Denkmaldatenbank

Atelier Arno Breker

Obj.-Dok.-Nr. 09075361
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Käuzchensteig 8, 10, 12
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Atelier
Datierung 1939-1942
Entwurf Freese, Hans (Architekt)
Ausführung Carl Burchardt (Hoch- und Tiefbau)
Bauherr Oberbürgermeister der Reichshauptstadt Berlin

Das Ateliergebäude, Käuzchensteig 8/12, das sich in Größe und Architektursprache deutlich von der umgebenden Wohnhausbebauung unterscheidet, wurde 1939-42 nach Entwurf des Architekten Hans Freese für den Bildhauer Arno Breker errichtet. Breker gehörte neben Josef Thorak zu den meistbeschäftigten Bildhauern des nationalsozialistischen Staates - er lieferte seit 1937 die überdimensionalen Bauplastiken für die Monumentalbauten Albert Speers. (1) In dem damals wenig bebauten Gebiet am Rande des Grunewaldes hatte Freese für Arno Breker ein Wohnhaus sowie ein Ateliergebäude geplant, das in Raummaßen und Ausstattung für die Herstellung der Großplastiken geeignet sein sollte. (2) Der Atelierbau war im Februar 1942 offiziell fertig gestellt, vom Wohnhaus wurde nur der Keller ausgeführt. (3) Wegen der Luftangriffe auf Berlin konnten die Atelierräume ab 1943 nicht mehr benutzt werden. (4) Nach dem Krieg wurde die leer stehende Anlage zunächst von den Amerikanern verwaltet; sie ging 1946 an den Berliner Magistrat über. Den östlichen Teil des Gebäudes mit dem ehemaligen Privatatelier Brekers und die angrenzende Hausmeisterwohnung bezog im Februar 1949 der Bildhauer Bernhard Heiliger, der bis zu seinem Tod 1995 hier lebte und arbeitete. (5) Seit 1996 sind diese Räume Sitz der Bernhard-Heiliger-Stiftung. Der restliche Teil des Baus wurde in der Nachkriegszeit unterschiedlich genutzt, bis 1970-72 das "Große Atelier" in acht Ateliers für Stipendiaten des Senats und des DAAD umgebaut wurde. (6)

Hans Freese (7), Mitarbeiter im Stab von Albert Speer und ab 1941 Professor an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, gestaltete das Ateliergebäude in jenem wuchtigen, reduzierten Neoklassizismus, der für die Repräsentationsbauten für Staat und Partei in der NS-Zeit typisch war. Einem lang gestreckten mittleren Hauptbau, dessen hohes Traufgesims ein flaches Walmdach verdeckt, sind seitlich zwei niedrigere Bauteile angefügt. Die strenge Symmetrie der Anlage und ihre ungeheuren Ausmaße erzeugen die monumentale Wirkung. Zur Bauzeit eher ungewöhnlich war die Ausführung als Sichtziegelbau, der jedoch mit Naturstein an Tür- und Fensterrahmungen sowie an Traufe und Sockelzone wirkungsvoll kontrastiert wird. Die Seitentrakte schieben sich als Kuben in ähnlichen Proportionen und Gliederungen wie der Hauptbau in dessen südliche Gebäudeecken hinein. Daraus ergeben sich das risalitartige Vorspringen der Seitentrakte an der Straßenseite und die Ausbildung zweier Höfe in den Gebäudewinkeln an der Rückseite. Im Inneren des Hauptbaues befand sich ursprünglich in der Mitte das 22 mal 13 Meter große Hauptatelier, an den Schmalseiten gab es Durchgänge zu zwei kleineren Räumen für ein Stein- und ein Privatatelier. Raumhöhen von etwa neun Metern in den Ateliers, die ehemals durch Glasoberlichter und an der Nordseite durch riesige Glasflächen belichtet wurden, sind von außen nachvollziehbar an den enormen Maßen der axial angeordneten Portale und Fenster. Im westlichen Seitenbau war ursprünglich das Gipsatelier mit Nebenräumen eingerichtet, im östlichen befanden sich Wohnräume und ein Empfangsbereich zum Privatatelier Brekers. Beim Umbau des Großen Ateliers wurde der Raum horizontal durch eine Zwischendecke und vertikal durch drei Wände in acht Atelierräume unterteilt, die jeweils durch ein Fenster an der Nordseite belichtet werden. (8)

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(1) Arno Breker (1900-1991) kam 1933 nach Berlin. Durch die Vermittlung Speers erhielt er Aufträge u.a. für die Reichskanzlei und das Reichssportfeld; 1937 wurde er "Staatsbildhauer" und erhielt den Professorentitel. Vgl. Bilang, Karla: Das Breker-Atelier, Käuzchensteig 8-12, und das Brücke-Museum, Bussardsteig 9. In: Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, hrsg. v. Helmut Engel u.a., Bd. 4: Zehlendorf, Berlin 1992, S. 315-328; Donath 2004, S. 146 f.; Schmitz, Frank: Ein Wohnhaus für Arno Breker. In: Dauer und Wechsel, Festschrift für Harold Hammer-Schenk zum 60. Geburtstag, Berlin 2004, S. 228-237. Archivalien befinden sich im Bundesarchiv Berlin in den Beständen des Generalbauinspektors für die Bundeshauptstadt (Abt. R 4606).

(2) Modell und Grundriss veröffentlicht in: Die Kunst im Deutschen Reich (Beilage: Die Baukunst), Aug./Sept. 4 (1940). Das Große Atelier enthielt eine Krananlage und eine Hebebühne.

(3) Für das 1939 entworfene Wohnhaus war 1941 mit dem Bau begonnen worden, beim kriegsbedingten Baustopp 1942 war nur das Kellergeschoss fertig gestellt, das 1953 beseitigt wurde. Vgl. Schmitz, Frank: Ein Wohnhaus für Arno Breker. In: Dauer und Wechsel. Festschrift für Harold Hammer-Schenk zum 60. Geburtstag, Berlin 2004, S. 228-237.

(4) "(...) nach fast jedem Angriff lagen die Glasoberlichter in Trümmern (...), so dass die Arbeit hier praktisch zum Erliegen kam." Arno Breker: Im Strahlungsfeld der Ereignisse, Preußisch Oldendorf 1972, S. 297 f.

(5) Bernhard Heiliger (1915-1995), Ausbildung in Stettin und Berlin, Meisterschüler bei Arno Breker, 1949-86 Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste, zahlreiche Werke in Berlin. Zu Biographie und Werkverzeichnis vgl. die Internetseite der Bernhard-Heiliger-Stiftung: www.bernhard-heiliger-stiftung.de (zuletzt geprüft am 6.1.2011).

(6) Das Hauptatelier diente u.a. als Ausbildungszentrum der Berliner Steinmetzinnung, als Lager für Filmrequisiten und wurde zeitweilig von Künstlern wie Emilio Vedova oder (nach dem Umbau) Jean Ipoustéguy genutzt. Die ehemaligen Gips- und Steinatelierräume werden ebenfalls seit Jahrzehnten von Künstlern genutzt (u.a. Wolf Vostell). Vgl. Bilang, Karla: Das Breker-Atelier, Käuzchensteig 8-12, und das Brücke-Museum, Bussardsteig 9. In: Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, hrsg. v. Helmut Engel u.a., Bd. 4: Zehlendorf, Berlin 1992, S. 320-323.

(7) Hans Freese (1889-1953) studierte in München, Dresden und Berlin, war Stadtbaurat in Berlin-Neukölln und Leiter des Hochbauamtes in Düsseldorf. Ab 1926 war er Professor für Städtebau und Siedlungswesen an der TH Karlsruhe, ab 1929 an der TH Dresden. 1941 wurde er zum Professor für Entwerfen und Perspektive an der TH Berlin ernannt. Vgl. Schmitz, Frank: Ein Wohnhaus für Arno Breker. In: Dauer und Wechsel, Festschrift für Harold Hammer-Schenk zum 60. Geburtstag, Berlin 2004, S. 234; Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, Berlin 1961, S. 388 f.

(8) Architekt des Umbaus: Rolf Niedballa.

Literatur:

  • Bilang, Karla/ Das Breker-Atelier und das Brücke-Museum in
    Geschichtslandschaft, Zehlendorf, 1992 / Seite 315-328
  • Schmitz, Frank: Landhäuser, Berlin 2005 / Seite 253
  • Topographie Dahlem, 2011

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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