Denkmaldatenbank

Deutsches Entomologisches Nationalmuseum, Deutsches Entomologisches Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Institut für Biochemie und Molekularbiologie der FU Berlin

Obj.-Dok.-Nr. 09075339
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Goßlerstraße 18

Ehrenbergstraße 26, 28
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Institutsgebäude & Direktorenwohnhaus
Datierung 1909-1912
Entwurf Straumer, Heinrich (Architekt)

Heinrich Straumer ist der Architekt des auf dem Eckgrundstück Goßlerstraße 18, Ehrenbergstraße 26/28, stehenden früheren Deutschen Entomologischen Nationalmuseums mit Direktorenwohnhaus. Ebenso wie Straumers zeitgleiche Landhäuser zeigt der 1912 eröffnete Museumsbau für Insektenkunde einen auf wenige Details reduzierten, sachlichen Backsteinstil. "Mangel an Prätention", eine "natürliche Einfachheit" und eine praktische Raumkonzeption, die sich nach Außen mitteilt, sind auch bei dieser Bauaufgabe elementare Kennzeichen seiner Architektur. (1) Der Dahlemer Museumsbau kommt, im Gegensatz zu zeitgenössischen Museen der Wilhelminischen Ära, ohne Rückgriffe auf historische Bauelemente wie Säulen, Pilaster und Stuckrahmungen aus. Seine Wirkung bezieht das Haus aus den flächigen roten Fronten, die mit Rathenower Handstrichziegeln verkleidet wurden - von Straumer bewusst anstelle des Maschinenziegels gewählt. Lediglich das große Volumen des Baukörpers, der sich mit stumpfen Winkeln und Turm im Gelenk zur Ecke öffnet, lässt etwas von der früheren Bestimmung des Hauses erahnen. Die von Straumer geschaffene Museumsarchitektur entsprach den Vorstellungen der Deutschen Entomologischen Gesellschaft. Sie sah in der holländisch anmutenden Gestaltung ihren Wunsch verwirklicht, Assoziationen "an (ein) seefahrendes Volk nordischer oder holländischer Art" zu erwecken. Die Entomologie war es, "die in interessantester Weise die frühere Verbindung der Erdteile unter einander (bewies). Sie ist eine der internationalen Wissenschaften", legte ein bauzeitlicher Zeitungsartikel dar. (2) Die Entomologische Gesellschaft konnte ihre umfangreiche Sammlung und Bibliothek, die bisher in einem Mietshaus in der Moabiter Thomasiusstraße beengt untergebracht waren, in dem neuen Gebäude auf drei geräumige Etagen verteilen. (3) Der Bauplatz des Museums im Südosten Dahlems war sicherlich auch wegen der Nähe zu den nahe gelegenen Forschungseinrichtungen gewählt worden. Schließlich war die Entomologie von Belang als Hilfswirtschaftwissenschaft für die Aufgaben des Kaiserlichen Gesundheitsamtes Unter den Eichen und am Corrensplatz sowie der biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft an der Königin-Luise-Straße. (4) So wurde denn auch 1922 das Museum der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (KWG) angegliedert. Heute ist hier das Institut für Sinologie der Freien Universität Berlin untergebracht.

------------------ ------------------------------------------------

(1) Innendekoration 25 (1914), S. 47; Deutsche Kunst und Dekoration 51 (1911), S. 313.

(2) Das Deutsche Entomologische National-Museum in Dahlem bei Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 45 (1911), S. 895.

(3) Ein vorgesehener zweiter Flügel blieb unausgeführt. Während der Inflation übernahm 1922 die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft das Deutsche Entomologische Institut. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Sammlung nach Eberswalde, während das Gebäude von der neu gegründeten Freien Universität ab 1950 als Max-Planck-Institut für vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie genutzt wurde. Das Innere wurde 1983/84 für das Institut für Biochemie und Molekularbiologie umgestaltet und modernisiert, größtenteils unter Wahrung der ursprünglichen Raumaufteilung. Vgl. Villen, Rost- und Silberlauben 1993, S. 30.

(4) Engel 1984, S. 80, 82.

Literatur:

  • Henning, Eckart und Marion Kazemi/ Dahlem-Domäne der Wissenschaft in
    Max-Planck-Gesellschaft. Berichte und Mitteilungen (1993) 3 / Seite 97-101

Teilobjekt Institut für Biochemie und Molekularbiologie der FU Berlin

Teil-Nr. 09075339,T,001
Sachbegriff Museum
Entwurf 1909
Datierung 1910-1911
Ausführung Mattheus, Adolph (Maurermeister)
Bauherr Kuratorium des Deutschen Entomologischen Nationalmuseums
Adressen Goßlerstraße 20

Ehrenbergstraße 26, 28

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 14 (1911/12) / Seite 202
  • Deutsche Bauhütte 16 (1912) / Seite 18
  • Bauwelt 1 (1910) 30 / Seite 13
  • Bauwelt 4 (1913) 1 / Seite 24, Beil. S. 44
  • Bauwelt 5 (1914) 19 / Seite 893-897, Taf. 103-104
  • Deutsche Bauzeitung 45 (1911) / Seite 49
  • Architektonische Rundschau 31 (1914/15) / Seite 52
  • Weber/ Kleine Baugeschichte Zehlendorfs, 1970 / Seite S. 8 f.
  • Weber/ Kleine Baugeschichte Zehlendorfs, 1972
  • Stahl/ Heinrich Straumer, 1927

Teilobjekt Direktorenwohnhaus Goßlerstraße 18

Teil-Nr. 09075339,T,002
Sachbegriff Direktorenwohnhaus
Datierung 1909-1910
Bauherr Horn, Walther
Ausführung Gottlieb Tesch (Hoch- und Tiefbau)
Adressen Goßlerstraße 18

An der Gosslerstrasse liegt das Direktorenwohnhaus für Walter Horn, dem ersten Direktor und Förderer des Museums. (1) Sein Haus entstand bereits 1910, ebenfalls nach Plänen von Heinrich Straumer. Der mit roten Ziegeln verblendete Bau gilt als erster Landhausbau in Straumers Oeuvre. Mit der Erbauung von Haus Horn gehörte Straumer zur Spitze der jungen Architekten, die um 1900 für eine Erneuerung des Backsteinbaues eintraten. Bei der Suche nach modernen Ausdrucksformen wollte man nicht mehr am neogotischen Ziegelbau des 19. Jahrhunderts anknüpfen, sondern suchte nach älteren ländlich-bürgerlichen, mehr sachlichen Vorbildern, die man im englischen, im niederdeutschen und auch im holländischen Hausbau fand. Straumer verstand es, Elemente dieser Hausformen in immer neuen Kombinationen zu vereinen. Er kreierte hierbei einen für ihn typischen Baustil, den man am Haus Horn beispielhaft studieren kann: eine malerische Gliederung des Baukörpers mit bewegter Dachlandschaft, steilen Giebeln und tiefen Abwalmungen, einen asymmetrischen Fassadenaufbau mit Erkern und Ausluchten, wobei Fenstergröße und -anordnung sich nach Lage und Funktion der Räume richten, außerdem bündig sitzende, weiße Sprossenfenster. Die möglichst ebenerdige Lagerung mit Bezug zum Garten verdeutlicht schließlich den Landhauscharakter. Der Verbindung von Haus und Garten dient auch ein Weg aus Backsteinen, der sich vom zurückgesetzt und erhöht über dem Straßenniveau liegenden Haus durch den terrassierten Vorgarten schlängelt. Diese Inszenierung der Eingangssituation ist Teil der ausgezeichneten topografischen Einbindung des Hauses Horn. (2)

-------------------------------------------------

(1) Pallmann, Kurt: Neuzeitlicher Backsteinbau. In: Deutsche Bauhütte 16 (1912) S. 202 f.; BusB IV C, Obj. 1624; Stubert 1995, Bd. 2/3, Obj. Nr. 10.

(2) Stubert 1995, Bd. 2/3, Obj. Nr. 10.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 151

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen