Denkmaldatenbank

Schülerkolonie Dahlem, Internat

Obj.-Dok.-Nr. 09075379
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Königin-Luise-Straße 88, 90, 92, 94, 96, 98
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Schule
Datierung 1906-1911
Entwurf Schweitzer, Heinrich (Architekt)
Entwurf Hennings, Friedrich & Hennings, Wilhelm
Entwurf & Ausführung Reimarus und Hetzel (Baugeschäft)
Bauherr Königliche Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem

Den sechs Gebäuden auf dem parkartigen Grundstück in der Königin-Luise-Straße 88/98 sieht man ihre ursprüngliche Funktion als zum Gymnasium gehörendes Internat nicht mehr an. Das weitläufige Waldgrundstück für die Wohngebäude der Schülerheim-Kolonie Dahlem schloss sich ehemals direkt an das Schulgelände an. Dieser Zusammenhang wird heute nicht mehr unmittelbar deutlich, da ein Neubau die Grundstücke voneinander trennt. Von ursprünglich 17 geplanten Internatsbauten wurden zwischen 1906 und 1911 neun Häuser von den Architekten Reimarus & Hetzel, den Gebrüdern Hennings und Heinrich Schweitzer ausgeführt. (1) Zwei der Gebäude sind im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und abgetragen worden; das beschädigte Haus Königin-Luise-Straße 98 wurde 1953-54 verändert wiederaufgebaut. Die erhaltenen Gebäude des ehemaligen Internats repräsentieren in ihrer Gesamtanlage und Gestaltung nicht nur ein wichtiges Kapitel der Dahlemer Orts- und Baugeschichte, sondern sie dokumentieren auch die Entwicklung des Schulwesens am Anfang des 20. Jahrhunderts. (2) Die Bauten sind heute vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf an soziale Einrichtungen vermietet.

Der Initiator und erste Direktor des Arndt-Gymnasiums, Johannes Richter, konnte 1905 die Aufteilungskommission davon überzeugen, in Dahlem das neuartige Konzept eines Internats zu verwirklichen, das vorsah, die Schüler in einzeln stehenden Häusern unter der Aufsicht eines Lehrerehepaars wie in einer Familie unterzubringen. Im Hinblick auf die vermögenden Bewohner Dahlems und auf die von außerhalb kommenden Söhne reicher Gutsbesitzer, wurde das "Alumnat" entsprechend luxuriös konzipiert. Die Anlage gleicht einer eigenen kleinen Villenkolonie, deren aufwändig gestaltete Häuser auf einem großen Gelände mit altem Baumbestand verteilt sind. In Nord-Süd-Richtung ist das Areal von einer Straße mit einem dorfangerähnlichen zentralen Platz zweigeteilt. Auf der östlichen Hälfte ergänzten einst Tennisplätze und ein Sonnenbad, auf der anderen Seite ein großer Spielplatz die parkartigen Grünflächen. Das Grundstück ist heute aufgrund einer Neubausiedlung auf der südlichen Hälfte nur noch halb so groß; von den Sportanlagen ist nichts mehr erkennbar, während man die linsenförmige Straßenaufweitung in der Mitte noch erahnen kann.

Die villenartigen zweigeschossigen Bauten mit Mansarddächern und hohen Sockelgeschossen waren ursprünglich nach Adelsgeschlechtern (3) benannt und für jeweils 16 Schüler, ein Lehrerehepaar und eine Hilfskraft mit Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmern einschließlich Bädern, Heizung, Warmwasser- und Stromversorgung komfortabel ausgestattet. Im Äußeren wurden bewusst verschiedenartige Architekturformen gewählt, bei der Aufteilung der einzelnen Häuser folgten die Architekten jedoch immer demselben Raumprogramm: die Wohnung der Lehrer, eine große Diele und das gemeinsame Speisezimmer im Erdgeschoss, die Schlafzimmer der Schüler im Obergeschoss. Im Dachgeschoss waren Räume für die Dienstboten und Arbeitszimmer für die Schüler, im Souterrain Wirtschaftsräume, Küche, Bäder und Heizung untergebracht. Die aufgrund der unterschiedlichen Urheberschaft große Gestaltungsvielfalt der Häuser drückt sich sowohl in der Materialwahl als auch in der Fassadengliederung und den Architekturdetails aus. Während die Häuser Nr. 92 und 96 von Heinrich Schweitzer als Ziegelbauten mit Werksteingliederungen spiegelbildlich gleich gestaltet waren, schufen die beiden anderen Architekturbüros helle Putzbauten auf hohen Klinkersockeln. Die Häuser Nr. 88 und 90, von Reimarus & Hetzel, 1908 fertig gestellt, zeichnen sich durch Erker und Loggien sowie schlichten Bauschmuck in Jugendstilformen aus. Das Haus Nr. 94, 1909 von Friedrich und Wilhelm Hennings entworfen, hat an der Straßenseite einen auffälligen turmartigen Erkervorbau mit runder Haube für das Treppenhaus. Das heutige Haus Nr. 98, 1910 von Reimarus & Hetzel erbaut, konnte beim Wiederaufbau 1953-54 nur in seiner Grundstruktur erhalten werden; Dachform und Fassadengestaltung wurden der Zeit entsprechend deutlich vereinfacht.

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(1) Schultze, Friedrich: Das Arndtgymnasium in Dahlem und sein Schülerheim. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 29 (1909), S. 565 ff. Königin-Luise-Straße 92 und 96 von Heinrich Schweitzer (1909-10), Königin-Luise-Straße 88 und 90 (1906-08) von Reimarus & Hetzel, Haus Nr. 94 von den Brüdern Hennings (1908-09).

(2) Oberbaurat Delius: Über den Bau und Betrieb von Schülerheimen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 35 (1915), S. 290-321. BusB V C, S. 113-116.

(3) Askanien, Babenberg, Burgund, Oranien, Stauffen, Wettin, Wittelsbach, Zähringen, Zollern.

Literatur:

  • Schultze, Friedrich/ Das Arndtgymnasium in Dahlem und sein Schülerheim in
    Zentralblatt der Bauverwaltung 29 (1909) / Seite 565 ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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