Denkmaldatenbank
Einfamilienhaus Im Dol 48
09075353 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Dahlem |
Adressen | Im Dol 48 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Einfamilienhaus |
Datierung | 1914 |
Umbau | 1926 |
Entwurf | Bartning, Otto (Architekt) |
Bauherr | Simson, R. von (Rechtsanwalt) |
Ausführung | Hebsacker und Jachemich (Baugeschäft) |
Einer der ersten Bauten im Gebiet südlich des Finkenparks war das Wohnhaus des Rechtsanwaltes Robert von Simson, Im Dol 48, 1914-15 von dem jungen Architekten Otto Bartning errichtet. Das heute als Residenz des Marokkanischen Botschafters genutzte Anwesen wurde im Jahr 2000 umfassend saniert. Den Sicherheitsbedürfnissen der neuen Eigentümer entsprechend ist das Haus, das in ein parkartiges Grundstück eingebettet und weit in die Nordostecke des Gartens gerückt ist, seitdem durch eine Einfriedung mit Pförtnerhäuschen und Garage gegen Einblicke von der Straße abgeschirmt.
Im Gegensatz zum ersten Bauauftrag Otto Bartnings in Berlin, einem 1911-12 für Ernst von Simson als repräsentatives Landhaus entworfenen Bau in der Messelstraße, wirkt das Eigenheim für dessen Bruder Robert von Simson durch formale Strenge und Kargheit für seine Zeit ungewohnt modern. (1) Der flache Anbau an der Westseite des Hauses, 1926 von Heinrich Schweitzer angefügt, gibt sich in seiner andersartigen Proportionierung und Dachform deutlich als spätere Zutat zu erkennen. Otto Bartning, der nach 1918 vor allem für seine expressionistischen und funktionalistischen Wohn- und Kirchenbauten bekannt wurde, hat mit diesem Haus ein ungewöhnliches Gebäude innerhalb der Dahlemer Villenarchitektur vor dem Ersten Weltkrieg geschaffen. (2) Der winkelförmige Baukörper mit Satteldach und Erkern an den Giebelseiten lehnt sich zwar in seiner Grundform und der engen Verbindung von Haus und Garten an die typischen Landhäuser der Zeit an, er unterscheidet sich jedoch durch seine glatten, hell verputzten Wandflächen, die nur durch schmale, zu Paaren oder Reihen zusammengefasste ungeteilte Fenster gegliedert sind. Das graue Schieferdach - an der Nordseite des Hauses über zwei Geschosse heruntergezogen und mit zwei Schleppgauben übereinander versehen - setzt sich deutlich ab von den bewegten Dachlandschaften jener Landhausbauten.
In der bewussten Abkehr von deren behaglicher Atmosphäre, die Bartning in der Gliederung, in den knappen Konturen von Dach und Haus, den Materialien sowie in dem individuell angelegten Grundriss deutlich machte, wies er voraus auf die Wohnhausarchitektur der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre. Das Gebäude war bis 1939 Wohnsitz der Familie von Simson; nach dem Tod Robert von Simsons wurde es an den Generaldirektor des Gerling-Konzerns, Walter Forstreuter, verkauft. Der neue Hausherr ließ trotz der Versorgungsschwierigkeiten nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs umfangreiche Renovierungs- und Umbaumaßnahmen durchführen. Davon zeugen bis heute der kleine Erker an der Südwestseite des Hauses sowie ein Schwimmbad im Garten. Die Garage hinter dem Haus, 1914 errichtet, erhielt 1939 eine Chauffeurswohnung im Obergeschoss. Vom Zweiten Weltkrieg verschont, wurde das Landhaus 1945 von den Amerikanern besetzt und unter anderem als Wohnhaus für General Lucius D. Clay genutzt. 1954 kam es zurück in den Besitz von Walter Forstreuter und wurde bis 1995 von der Familie bewohnt.
(1) Ernst von Simson (1876-1941), Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, verheiratet mit Marta Oppenheim. Das Haus Messelstraße (ehem. 35/39, heute 7/11) wurde 1945 zerstört. Vgl. BusB IV C, S. 94-95. Robert von Simson (1866-1938) und sein Bruder Ernst waren Enkel des eng mit der deutschen Geschichte verbundenen Juristen und Politikers Eduard von Simson (1810-1899), Präsident der Frankfurter Nationalversammlung, des Reichstages und des Reichsgerichts in Leipzig. Die Familien von Simson und Oppenheim gehörten zur führenden Gesellschaftsschicht Berlins. Vgl. Noll, Axel: Landhausgarten von Simson, Im Dol 48, Berlin-Dahlem, unveröff. Diplomarbeit TU Berlin, Fachbereich Geschichte und Theorie der Landschaftsentwicklung, Berlin 1998, S. 30 ff.
(2) Der in Karlsruhe geborene und ausgebildete Otto Bartning (1883-1959) kam 1911 nach Berlin. Sein Bruder, der Maler Ludwig Bartning, wohnte seit 1913 in der Reihenhaussiedlung Im Gehege im Haus Hohe Ähren 5, gebaut von Heinrich Schweitzer. Vgl. Pollak, Ernst: Der Baumeister Otto Bartning, Berlin 1926; Mayer, Hans K. F.: Der Baumeister Otto Bartning und die Wiederentdeckung des Raumes, Heidelberg 1951; Bredow, Jürgen/ Lerch, Helmut: Materialien zum Werk des Architekten Otto Bartning, Darmstadt 1983; Nicolaisen, Dörte: Das andere Bauhaus, Otto Bartning und die Staatliche Bauhochschule Weimar 1926-1930, Ausstellungskat., Berlin 1996/97, S. 14 f.
Literatur:
- Topographie Dahlem, 2011 / Seite 197
Kontakt
Juliane Stamm
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