Denkmaldatenbank

Zu den Aufsehen erregenden, auf keinen Luxus verzichtenden Landhäusern der Zeit der Weimarer Republik in Berlin gehört das Haus Isay, das sich der renommierte Wirtschaftsanwalt und Rechtswissenschaftler Professor Rudolf Isay auf dem Grundstück Hüttenweg 9 1930-31 erbauen ließ. (1) Auf dem einst größeren, ehemals auch mit einem Tennisplatz ausgestatteten Areal entstand ein moderner Landsitz, der ein herrschaftliches Wohnen mit dem dazugehörenden Hauspersonal ermöglichte. Isay beauftragte den Düsseldorfer Architekten Fritz August Breuhaus de Groot, der sich durch seine eleganten und mondänen Villen und Raumausstattungen für das reiche Bürgertum über Deutschland hinaus einen Namen gemacht hatte - galt es doch auch beim Haus am Hüttenweg, den Bedürfnissen des wohlhabenden Bauherrn nach Selbstdarstellung und gesellschaftlichem Ansehen Rechnung zu tragen.

Breuhaus entwarf eine L-förmige Hausanlage mit zweigeschossigem Haupthaus, eingeschossigem Wirtschaftsflügel, angegliederter Tischtennis-Halle, separatem Wirtschaftshof mit Garage und Waschplatz sowie einem Garten mit Bassin und Tennisanlage. Wie man es von den Landhäusern von Hermann Muthesius´ der Zeit vor 1914 kennt, isolierte er den Wirtschaftsbereich und die Zimmer für das Dienstpersonal von den Wohn- und Repräsentationsräumen. Die relativ kleinen Personalwohnräume kommen im schmalen, langen Seitenflügel unter, der fensterlos zum Garten Abstand bewahrt. Die Wohnräume des Bauherrn sind dagegen sehr groß bemessen und nach Süden zum Garten mit Swimmingpool weit geöffnet. Im darüberliegenden, heute umgebauten Geschoss gruppierten sich um einen Mittelgang in opulenter Vielfalt Kinder-, Elternschlaf-, Damen-, Kinderfräulein- und Gästezimmer sowie drei Bäder. So ausgestattet gilt das Haus Isay als Beispiel für die Wohnauffassung des begüterten Bürgertums, für dessen Streben nach Geselligkeit und Repräsentation in den Jahren der Konsolidierung nach der Wirtschaftskrise der frühen 1920er Jahre. (2)

In der Reduktion auf die reine Körperform und durch seine Ornamentlosigkeit wirkt das Haus Isay modern. Es erinnert an zeitgleiche Privathäuser von Otto Rudolf Salvisberg, aber auch an die Bauten von Frank Lloyd Wright vor dem Ersten Weltkrieg, die großen Einfluss auf die moderne Architektur Europas hatten. Die fließende Umrisskontur des Hauses, die ebenso wie die Bänderung der Klinkerfassaden die horizontale Lagerung untermauert, das vorkragende, flache Walmdach und nicht zuletzt die Einbeziehung des Gartens sind prägende Merkmale der Architektur von Wright. Gestalterische Details wie die bunte Klinker- und Mosaikverkleidung und die blauen Keramikbänder an Eingang, Dach und Sockel finden sich wiederum auch bei Einfamilienhäusern von Salvisberg. Dennoch besticht das Haus Isay durch seine starke Eigenständigkeit in Konzeption und künstlerischer Detaillierung. Nach langjähriger Nutzung durch das Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität soll das einstige Wohnhaus nach aufwändiger Gesamtsanierung wieder im ursprünglichen Sinne als Einfamilienhaus genutzt werden.

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(1) Hoffmann, Herbert: Einfamilienhaus mit Landhaus für Golfspieler. In: Moderne Bauformen 31 (1932), S. 43-46; Hoffmann 1933, S. 31, Taf. 7; BusB IV C, Obj. 1889, S. 26 f., 224-226. Zu Rudolf Isay (1886-1956) vgl. Degeners Wer ist ´s?, Berlin 1935, S. 740; Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walter Killy und Rudolf Vierhaus, München 1997, Bd. 5, S. 260 f.

(2) BusB IV C, S. 226.