Denkmaldatenbank

Einfamilienhaus Hüninger Straße 39

Obj.-Dok.-Nr. 09075344
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Hüninger Straße 39
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Datierung 1936-1937
Umbau 1964
Entwurf Scharoun, Hans (Architekt)
Entwurf Kurnitzky, Günter
Bauherr Strauss (Pianist)

Beim Wohnhaus an der Hüninger Straße 39 lässt das äußere Erscheinungsbild nichts mehr von der originellen Wohnlandschaft erahnen, die Hans Scharoun für den Konzertpianisten Johannes Strauss 1936-37 schuf. (1) Seit den Anbauten der 1960er Jahre für einen Schlafraum und eine Garage, aber vor allem seit der Aufstockung 1988 mit einem zusätzlich ausgebauten hohen Walmdach hat sich die Kubatur des einstmals bescheidenen ebenerdigen Hauses völlig verändert. Nur auf der rückwärtigen Gartenseite erkennt man am eingeschossigen Flügel angesichts einer schiefwinklig vorgezogenen Glasfront den erhaltenen ehemaligen Musikraum des Hauses. Noch mehr als beim Haus Schuldenfrey hatte Scharoun hier seinen Entwurfsprinzipien des organischen Bauens folgen können und im Inneren ein komplexes Raumgefüge entwickelt mit schrägen und runden Wandabschlüssen, mit Niveauversprüngen und unterschiedlichen Raumhöhen. Trotz der geringen finanziellen Mittel des Bauherrn gelang es ihm bewundernswert, auf engstem Raum ein ganz auf die individuellen Wünsche der musikbegeisterten Eheleute Strauss zugeschnittenes Raumkonzept zu verwirklichen. Mittelpunkt des Hauses waren drei ineinander übergehende offene Wohnbereiche - Schlafraum, Essplatz und ein Wohnraum für die Aufstellung von zwei Flügeln, die durch Schiebewände und Vorhänge getrennt oder zusammengeschaltet genutzt werden konnten. Eine Raumhöhe von annähernd vier Metern im Bereich des Flügels, erreicht durch die Absenkung des Fußbodens, und eine tonnenförmige Deckenausbildung ermöglichten eine ausgezeichnete Akustik für die Hauskonzerte, die der Hausherr und Pianist Strauss gab. Diese Raumfolge hat sich im Wesentlichen bewahrt. Mit einer Fensterfront öffnete sich der schiefwinklige Musikraum zum Garten, sodass auch der Naturraum in das Musikerlebnis einbezogen war. Hierin offenbart sich ein ganzheitliches Architekturverständnis von Hans Scharoun, das aufgrund des einstmals geringen Volumens des Hauses besonders klar in Erscheinung trat. Bei der Gestaltung der Straßenseite musste er sich jedoch aufgrund des Widerstandes der Baubehörde für ein Walmdach mit einer stärkeren Dachneigung und konventionellen Fensterformen entscheiden. Dieser behördliche Eingriff in die Gestaltung des Hauses ist wegen des Umbaues der 1980er Jahre heute nicht mehr ablesbar.

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(1) Bauherrin war die Ehefrau Sophia Strauss.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 156

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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