappen 17 Mehrfamilienwohnhäuser in offener Bauweise errichtet wurden. Entwerfender Architekt aller Bauten und auch des Bebauungsplanes war Erich Köhn, einer der Gründer des Beamten-Wohnungs-Vereins. (1) Einer Verbreiterung der Straße Unter den Eichen mussten 1971 fünf Häuser weichen, wodurch die Anlage ihr einstiges raumschließendes Erscheinungsbild auf dieser Seite verlor. Am prägnantesten treten daher die dreigeschossigen dunkelgelben Putzbauten mit Krüppelwalm und Fachwerk am Obergeschoss an der Ladenbergstraße, in der Nähe des Corrensplatzes, in Erscheinung.
Als Reaktion auf die katastrophalen Zustände in den dichten Massenquartieren Berlins verfolgten auch die Initiatoren des Beamten-Wohnungs-Vereins die Reform des städtischen Mietshauses. Die auf Initiative von Heinrich Mirbach 1900 gegründete baugenossenschaftliche Selbsthilfe-Organisation hatte sich zum Ziel gesetzt, ihren Mitgliedern "gesunde, preiswerte und von seiten der Genossenschaft nur schwer kündbare Wohnungen" (2) zur Verfügung zu stellen. Zuerst entstanden innerstädtische Wohnanlagen in Moabit und Steglitz, in denen man ohne die üblichen Seitenflügel und Quergebäude das herkömmliche Mietskasernenschema durch Wohnhöfe und Privatstraßen radikal aufbrach. Daneben suchte der Verein auch nach modernen Konzepten für den Bau von Mietshäusern in einer ländlichen Vorort-Umgebung wie hier im Süden Dahlems. Dort ermöglichten niedrige Grundstückspreise, dass man anders als in der dicht besiedelten Innenstadt offener und großzügiger bauen konnte. "Man unternahm (...) den Versuch, den immer stärker werdenden Drang nach Licht, Luft und Sonne der Großstädter in aufgeschlossener Bauweise Rechnung zu tragen", heißt es treffend in einer Festschrift zum 50jährigen Bestehens des Vereins. (3)
So entsprechen auch die 133 Mietwohnungen im Zuschnitt und in der Ausstattung den Reformansprüchen des Beamten-Wohnungs-Vereins. In Dahlem konnte man zudem wegen der besseren wirtschaftlichen Verhältnisse der Beamten großzügigere Wohnungen verwirklichen, die mit drei bis fünf Zimmern eine Größe von 92 bis 125 Quadratmetern erreichten. Alle Wohnungen erhielten Bäder, Loggien oder Hauslauben und waren querbelüftbar. Die Mieter verfügten über Kellerräume und Waschküchen in den Dachgeschossen; zu jeder Wohnung gehörte ein Mietergarten. Erich Köhn hatte die Häuser an den Rand des Baugrundstücks gerückt und sie entlang der Straßenfluchten angeordnet, um im Innenbereich Raum für Mietergärten, Sitz- und Spielplätze sowie gärtnerische Bepflanzungen zwischen und vor den Häusern zu schaffen. Die Topografie des Geländes nahm er auf, um mithilfe der Höhenunterschiede drei differenzierte Siedlungsräume zu bilden: eine Gruppe mit vier Häusern zur Ladenbergstraße, einen mittleren Bereich auf höherem Geländeniveau, in dem sich axialsymmetrisch gleiche Haustypen gegenüberliegen, und eine Hausgruppe im Süden, wo sich nach dem Abbruch 1971 für die Erweiterung der Straße Unter den Eichen nur noch zwei Wohngebäude aus der ersten Bauphase gegenüberstehen. Neben dem städtebaulichen Konzept sollte auch die Architektur der Mietshäuser die wohnungsreformerischen Bestrebungen des Vereins widerspiegeln. Köhn gab den Mietshäusern ein modernes landhausgemäßes Aussehen mit erdfarbigen Putzen, Krüppelwalmdächern, Treppentürmen, Blendfachwerk und weißen Sprossenfenstern einschließlich farbig abgesetzter Klappläden. Die malerische Wirkung der Wohnanlage mit verschiedenen Hausformen aus L-, U-, und quaderförmigen Baukörpern und nicht zuletzt das üppige Grün der Mietergärten sorgen für eine natürliche Einbettung in die offene Villen- und Landhausstruktur Dahlems.
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(1) Erich Köhn (1879-1967) hatte als Hausarchitekt des Beamten-Wohnungs-Vereins alle Bauvorhaben bis zum Eintritt von Paul Mebes 1906 entscheidend geprägt. Zu Erich Köhns Bauten und zu Aufbau und Zielen des Vereins vgl.: Posener 1979, S. 346-353.
(2) Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin, 1900-1950, Berlin 1950, S. 6.
(3) Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin, 1900-1950, Berlin 1950, S. 73. Eine ähnliche, aber bedeutend kleinere Landhausgruppe des Beamtenwohnungsvereins, Dahlem I, entstand bereits 1904 nach Plänen von Erich Köhn auf dem Eckgrundstück Altensteinstraße und Reichensteiner Weg, die heute im Ortsteil Lichterfelde liegt.
Literatur:
- Topographie Dahlem, 2011 / Seite 149
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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