Denkmaldatenbank

Einfamilienhaus Im Gehege 9

Obj.-Dok.-Nr. 09075357
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Im Gehege 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Fertigstellung 1927
Entwurf Muthesius, Hermann (Architekt)
Bauherr Pabst von Ohain, Wolf (?)

An der südöstlichen Ecke der Platzanlage Im Gehege, vor der Schule hat Hermann Muthesius 1927 das Wohnhaus, Im Gehege 9, für den Major Wolf Pabst von Ohain gebaut. (1) Der kubische Backsteinbau mit Walmdach und expressionistisch anmutenden Ziegelmustern an den Fassaden ist einer der letzten Bauten des Architekten, der im Oktober 1927 verstarb. Das relativ kleine und einfach gegliederte Haus nimmt daher in seinem Werk eine besondere Stellung ein. Muthesius war vor dem Ersten Weltkrieg vor allem berühmt geworden für seine großen Landhäuser, die er nach einem Englandaufenthalt nach dortigen Vorbildern entworfen hatte. (2) Im Gegensatz dazu gliederte Muthesius das zweigeschossige Haus Pabst mit einem traditionellen Villengrundriss: Im Erdgeschoss reihte er die drei Gesellschaftsräume (Speisezimmer, Salon und Herrenzimmer), die durch Flügeltüren miteinander verbunden sind, an der Südseite des Hauses entlang der Mittelachse. Nördlich davon wurden Eingangshalle, Treppenhaus und der einzige abgeschlossene Raum, das Büro des Hausherrn, angeschlossen. Im Obergeschoss folgten die Schlafzimmer demselben Schema. Küche und Wirtschaftsräume befanden sich im Untergeschoss. (3) Nicht die zentrale Halle als Lebensmittelpunkt des Hauses, nicht die Addition individualisierter Räume wie im englischen Landhaus wählte Muthesius für den Grundriss, sondern die repräsentative Raumflucht entlang einer Achse - den typischen, einem Rechteck eingeschriebenen Grundriss des bürgerlichen Wohnhauses.

Den Außenbau hingegen gestaltete Muthesius mit einigen raffinierten Details durchaus zeitgemäß. Die rotvioletten Ziegelwände sind an allen vier Seiten durch Lisenen gegliedert, zwischen denen Fensternischen gleichmäßig gesetzt sind. Rechteckige Felder unter den Fenstern zeigen eine Fischgrätstruktur, die wie ein textiles Muster wirkt. Weiße ornamental behandelte Holzteile an Balkonbrüstungen und Einfriedung heben sich effektvoll davon ab. Der eigentlich symmetrische Fassadenaufbau ist durch je einen Erker an den Schmalseiten und durch Blendnischen, die an einigen Stellen die Fenster ersetzen, unterbrochen. Der breite Dachüberstand des Walmdaches ist mit einem weiß gestrichenen hölzernen Traufgesims betont, das im Bereich der Lisenen derartig verkröpft ist, dass es in der Untersicht wirkt, als hätten die eigentlich schmucklosen Ziegelstreifen ein schmales Kapitell.

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(1) Der Sohn des Bauherrn, der Physiker und Ingenieur Hans-Joachim Pabst von Ohain (1911-1998), war der Erfinder des Turbostrahlentriebwerks, des ersten Düsentriebwerks, das 1939 in einem Flugzeug der Heinkel-Werke zum Einsatz kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Pabst von Ohain als Entwickler für Flugzeugtriebwerke in den USA.

(2) Posener 1979, S. 127-159.

(3) Hermann Muthesius 1861-1927, Ausstellungskat., Berlin 1977/78, S. 115.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 207

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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