Denkmaldatenbank

Arndt-Gymnasium

Obj.-Dok.-Nr. 09075377
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Königin-Luise-Straße 80, 82, 84
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1907-1909
Entwurf Hennings, Friedrich & Hennings, Wilhelm (Architekt)
Ausführung Actiengesellschaft für Bauausführungen

In direkter Sichtbeziehung zum offenen Grünraum des Vogelsang steht das 1907-09 von Friedrich und Wilhelm Hennings errichtete Arndt-Gymnasium, Königin-Luise-Straße 80/84 u.a.. (1) Der lang gestreckte Schulbau mit stattlichem Uhrturm und dem rechtwinklig anschließenden Südflügel bildet zusammen mit den Gebäuden des damals angegliederten Schülerheims und dem ehemaligen Direktorenwohnhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine stadträumliche Einheit, die in ihrer Weitläufigkeit und architektonischen Wirksamkeit sowohl für Dahlem als auch für die Entwicklung des Schulbaus allgemein einflussreich war. (2) Durch die raumgreifende Ausdehnung seines Baukörpers dominiert das dreigeschossige Schulgebäude den westlichen Abschnitt der Königin-Luise-Straße. Der Turm ist eine weithin sichtbare Landmarke und steht in der Blickachse zum nördlich anschließenden Wohngebiet. Die städtebauliche Präsenz dokumentiert die Bedeutung der höheren Bildungsanstalt für die Entwicklung Dahlems zum vornehmen Villenvorort.

Der Putzbau mit seiner asymmetrisch gegliederten Straßenfassade ist in der Turmachse mit einem reich dekorierten Portalvorbau ausgezeichnet; ein ebenfalls mit plastischem Schmuck am Eingang hervorgehobener Treppenhausturm bildet den westlichen Abschluss. Die Front dazwischen ist mit gruppenweise angeordneten Sprossenfenstern, hinter denen sich die Klassenräume befinden, schlicht gegliedert. Östlich der Hauptachse bilden ein fünfachsiger übergiebelter Bauteil und ein kleiner Vorbau mit Erker und geschweiftem Giebel die Überleitung zum Ostflügel, der auf zwei Geschossen Turnhalle und Aula übereinander beherbergt. An der Rückseite des Gebäudes schließt im rechten Winkel ein dritter Flügel an, in dem sämtliche Sonderräume wie Lehrer- und Direktorenzimmer, Labore oder Bücherei untergebracht sind. Diese funktionale Trennung findet somit ihre Entsprechung in der Dreiflügel-Form des Baukörpers ebenso wie in der Gestaltung - im Osten mit der Staffelung der geschwungenen Giebel, im Westen und Süden als sachlich-funktionaler Block mit regelmäßigem Fensterrhythmus. Das Haupttreppenhaus fungiert als Bindeglied zwischen den drei Flügeln und bildet zugleich vor Turnhalle und Aula ein großzügiges Vestibül. Die Ausstattung mit Säulen, Gewölben, Wandbrunnen und plastischem Schmuck unterstreicht die gediegene Wirkung der Schule.

Der Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg beschädigten Schulgebäudes erfolgte 1947-52, der stark zerstörte Ostflügel mit Aula und Turnhalle wurde mit vereinfachter Fassade wiederhergestellt. 1972-74 erhielt das Gymnasium einen Erweiterungsbau im östlichen Schulhof. (3) Bei umfassenden Sanierungsmaßnahmen 1980-83 wurde der Ostflügel mit Vorbau und geschweiftem Giebel in seiner ursprünglichen Form rekonstruiert. 1998-99 sind der gesamte Dachstuhl saniert und die Dachdeckung sowie Turmkopf und Uhr nach historischem Vorbild erneuert worden.


(1) BusB V C, S. 80 f., 114 ff., 391; Schultze, Friedrich: Das Arndtgymnasium in Dahlem und sein Schülerheim. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 29 (1909), S. 565-569, 571, 578-581; Engel 1984, S. 55 f.; Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Arndtschule Dahlem 1908-1958, Berlin 1958. 1906 hatte die Dahlemer Aufteilungskommission auf Initiative des Juristen Johannes Richter (1881-1940) den Beschluss zur Gründung einer Höheren Knabenschule in Dahlem gefasst und als Träger die "Dahlemer Schulgesellschafts mbH" geschaffen, die später in "Richtersche Stiftung" umbenannt wurde. Damit war die Schule zunächst der Kommission unterstellt; sie wurde erst 1920 zu einem staatlichen Gymnasium. 1908 war das Gymnasium, benannt nach dem Schriftsteller, Historiker und Politiker Ernst Moritz Arndt, fertig gestellt. Der Schulbetrieb hatte zunächst in der örtlichen Gemeindeschule stattgefunden, bis das neue Schulgebäude am 16. Oktober 1909 mit einem Festakt eingeweiht und in der zum Gymnasium gehörigen Schülerheim-Kolonie die ersten Häuser bezogen werden konnten. 1913 legten die ersten acht Schüler die Reifeprüfung am Arndt-Gymnasium ab, erst danach erhielt die Schule die Anerkennung als Vollanstalt.

(2) Das Direktorenwohnhaus Königin-Luise-Straße 85, das außerhalb des eigentlichen Schulgrundstücks liegt, wurde ebenfalls von den Brüdern Hennings erbaut. Es fällt heute in der Einzelhausbebauung der Umgebung nicht mehr als zur Schulanlage gehörend auf. Vgl. Schultze, Friedrich: Das Arndtgymnasium in Dahlem und sein Schülerheim. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 29 (1909), S. 581.

(3) Erweiterungsbau von Wolfgang Münter als Stahlbetonskelettbau, Obergeschoss mit weinroten PVC-Platten verblendet. Vgl. BusB V C, S. 391.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 212

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen