Denkmaldatenbank

Brücke-Museum

Obj.-Dok.-Nr. 09075316
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Bussardsteig 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Museum
Datierung 1966-1967
Entwurf Düttmann, Werner (Architekt)
Ausführung Demuth und Co. (Bauausführungen)
Bauherr Senat von Berlin

Das Brücke-Museum, Bussardsteig 9, mit seinen monumentalen Architekturformen und bewusster Zurückhaltung wurde 1966-67 von Werner Düttmann für die Gemälde der expressionistischen Künstlergruppe "Die Brücke" erbaut. (1) Karl Schmidt-Rottluff, der 1905 zusammen mit Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner die Gruppe in Dresden gegründet hatte, initiierte 1964 den Bau des Museums und ermöglichte durch umfangreiche Schenkungen den Aufbau der Sammlung. (2) Auch die Auswahl des Baugrundstücks auf dem Gelände des ehemals für Arno Breker geplanten Wohnhauses geht auf Schmidt-Rottluff und Leopold Reidemeister, den ersten Direktor des Museums, zurück. Das unmittelbare Nebeneinander des NS-Gebäudes und der Kunst der als "entartet" verfolgten Brücke-Maler sollte bewusst ein Spannungsverhältnis erzeugen.

Die Wünsche Schmidt-Rottluffs nach größter Einfachheit des Gebäudes und einer engen Verbindung mit der umgebenden Landschaft erfüllte Werner Düttmann, persönlich mit dem Maler bekannt, auf geniale Weise. (3) Er gestaltete die Räume aus U-förmigen Wandnischen unterschiedlicher Größe, die scheinbar unverbunden so zueinander gestellt sind, dass zwischen ihnen der Blick in die Landschaft durch deckenhohe Glasflächen gleiten kann. Neun solcher rechteckigen Kojen bilden drei Ausstellungsräume, die um einen Atriumhof so angeordnet sind, dass sie einen Rundgang ausgehend vom Eingangsfoyer ermöglichen. Das Licht für die Bilder an den Wänden kam ursprünglich von oben durch nach innen geneigte Glasdächer entlang der Außenwände. Der Betrachter schaute von einem dunkleren Bereich mit niedrigen Decken auf die höheren, von oben belichteten Wandflächen. Dieser Kunstgriff erlaubte eine ungestörte Konzentration auf die Exponate und ließ sie im Tageslicht erstrahlen. Die gesamte von Werner Düttmann entworfene Ausstattung der Räume mit weiß gestrichenen Wänden, hellem Kokosteppich, grünen Fenster- und Türrahmen sowie Sesseln mit Holzgestell und schwarzen Lederpolstern, erzeugte eine Atmosphäre von lichter Weite und verlieh den Räumen zugleich die ideale Intimität für die kleinformatige Kunst der Brücke-Maler. Heute sind die Oberlichter aus konservatorischen Gründen abgedeckt.

Die Großzügigkeit der geschickt angeordneten und raffiniert belichteten Ausstellungsräume sieht man dem flachen weißen Betonbau, der aus scheinbar fensterlosen kubischen Baukörpern zusammengesetzt ist, von außen nicht an. Die vertikalen Lichtschlitze zwischen den Wandnischen sind dem Blick zunächst verstellt und nur erkennbar, wenn man sich um den Bau herum bewegt. Die Glasdächer sind völlig unsichtbar. Der breit gelagerte kantige Bau, der in seinen Dimensionen den Maßstab der benachbarten Einfamilienhäuser wahrt, bildet einen reizvollen Kontrast zu den umgebenden Kiefern und Birken, die gegen die weißen Flächen ein graphisches Muster zeichnen. Der an den Eingangsbereich südwestlich anschließende Bürotrakt wurde 1985-86 durch einen Anbau für ein Depot nach hinterlassenen Plänen des 1983 verstorbenen Werner Düttmann erweitert. Die gesamte Anlage ist von niedrigen Sichtbetonmauern eingefasst, die von schlichten schwarzen Eisentoren für Fußgänger und Lieferverkehr durchbrochen sind. An der Autozufahrt liegt als separater kleiner Baublock das Wohnhaus für den Hausmeister des Museums.

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(1) Werner Düttmann (1921-1983) wurde als Senatsbaudirektor in den 1960er Jahren, als Architekt des Neubaus der Akademie der Künste im Tiergarten und zahlreicher Wohn-, Museums- und Kirchenbauten sowie als Präsident der Akademie der Künste bekannt. Vgl. Architekt für Berlin 1921-1983, Werner Düttmann: Verliebt ins Bauen, bearb. v. Haila Ochs, Basel-Boston-Berlin 1990, S. 104-117; BusB V A, S. 44 f., 61.

(2) Bilang, Karla: Das Breker-Atelier, Käuzchensteig 8-12, und das Brücke-Museum, Bussardsteig 9. In: Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, hrsg. v. Helmut Engel u.a., Bd. 4: Zehlendorf, Berlin 1992, S. 324 f. Später kamen auch Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Müller dazu.

(3) "Er wünschte sich einen Bau von größter Einfachheit, in dem nichts die Begegnung des Betrachters mit den Bildern stören und der dennoch die Landschaft einbeziehen sollte." Werner Düttmann, Erinnerung an Planung und Bau. In: Architekt für Berlin 1921-1983, Düttmann, Werner: Verliebt ins Bauen, bearb. v. Haila Ochs, Basel-Boston-Berlin 1990, S. 104.

Literatur:

  • Bauwelt 58 (1967) 44 / Seite 1104
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 255
  • Bilang, Karla: Das Breker-Atelier und das Brücke-Museum, in: Geschichtslandschaft, Zehlendorf, 1992 / Seite 315-328

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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