Denkmaldatenbank

Haus Custodis

Obj.-Dok.-Nr. 09075359
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen In der Halde 6, 8
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Villa
Datierung 1923-1924
Entwurf Schweitzer, Heinrich (Architekt)
Bauherr Alfons Custodis AG (Bauunternehmen)
Ausführung Neumann und Rechlin (Baufirma)

Der Tonwarenfabrikant Alphons Custodis hat sich 1923-24 das stattliche zweigeschossige Wohnhaus In der Halde 6/8 nach Entwurf von Heinrich Schweitzer erbauen lassen. Noch vor der endgültigen Fertigstellung ging die Villa 1924 in den Besitz von Carl Friedrich von Siemens über. (1) Im Zusammenhang mit der durch die Theorien von Paul Mebes veranlassten Rückbesinnung auf die Architektur des preußischen Klassizismus nahm Schweitzer mit seinem Entwurf Bezug auf einen konkreten Bau dieser Epoche, das frühklassizistische, 1797 von Friedrich Gilly erbaute Schloss Paretz in Brandenburg. (2) Mit einer strengen Komposition in Grund- und Aufriss, maßvollen Proportionen und einem zugleich wohnlichen Charakter zeigte Schweitzer an diesem Bau eine reife entwurfliche Leistung, die von einer soliden handwerklichen Ausführung unterstrichen wird.

Der Putzbau mit Walmdach über rechteckiger Grundfläche ist im Wesentlichen symmetrisch konzipiert - nur nach Westen wird er um einen Anbau nebst Terrasse verlängert. Unprätentiös wie der klar gegliederte Grundriss bieten sich auch die Ansichten des Hauses dem Betrachter dar: Der durch einen Mittelrisalit und einfache, in die Wandflächen eingeschnittene hochrechteckige Fenster gegliederte Bau zeigt als einzigen Schmuck an Eingangs- und Rückseite jeweils ein großes, von Putzblenden gerahmtes und durch Sprossen kleinteilig untergliedertes Segmentbogenfenster. Die Eingangsseite wird im Dach durch eine breite Gaube betont, während auf der Rückseite zwei Fledermausgauben angeordnet sind. Die formalen gestalterischen Beziehungen zum Schloss Paretz sind unverkennbar und gewollt. Sie reichen bis in Einzelheiten wie die differenzierten Fensterhöhen an Erd- und Obergeschoss oder das aus Eingangstür und zwei Begleitfenstern komponierte Eingangsmotiv und die alles beherrschenden, fast halbkreisförmigen großen Segmentbogenfenster. Trotzdem ist das Haus keine Kopie seines Vorbildes, sondern ein eigenständiger baukünstlerischer Entwurf, der durch leichte Asymmetrien Abwechslungsreichtum und Lebendigkeit vermittelt.

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(1) Carl Friedrich von Siemens (1872-1941), dritter und jüngster Sohn von Werner von Siemens, Leiter der Siemens AG von 1919 bis 1941.

(2) Schweitzer 1967, S. 13.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 201

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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