Denkmaldatenbank

Königliche Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem

Obj.-Dok.-Nr. 09075367
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Königin-Luise-Straße 22
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Forschungseinrichtung & Schule & Wohnhaus & Pergola & Gewächshaus & Remise & Einfriedung
Datierung 1902-1903
Entwurf Preller (Architekt)
Ausführung Actiengesellschaft für Bauausführungen
Bauherr Königlicher Preußischer Staatsfiskus

Dort, wo die Arnimallee auf die Königin-Luise-Straße trifft, öffnet sich ein halbkreisförmiger Schmuckplatz. Die kleine gärtnerische Anlage mit Pergolagang führte einst zum Hauptzugang der Königlichen Gärtnerlehranstalt, Königin-Luise-Straße 22. (1) Die heute von Technischer Universität und einem Gartencenter ("Königliche Gartenakademie") genutzte Einrichtung war eine der wichtigsten staatlichen Anstalten, die nach dem Konzept des Ministerialdirektors Friedrich Althoff, auf dem Domänengelände eine "Stadt der Wissenschaft" zu gründen, hierher verlagert werden konnte. In Wildpark bei Potsdam, wo die vom Hofgartendirektor Peter Josef Lenné 1823 gegründete Königliche Gärtnerlehranstalt ihren Stammsitz hatte, waren zur Jahrhundertwende keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr vorhanden. Unter Lenné und den folgenden Direktoren hatte sich die Einrichtung zu einer richtungsweisenden Ausbildungsstätte entwickelt, an der erstmalig in Deutschland ein gartenbauliches Studium möglich war. Viele der in Potsdam und später in Dahlem ausgebildeten Gärtner waren federführend bei der Verschönerung der Potsdamer und Berliner Parks und Stadtplätze beteiligt. 1903 bezog die Lehranstalt ihr neues Quartier, das im Gegensatz zu heute beträchtlich umfangreicher war; es kam mit späteren Erweiterungen auf 10 Hektar und reichte bis zur Takustraße. Von Anfang an war die Lehreinrichtung auch auf Forschung festgelegt. Den gärtnerischen Anlagen mit der Aufgabe eines Lehr- und Forschungsgartens kam dabei eine besondere Bedeutung zu.

Den Plan für die Gesamtanlage lieferte der Königliche Ökonomierat und Gartenarchitekt Theodor Echtermeyer, 1909-29 Direktor der Lehranstalt, während für architektonische Gestaltung und technische Bearbeitung der 1902-03 errichteten Gebäude Landesbauinspektor Preller von der Preußischen Bau- und Finanzdirektion verantwortlich war. Von der Stammanlage haben sich alle dazugehörigen Bauten - Hauptgebäude, Direktorenvilla, Obstverwertungsgebäude, Gewächshäuser, Stallgebäude und Wurzelversuchshaus - erhalten.

Um eine Zerstückelung des Geländes zu vermeiden, konzentrierte Echtermeyer die Anstaltsbauten im östlichen Bereich. Bis auf die Direktorenvilla, die schräg versetzt nahe der Pergola und mit einem direkten Geländezugang ausgeführt wurde, sind die übrigen Gebäude in ein geometrisches Flächenbezugssystem eingebunden. Kernstück war eine axial auf das Halbrondell ausgerichtete stadionähnliche Großfigur mit dem dreigeschossigen Hauptgebäude, das Unterrichts- und Laborräume aufnahm, im Norden vor dem Eingang. Leider zerstörte ein 1968 von der Technischen Fachhochschule auf dem Areal des früheren Rosengarten erbauter Unterrichtspavillon einen Großteil dieses Beziehungsgeflechts aus Gebäuden, Zier- und Lehrgärtenquartieren. Dagegen zeugt das dem Hauptbau vorgelagerte hufeisenförmige Parterre noch von der Konzeption Echtermeyers.

In der Flucht des Hauptgebäudes schließt östlich das frühere Obstverwertungsgebäude an und südlich dahinter ein Gewächshauskomplex. Eine bis an die östliche Grundstücksgrenze gerückte Stallanlage beim Wirtschaftshof sowie ein südlich der Gewächshäuser erbautes kleines Häuschen mit tief abgeschlepptem Satteldach, das einst als Wurzelversuchshaus diente, komplettieren das bauzeitliche Gebäudeensemble. Die Gewächshausanlage bestand zunächst nur aus fünf Bauten, sie konnte aber schon bald auf die doppelte Anzahl erweitert werden. Die parallel angeordneten Treibhäuser sind über einen mittigen verglasten Verbindungsgang (2) miteinander vernetzt; an seinem östlichen Ende befindet sich ein kleines Heizwerk mit Schornstein.

Architekt Preller gestaltete alle Bauwerke als rote Ziegelgebäude, die mit Sichtfachwerk, hölzernem Balkenwerk und weißen Putzblenden, ähnlich wie die zur gleichen Zeit in der Nähe entstandenen Bauten des Botanischen Gartens, einen ländlichen Eindruck vermitteln. Von diesem nüchternen preußischen Zweckbaustil hebt sich lediglich die Direktorenvilla ab. Abseits gelegen, bildet der geräumige Bau mit seiner Gartenanlage einen eigenen Bereich. Zur privaten Abgeschiedenheit passt die aufwändigere Ausstattung mit hölzernem Wintergarten, Erkern und Giebeln, die dem Haus einen romantisch-heimatlichen Charakter gibt.

Die Gewächshäuser, das Wurzelversuchshaus und die ehemaligen Stallanlagen gehören seit 2008, abgetrennt vom übrigen Gelände, zur "Königlichen Gartenakademie". Im Zuge der Einrichtung dieses "Zentrums für Gartenkultur" wurden die lange Zeit ungenutzten und stark verfallenen Gewächshäuser restauriert sowie auf einem Teil der alten Lehr- und Schaugärten ein Gartencenter mit Schaubeeten angelegt.

Nach dem Krieg musste immer mehr vom Ursprungsgelände der Gärtnerlehranstalt für Universitätseinrichtungen abgetrennt werden. Auf den westlichen Obst- und Gemüsebauquartieren entstanden 1978 das Institut für organische Chemie, 1981 das physikalische Institut und 1991 das Institut für Informatik - alles Lehr- und Forschungseinrichtungen der Freien Universität. Als letztes Großprojekt ließ die Freie Universität 1994-96 das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik in unmittelbarer Nachbarschaft erbauen (3) - mit seiner kompakten Baumasse tangiert es empfindlich den Kernbereich der Gärtnerlehranstalt. Doch haben sich neben den von dem Gartencenter genutzten Bereichen viele der alten Geländestrukturen erhalten, die zudem von der Technischen Universität Berlin für ähnliche Arbeitsfelder verwendet werden. Auch durch diese Lehr- und Forschungsaufgaben auf dem Gebiet des Gartenbaues, der Landwirtschaft, der Botanik, der Ökologie und der Biotechnologie wird die Tradition der Lehranstalt bis heute bewahrt. (4)

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(1) Echtermeyer, Theodor (Hrsg.): Die Königliche Gärtnerlehranstalt Dahlem, Berlin 1913; Denkschrift zum 100jährigen Bestehen der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem, Berlin 1924; Engel 1984, S. 78 f.; Klein, Martin: Die ehemalige Königliche Gärtner-Lehranstalt Dahlem und ihre Außenanlagen (= Landschaftsentwicklung und Umweltforschung - Schriftenreihe des Fachbereichs Umwelt und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin, Nr. 94), Berlin 1994 (dort weitere Literaturangaben); BusB V B, S. 220 f., 320; Teske, Hartmut: Die ehemalige königliche Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem ehemals Potsdam-Wildpark (= Schriftenreihe der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur, Bd. 4), Hamburg 2007.

(2) Eine farbige Abbildung des Ganges findet sich in: Willy Lange, Gartengestaltung der Neuzeit, 6. Aufl. Leipzig 1928, Farbtafel Nr. IV.

(3) Entwurf der Architektengemeinschaft Dähne & Dahl.

(4) 1928 völliger Übergang der sich seit 1924 "Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau" nennenden Anstalt an den preußischen Staat, 1960 Ingenieurschule für Gartenbau; 1971 Technische Fachhochschule Berlin, Fachbereich Gartenbau sowie Fachbereich Lebensmitteltechnologie.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 132

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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