Denkmaldatenbank

Haus Auerbach

Obj.-Dok.-Nr. 09075317
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Clayallee 34
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus & Landhaus & Einfriedung
Datierung 1924-1926, 1928
Entwurf Paul, Bruno (Architekt)
Bauherr Auerbach, Fritz
Ausführung Joseph Fraenkel (Baugeschäft)

Das Haus Auerbach in der Clayallee 34 wurde 1923 von Bruno Paul, einem der führenden Architekten und Designer jener Zeit in Deutschland, entworfen. (1) Der Bauherr Dr. Fritz Auerbach war Direktor der Schofer-Kamin-Werke GmbH. Er konnte ein über 9.000 Quadratmeter großes Grundstück, das damals bis zum Hirschsprung reichte, zur Verfügung stellen. Die Bauausführung erfolgte 1924-26, die zugehörige Einfriedung entstand 1928. Der breit gelagerte, zweigeschossige rote Ziegelbau mit abgestuftem Schieferdach liegt hinter einem Vorgarten mit von Rhododendren gesäumter Vorfahrt. Seine repräsentative Wirkung wird durch die horizontal betonte, aus Ziegelmauerwerk und Betonstein sowie Stabgittern bestehende Einfriedung zusätzlich unterstrichen. Spezifische Merkmale, die das Haus zu einem unverkennbaren Werk Bruno Pauls machen, sind neben der breiten Lagerung die kräftig gerahmten, bandartig horizontal oder aufgereiht vertikal im Mauerwerk sitzenden Fenster, der weite Dachüberstand, der vorgezogene Eingang mit dem flachen Vordach und die spitzwinkligen Ausluchte. Seine persönliche Note erhält es durch sein ungewöhnliches Dach. Es besteht aus zwei im gleichen Winkel flach geneigten Dachflächen, die durch eine Schindel verkleidete senkrechte Wand mit Fenstern unterbrochen werden. (2) Eine unkonventionelle Lösung zeigt auch die Hauptfassade mit auffallend großen, vertikalen Fenstern im Obergeschoss über kleinen horizontal gereihten Fenstern im Erdgeschoss - bemerkenswert insofern, als diese Gestaltung nicht durch den Grundriss bedingt ist. Dahinter befinden sich weder ein Festsaal noch ein großzügiges Treppenhaus, sondern ausschließlich untergeordnete Räume. Die Gartenfassade besitzt eine exakt umgekehrte Gliederung mit Fenstertüren vor den repräsentativen Wohnräumen im Erdgeschoss und breitrechteckigen Fenstern vor den Privaträumen im Obergeschoss. Auch die eingeschossige, an der Gartenseite rechts schräg angebundene Veranda mit Panoramafenstern und Terrasse auf dem Flachdach ist als Eigenart des Hauses Auerbach zu werten. Immer in Privatbesitz geblieben und 1957-66 ohne große Umbauten von der Max-Reinhard-Theaterschule genutzt, ist auch seine hervorragende wandfeste Innenausstattung noch in großen Teilen vorhanden. Damit gehört das Haus Dr. Auerbach zu den wenigen Beispielen großbürgerlicher Wohnhäuser der 1920er Jahre in Berlin, die in eleganten Formen einer moderaten Moderne mit Anklängen an dem Art déco errichtet wurden und als Gesamtkunstwerk erhalten sind.

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(1) Ziffer, Alfred (Hrsg.): Bruno Paul, Deutsche Raumkunst und Architektur zwischen Jugendstil und Moderne, München 1992, S. 306; Günther, Sonja: Das Werk des Karikaturisten, Möbelentwerfers und Architekten Bruno Paul (1874-1968). In: Stadt: Neue-Heimat-Monatshefte für Wohnungs- und Städtebau 29 (1982), H. 10, S. 18-45.

(2) Eine ähnliche Lösung wies das Haus Warmboldt in Wilmersdorf, Waldmeisterstraße 8, auf, das um 1975 abgerissen wurde. Vgl. Günther, Sonja: Das Werk des Karikaturisten, Möbelentwerfers und Architekten Bruno Paul (1874-1968). In: Stadt: Neue-Heimat-Monatshefte für Wohnungs- und Städtebau 29 (1982), H. 10, S. 40.

Literatur:

  • Günther, Sonja, Über das Werk Pauls in
    Stadt. Monatshefte für Wohnungs- und Städtebau 10 (1982) Topographie Dahlem, 2011 / Seite 186
  • FZ / Seite 21.01.1934

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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