Denkmaldatenbank

Haus Borchert

Obj.-Dok.-Nr. 09075341
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Habelschwerdter Allee 17
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Datierung 1911
Ausführung Tiebel, Carl (Maurermeister)
Entwurf Straumer, Heinrich & Hermann, Hans (Architekt)
Bauherr Borchert, Lucie & Borchert, Hans

Heinrich Straumer konnte 1911 in Zusammenarbeit mit Hans Hermann, eines seiner für die Berliner Baugeschichte wichtigen Landhäuser realisieren. (1) Es gehört zu den modernen bürgerlichen Eigenheimen, die am prägnantesten die sachliche, auf wenige Details reduzierte Architektursprache Straumers zum Ausdruck bringen. Das Ehepaar Lucie und Hans Borchert hatte für ihr Grundstück, Habelschwerdter Allee 17, den Hausbau in Auftrag gegeben. Bald nach seiner Fertigstellung war Haus Borchert durch Publikationen so bekannt geworden, dass es auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1914 präsentiert wurde. Zumal es nicht nur für einen neuen bequemen Wohnstil vor den Toren der Großstadt stand, sondern sich mit seiner Backsteinfassade in der "Art niederdeutscher und holländischer Kleinhäuser" (2) auch an die Spitze der Reformbewegung zur Wiederbelebung des heimischen Backsteinbaues stellte.

Die Borcherts - Hans Borchert war Professor und Oberlehrer am Dorotheenstädtischen Realgymnasium in Berlin - konnten sich ein geräumiges Haus mit allen wohnlichen Annehmlichkeiten leisten. Die leider durch mehrere Umbauten verloren gegangene klare und praktische Raumkonzeption bestand im Erdgeschoss aus einer Wohndiele mit Sitzplatz, dem Herren- und Wohnzimmer sowie einem zur Gartenseite gelegenen Speisezimmer, dem in voller Breite eine weiße Holzveranda vorgelagert war. (3) Besonders geglückt war die direkte Beziehung zum Garten, ein unverzichtbarer Bestandteil des damaligen Landhausbaus. Heinrich Straumer verarbeitete traditionelle Elemente des bäuerlichen Wohnhauses mit Merkmalen des englischen Landhauses und kam so zu seiner originären Architektur. Er erfand ein eigenes Hausdesign, das vorzüglich den Typ des "unkomplizierten", sachlichen Einfamilienwohnhauses für den ländlichen Vorort verkörperte. (4) Wiederkehrende Gestaltungsmittel und Motive prägen seine Bauten: "Die Häuser öffnen sich bequem; mühelos kann man in den Garten treten (...) Durch viele (...) zusammengefaßte Fenster dringt das Licht in das Innere (...). Die flache Lagerung sichert den Häusern eine gesunde Bodenfestigkeit, die durch die behagliche Schräge der Dächer noch ausdrucksvoller wird (...). Durch Erkerbauten liebt er es, das Haus in das Grüne hineinzuziehen." (5) Alle diese Merkmale finden sich auch beim Haus Borchert, das mit seinen drei spitzen Giebeln zur Habelschwerdter Allee damals den Anbruch einer modernen Architektur signalisierte und bis heute aus dem unscheinbaren baulichen Umfeld heraussticht.

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(1) Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 25 (1912), S. 26, Tafel 69 f.; Moderne Bauformen 12 (1913), S. 40-42; Moderne Ziegelbauten. In: Bauwelt 5 (1914), H. 19, Beilage, S. 43; Berliner Architekturwelt 17 (1915), S. 108-110, Abb. 123 f., 127; Klapheck 1913, S. 149 f.; Stahl 1927, S. 23; BusB IV C, S. 13, 91, Abb. 20; Stubert 1995, Bd. 1, S. 58, Bd. 2/3, Obj. Nr. 10.

(2) Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 25 (1912), S. 26.

(3) 1932 Umwandlung in ein Zweifamilienwohnhaus; 1965/66 erfolgte ein weiterer Umbau mit einem Ausbau des Daches, der den Grundriss völlig veränderte.

(4) Innendekoration 25 (1914), S. 47.

(5) Deutsche Kunst und Dekoration 30 (1912), H. 6, S. 194 f.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 153

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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