Denkmaldatenbank

Königliche Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung

Obj.-Dok.-Nr. 09075321
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Corrensplatz 1

Von-Laue-Straße 20

Boetticherstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Laboratorium & Forschungseinrichtung
Datierung 1911-1913
Umbau 1935
Entwurf Kern, Alfred
Entwurf Beckmann
Bauherr Preußische Bau- und Finanzdirektion

Am Corrensplatz nimmt ein schlossähnliches Gebäude mit Mittel- und Eckrisaliten die gesamte südliche Platzseite ein. Die über 100 Meter lange Schaufront gehört zur früheren Königlichen Landesanstalt für Wasserhygiene, Corrensplatz 1 u.a.. (1) Der 1911-13 errichtete Kolossalbau ist einer der wissenschaftlichen Staatsbauten, die neben den Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Bedeutung Dahlems als Wissenschaftsstandort begründeten. Der Entwurf stammt vom Baurat Alfred Kern von der Preußischen Bau- und Finanzdirektion; die Bauleitung hatte Regierungsbaumeister Krell unter der Aufsicht vom Geheimen Oberbaurat Oskar Delius und Baurat Weiss inne. (2) Die Königliche Landesanstalt war die erste Forschungsinstitution für Umwelthygiene in Deutschland und in Europa. Bis heute sind in dem Haus in Kontinuität der ursprünglichen Aufgabenstellung Abteilungen des Umweltbundesamtes untergebracht. Die Staatsbehörde war 1901 zur Verbesserung der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung gegründet worden und hatte zunächst Mieträume in der Berliner Kochstraße bezogen. (3) Ende des 19. Jahrhunderts kam es infolge der rasanten industriellen Entwicklung zu schweren Umweltschäden, die auch die Wasserversorgung beeinträchtigten. Diese mit wissenschaftlich-technischen Mitteln zu untersuchen und praktische Lösungen zu ihrer Behebung aufzuzeigen, war die eigentliche Aufgabe der neu geschaffenen Anstalt. Man benötigte ein Gebäude mit Labor- und Verwaltungsräumen, das die Preußische Bau- und Finanzdirektion in Nachbarschaft zu den zeitgleich entstandenen Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft errichten ließ. Nach 1945 wurde die frühere Reichsanstalt umbenannt in Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene. Bis zur Auflösung der Behörde 1999 und der anschließenden Integration der Fachabteilungen in das Umweltbundesamt blieb das Haus am Corrensplatz der Stammsitz.

Wie die meisten Berliner Staatsbauten der späten Kaiserzeit zeigt auch der Dahlemer Institutsbau neobarocke Formen, wobei insbesondere Kolossalpilaster und Werksteinportal den Mittelbau betonen. Man folgte dem höfischen Repräsentationsstil der Hohenzollern, der sich getreu dem Wunsch des Kaisers an einem "friderizianischen Barockstil" orientierte. So hebt auch die Eingangshalle mit kassettierter Tonnendecke und dorischen Säulen den Rang der obersten königlichen Fachbehörde hervor, den die Preußische Bau- und Finanzdirektion mit angemessenen würdevollen Formen auszudrücken hatte.

------------------------------ --------------------------------

(1) Der Neubau der Landesanstalt für Wasserhygiene in Berlin-Dahlem. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 34 (1914), S. 158 f.; Zentralblatt der Bauverwaltung 33 (1913), S. 387; Krell: Der Neubau der Königlichen Landesanstalt für Wasserhygiene in Berlin-Dahlem, Mitteilungen aus der Königlichen Landesanstalt für Wasserhygiene zu Berlin-Dahlem, H. 17, 1913, S. 45-87; Naumann, Erich: 60 Jahre Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (= Schriftenreihe des Vereins für Wasser-, Boden- und Lufthygiene Berlin-Dahlem, H. 18), Stuttgart 1961; Engel 1984, S. 90 f.; BusB V B, S. 314.

(2) Alfred Kern war beim Hochbauamt Berlin-Potsdam II beschäftigt. Die Landesanstalt war in eine chemische, eine hygienisch-bakteriologische, eine zoologisch-botanische und eine wassertechnische Abteilung gegliedert. Hinzu kamen Räumlichkeiten für die Verwaltung und ein öffentlich zugänglicher Lese- und Bibliotheksbereich. Anfangs waren hier 29 Wissenschaftler beschäftigt. 1935 wurde die Anstalt durch einen Flügelanbau zur Von-Laue-Straße erweitert, der sich in Dachform und Traufhöhe sowie in den Fensterformaten an den Ursprungsbau anlehnt. Für den Entwurf soll Regierungsbaurat K. Beckmann verantwortlich gewesen sein.

Literatur:

  • Engel, Michael, Geschichte Dahlems, Berlin 1984 / Seite S. 90 f.
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 147
  • Nagel, M., Dahlems Geschichte, Berlin 1929 / Seite S. 41 (Erwähnung)

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen