Denkmaldatenbank

Haus Diercks

Obj.-Dok.-Nr. 09075337
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Gelfertstraße 43

Bitscher Straße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus & Landhaus
Datierung 1922-1923
Ausführung Schwien, Heinrich
Bauherr Diercks, Richard (Konsul & Direktor (Siemens))
Entwurf Mebes und Emmerich (Architekt)

Auf einem mehr als 3.500 Quadratmeter großen und im spitzen Winkel der Straßengabelung mit der Bitscher Straße liegenden Grundstück errichtete das Architektenduo Mebes & Emmerich 1922-23 das Haus Diercks, Gelfertstraße 43, für Konsul Richard Diercks, einen der Direktoren von Siemens. Paul Mebes, vor allem für seine Siedlungsbauten und das Buch "Um 1800" bekannt, und sein Schwager Paul Emmerich, mit dem er seit 1911 assoziiert war, entwarfen ein schlichtes, aber großzügiges Landhaus, das mit dem Garten formal und funktional in enger Verbindung steht. (1) Mit einer raffinierten Grundrissgestaltung und der geschickten Platzierung des Gebäudes auf dem Grundstück gehört das auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Haus Diercks jedoch zu den besonderen Bauten in Dahlem.

Das lang gestreckte Haus mit seiner zweimal abgewinkelten Grundrissform passten die Architekten so in das spitz zulaufende Grundstück ein, dass es die beste Ausnutzung der Fläche und die Aufteilung in einen Vorgarten nördlich und einen großen Wohngarten südlich des Hauses ermöglichte. Die Hauptfassade orientierten sie auf den Zugang in der Spitze des Grundstücks, sodass das Haus in seiner gebogenen Form den Eintretenden gleichsam mit offenen Armen empfängt - eine Geste, die in ähnlicher Weise unter anderem am Haus Freudenberg von Hermann Muthesius zu finden ist. Diese Grundrissform bewirkt auch, dass die Nordseite verkürzt und im längeren rückwärtigen Hausteil mehrere Räume zum südlich gelegenen Garten hin orientiert werden konnten. So lagen ursprünglich im ebenerdigen Geschoss Küche, Diele und Sanitärräume nach Norden, aber sämtliche Schlaf- und Wohnräume nach Süden. Ein kreisrundes Speisezimmer nutzte den Raum im Winkel des abknickenden Westtraktes. Im Dachgeschoss, von Fenstern an den Giebelwänden und kleinen Fledermausgauben in der Dachfläche belichtet, waren Zimmer für Dienstboten und Gäste untergebracht. In seiner äußeren Gestaltung lehnten Mebes & Emmerich den eingeschossigen Ziegelbau mit hohem Satteldach und symmetrisch gegliederter Straßenfassade, wo das zentrale Eingangsportal von einem Säulenportikus gerahmt wird, dem Typus des repräsentativen Gutshauses an. Mit ornamentlosen, hell verfugten Ziegelwänden und weiß gestrichenen Holzteilen der Sprossenfenster, Klappläden, Erker und Traufkanten verliehen die Architekten dem Landhaus eine Atmosphäre von Wohnlichkeit und Behaglichkeit. Bereits im Jahre 1927 war das Haus durch den Einbau einer Garage im Kellergeschoss und den Umbau der Veranda zu einem zusätzlichen Wohnraum erweitert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es bis 1955 von den Amerikanern beschlagnahmt. 1987 kam es bei Sanierungsarbeiten zu einem Brand im Dachstuhl, der danach in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt wurde.

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(1) Zu Paul Mebes (1872-1938) und Paul Emmerich (1876-1958) siehe: Die Baugilde 9 (1927), S. 423-34; Meyer 1972.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 222

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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