Denkmaldatenbank

Luftgaukommando III (später US-Headquarters Command)

Obj.-Dok.-Nr. 09075385
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Clayallee 170, 172

Bitscher Straße & Hüttenweg & Saargemünder Straße 25
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Militäreinrichtung & Verwaltungsgebäude & Kantine & Funkstation
Datierung 1936-1938
Entwurf Fuß, Fritz (Architekt)
Entwurf Meller, Wilhelm (Bildhauer)
Ausführung Bauabteilung des LKK II
Bauherr Reichsluftfahrtministerium

Nördlich des Einschnittes der U-Bahnlinie fallen an der Einmündung der Saargemünder Straße in die Clayallee zweigeschossige Putzbauten mit Walmdächern und Natursteinverkleidungen auf. Vor den Häusern weist eine graue Bruchsteinmauer, in deren weiteren Verlauf eine Toranlage mit zwei Wachhäuschen steht, auf eine schutzbedürftige Einrichtung hin. Es handelt sich um den Gebäudekomplex des ehemaligen Luftgaukommandos III an der Clayallee 170/172 u.a., den die Bauabteilung des Luftkreiskommandos II von 1936-38 nach Plänen von Fritz Fuß auf einem weitläufigen Grunewaldgelände erbauen ließ. (1) Luftgaukommandos waren ab 1936 für die Wiederaufrüstung der Luftwaffe zuständig. Sie organisierten getarnte unbesetzte Flugplätze für Kampf- und Zerstörergeschwader und den zivilen Luftschutz. Ab 1938 leiteten kommandierende Generäle die Luftgaukommandos und damit die Luftwaffe, die Flakabwehr und den Luftschutz in ihrem Bereich. Das Gebiet des Luftgaukommandos III umfasste Berlin, Brandenburg, Teile von Mecklenburg und Pommern. Der Dahlemer Militärkomplex besteht aus zehn Verwaltungs- und Kasernengebäuden, die sich weit auseinander gezogen auf dem parkartigen Areal verteilen, das von der Saargemünder Straße bis an die Einfamilienhäuser am Hüttenweg heranreicht.

Zwischen den Wachhäuschen am Haupttor an der Clayallee, die im Kleinen bereits wesentliche Stilmerkmale der Dienstgebäude widerspiegeln, fällt der Blick auf die Hauptachse, um die sich in straffer Ordnung der Kern der Anlage gruppiert. Fritz Fuß konzipierte sie als Hauptmagistrale, die perspektivisch direkt auf das zentrale Kommandogebäude zuführt. Im Mittelpunkt, und damit von der Clayallee für Jeden erfahrbar, liegt dort die mit Muschelkalk verkleidete Portalfront des Hauptgebäudes, einstmals bekrönt von einem mächtigen Reichsadler in Bronze. Der Haupteingang wird flankiert von Portalvorbauten, die mit von Willy Meller gestalteten Steinadlern auf den Gesimsen bestückt sind und den Herrschaftsanspruch des NS-Staates inszenieren. Die Anlage war eine der ersten monumentalen Wehrmachtseinrichtungen des Dritten Reiches, die nach der Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1936 und dem damit einhergehenden Aufbau der Luftwaffe in Berlin errichtet wurden. Größe, Baugestalt und aufwändige Ausstattung des Dahlemer Stützpunktes spiegeln den hohen Stellenwert wider, den der kriegsvorbereitende NS-Staat der von Hermann Göring befehligten Luftwaffe zusprach. Die "Luftwaffe leistete sich ausgesprochenen Luxus. Sie errichtete repräsentative Kommandogebäude (...) meist unter Hinzuziehung renommierter Künstler und Privatarchitekten." (2)

Der Architekt Fritz Fuß, der als Sieger aus dem 1935 ausgeschriebenen Wettbewerb für das Berliner Luftgaukommando hervorging, war ein Schüler und langjähriger Mitarbeiter von Wilhelm Kreis. So verwundert es nicht, dass die Berliner Anlage sowohl im Aufbau und als auch in der formalen Ausformung dem 1938 erbauten Luftgaukommando in Dresden von Wilhelm Kreis ähnelt. (3) Wie dort unterstreichen auch hier Symmetrie und Axialität sowie die Verwendung von Muschelkalk, Marmor und vergoldetem Schmiedeeisen den Machtanspruch des Militärs. Im Gegensatz zum zeitgleich von Ernst Sagebiel entworfenen Reichsluftfahrtministerium an der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte, das eine viel monumentalere und härtere Wirkung aufweist, ist die Architektur von Fuß zurückhaltend, eher vorstädtisch - trotz der zeittypischen neoklassizistischen Herrschaftssymbolik. Diese finden wir auch im Portalbau des parallel zur Clayallee angelegten Gebäudetrakts, der sich mit einer über alle Geschosse reichenden offenen Säulenhalle und Freitreppe präsentiert. Hinter der Säulenhalle war einst das Luftkriegsgericht mit separatem Eingang untergebracht.

Die amerikanischen Truppen nutzten die Anlage von 1945 bis 1990 als Hauptquartier. Ab Januar 1947 residierte im Hauptgebäude General Lucius D. Clay als Oberkommandierender der U.S.-Streitkräfte in Europa und amerikanischer Militärgouverneur in Deutschland. Von hier aus organisierte Clay 1948/49 während der Blockade West-Berlins die Luftbrücke. (4) Heute befindet sich im Gebäude des ehemaligen Luftkriegsgerichts die Konsularabteilung der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, während die übrigen Gebäude nach dem Abzug der Amerikaner 1994 auf eine neue Nutzung warten.

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(1) Das Dienstgebäude des Luftgaukommandos Berlin, Architekt Fritz Fuß, Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 60 (1940), S. 345-356; BusB III, S. 96, 108; Schäche 1991, S. 376 f.; Kaak, Heinrich: Das U.S.-Hauptquartier, Clayallee 170-172. In: Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, hrsg. v. Helmut Engel u.a., Bd. 4 Zehlendorf, Berlin 1992, S. 298-314; Donath 2004, S. 148-151.

(2) Teut 1967, S. 218.

(3) Das Luftgaukommando in Dresden. In: Die Kunst im Dritten Reich 3 (1939), Ausgabe B, Folge 2, Beilage Die Baukunst, S. 68-75. Der Architekt Fritz Fuß (1889-1945) arbeitete in Berlin und Köln.

(4) Im Sommer 1945 bezogen die amerikanischen Streitkräfte den Komplex. Die Häuser beherbergten u.a. den Stab des US-Stadtkommandanten, den Stab der Berlin-Brigade sowie mehrere Kleindienststellen und Fernmeldeeinrichtungen. Die Gebäude wurden zum Lagezentrum der westlichen Verbündeten. In Anerkennung des Einsatzes von General Lucius D. Clay für die Luftbrücke während der sowjetischen Blockade West-Berlins 1948/49 wurde die Kronprinzenallee, an der das US-Hauptquartier lag, in Clayallee umbenannt. Im Jahr 1979 wurde auch das US-Hauptquartier nach ihm benannt und trug die Bezeichnung General Lucius D. Clay Headquarter.

Literatur:

  • Kaak, Heinrich/ Das U.S.-Hauptquartier in
    Zentralblatt der Bauverwaltung 60 (1940) 24 / Seite 345-356
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 243
  • BusB III 1966 / Seite 96 & 108
  • Schäche, Architektur, 1991 / Seite 376f.
  • Geschichtslandschaft, Zehlendorf, 1992 / Seite 298-314

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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