Denkmaldatenbank
Einfamilienhaus Hittorfstraße 12
09075342 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Dahlem |
Adressen | Hittorfstraße 12 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Einfamilienhaus |
Datierung | 1913-1914 |
Entwurf & Bauherr | Jessen, Hans (Architekt) |
Ausführung | Otto Marzillier (Baugeschäft) |
Hittorfstraße 12 und 14
Nebeneinander an der Hittorfstraße 12 und 14 stehen zwei von Hans Jessen entworfene Landhäuser, die wegen ihrer verwandten Architektur und ihres erhöhten Standorts sofort ins Auge fallen. (1) Beide Einfamilienhäuser sind gleichzeitig 1913-14 erbaut worden, worauf bereits die einheitliche Einfriedung hinweist. Jessen hatte die Bauparzellen von der Aufteilungskommission zur eigenen Verwertung erworben. Während er auf dem Grundstück Nr. 12 sein eigenes Haus erbaute, verkaufte er die Nachbarparzelle Nr. 14 an den Arzt Willy Rosenstein. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlor dieser vermutlich sein Haus während der NS-Diktatur. 1936 wurde es nach einem Umbau von Reichsbankdirektor Puhl bezogen. In der Nachkriegszeit richtete man in dem Gebäude einen Dienst- und Wohnsitz für die Österreichische Delegation Berlin ein, die hier bis 1990 residierte.Jessen stellte beide Häuser in ein subtiles axiales Bezugssystem. Etwa gleich groß und auf annähernd quadratischen Grundrissen errichtet, stehen sie in einem räumlich-topografischen Bezug zueinander auf dem Grundstücksplateau. Giebelständig tritt das Haus von Rosenstein ein wenig zurück, um den Blick auf die bretterverschalte seitliche Giebelfront des Hauses von Jessen frei zu machen. Dadurch nimmt der Passant entlang der kurvigen Hittorfstraße eindrucksvoll eine architektonische Steigerung wahr. Der Architekt entwarf die Bauten in einem reformerischen Landhausstil, wobei er nicht so sehr das englische Landhaus als Vorbild nahm, sondern sich heimatbezogenen, traditionellen Hausformen zuwandte, vor allem denen des niederdeutschen Wohnhauses. Merkmale dieser Stilrichtung waren eine ländlich-malerische Komposition (2) der mit roten Ziegeln verkleideten Baukörper sowie eine lebhafte Dachlandschaft mit steilen Sattel- und Querdächern, die abgeschleppt und mit spitzen Erkern bestückt sind. Hinzu kommen bretterverschalte Giebel, außerdem große, weiß gestrichene, kleinteilige Sprossenfenster - zum Teil als Fenstererker bogenförmig vorgezogen - und vor allem eine ebenerdige Lagerung, die einen direkten Bezug zum Garten möglich macht. Ebenso spiegelt im Innern beider Häuser eine klare und praktische Raumkonzeption, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten ist, einen neuen Einfamilienhaustyp wider. Mit geräumiger Wohndiele, um die sich im Erdgeschoss Herren-, Wohn- und Speisezimmer, Wintergarten, Terrasse und Küche gruppieren, sowie Schlaf-, Bade-, Fremden- und Kinderzimmer im ausgebauten Dachgeschoss zeigen die Häuser eine Loslösung vom Villenstil des 19. Jahrhunderts, trotzdem wird ein repräsentativer Anspruch nicht aufgegeben. So verkörpern Jessens Häuser den bürgerlichen Lebensstil eines sich bildenden Mittelstandes, der um die Jahrhundertwende ein beschauliches, ruhiges Leben in ländlicher Umgebung einem städtischen Wohnsitz vorzog.
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(1) Bauten von Regierungsbaumeister a.D. Hans Jessen, Berlin. In: Moderne Bauformen 21 (1922), S. 33 f., 44-47; Muthesius 1925, S. 101 f.; BusB IV C, Obj. 1618, S. 98.
(2) Die malerische Komposition der Häuser regte 1914 den Berliner Maler Karl Spilling zu einem stimmungsvollen Gemälde beider Häuser an.
Literatur:
- Topographie Dahlem, 2011 / Seite 145
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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