Denkmaldatenbank

Wohnhaus Bernadottestraße 94

Obj.-Dok.-Nr. 09075382
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Bernadottestraße 94
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1912-1913
Entwurf Straumer, Heinrich (Architekt)
Bauherr Drimborn, Carl

Dicht neben einem Neubaublock steht in der Bernadottstraße 94 das Haus Drimborn, heute Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen. Nur wenige Jahre nach Fertigstellung seiner Villa in der Bernadottestraße 68 ließ sich der Oberstleutnant a.D. Carl Drimborn 1912-13 hier ein weiteres, dem gewandelten Zeitgeschmack entsprechendes Wohnhaus errichten. (1) Der beauftragte Architekt Heinrich Straumer entwarf ein repräsentatives Gebäude, das erstmals in seinem Oeuvre nicht ausschließlich am englischen Landhausstil orientiert war, sondern auch Formen der Zeit um 1800 zum Vorbild nahm. Der zweigeschossige, straßenseitig breit gelagerte Putzbau mit Walmdach und Fenstertüren steht ohne Sockelgeschoss nahezu ebenerdig im Garten. Seine achsensymmetrische Straßenfassade wird durch ein ungewöhnliches Motiv geprägt: Die Mittelachse besteht aus einer konkav eingezogenen Nische, in die ein konvex vorkragender, von ionischen Säulen gestützter Balkon mit Gittergeländer eingestellt ist. Davor führt eine schmale Terrasse über zwei Stufen in den Garten.

Die ursprüngliche Farbgebung des Gebäudes mit einer Dachdeckung aus dunkelblaugrauen holländischen Handstrichpfannen, blaugrün gestrichenen Fensterläden, schwarzgrünem Eisenwerk und architektonischen Bauteilen aus grauem Kunstkalkstein verlieh ihm eine besondere und vornehme Note, die das heutige rote Dach nicht erreicht. Es fällt auf, dass das an der Rückseite asymmetrische Haus mit abgesetztem Wirtschaftstrakt sehr dicht an die hintere, nordöstliche Grenze des Grundstücks gesetzt ist. So fungiert die nach Südwesten zum Messelpark hin ausgerichtete Straßenfront damit gleichsam auch als Gartenfassade. Vom Gebäude her gesehen wird der Gartenraum über die Straße hinweg durch die Einbeziehung der umgebenden Parklandschaft optisch erweitert - eine brillante Idee im Sinne des "Invisible fence" (2), die auch bei Straumers Dahlemer Häusern Schwartzkopf und Huth zu beobachten ist. (3) Ebenfalls ein englisches Vorbild, eine Seitenfassade von Ernest Newtons Landhaus Steephill (Jersey), stand Pate bei der Gestaltung der klassizisierenden Fassade. (4)

Bemerkenswert sind ferner die klare funktionelle Grundrissdisposition - Diele und Speisezimmer als Mittelachse, daneben symmetrisch Herrenzimmer und Zimmer der Dame nach vorn sowie Musikzimmer und Wirtschaftsräume nach hinten gelegen - und die gediegene handwerkliche Ausstattung des Gebäudes. Besonders aufwändig gestaltet ist zum Beispiel die Fensterfront der Diele zur Terrasse hin mit Scheiben aus gerundetem Glas. Heizkörperverkleidungen, Einbauschränke, Kamine, sowie ein Treppenhaus mit barockisiender Wandfassung, außergewöhnlichem Treppengeländer und einem barock anmutenden Erkerchen sind als Relikte der ursprünglichen Ausstattung erhalten. Das verhältnismäßig große und repräsentative Gebäude wird seit vielen Jahren institutionell genutzt.

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(1) Stubert 1995, Bd. 2/3, Obj. 45.

(2) Invisible fence" ist eine Senke, die den Garten zwar begrenzt, den Blick aber frei lässt.

(3) Die nicht erhaltene Gartenanlage stammte von Ludwig Lesser. Vgl. Stubert 1995, Bd. 2/3, Obj. 45.

(4) Publiziert 1904 von Hermann Muthesius.Vgl. Stubert 1995, Bd. 2/3, Obj. 45.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 107

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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