Denkmaldatenbank

Haus Weidlich

Obj.-Dok.-Nr. 09075296
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Am Hirschsprung 50A
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus & Wohnhaus
Datierung 1931
Entwurf Wormann, Hans (Architekt)
Bauherr Weidlich, Richard
Ausführung G. Knappke Bauausführungen G.m.b.H. (Bauausführungen)

Das Haus Weidlich, Am Hirschsprung 50A, fällt durch seine extravagante Formgebung im Straßenbild besonders auf. Es wurde 1931 nach einem Entwurf des 1933 in die USA emigrierten Berliner Architekten Hans Wormann als Einfamilienhaus im Stil der Neuen Sachlichkeit mit Einflüssen des Art déco gebaut. (1) Bauherren waren der Direktor der I.-G. Farben, Dr. Richard Weidlich und dessen Frau Dr. Lisa-Marianne Weidlich, geb. Tang.(2) Das zur Straße hin breit gelagerte, links zwei- und rechts zweieinhalbgeschossige Gebäude mit Tiefgarage wirkt wie aus einem Baukasten zusammengesetzt. Charakteristisch ist seine raumgreifende und von Kontrasten bestimmte, gleichzeitig aber auch in sich ruhende Form: Ein lang gestrecktes, symmetrisches Erdgeschoss, darüber ein asymmetrisches, rechts vorkragendes Obergeschoss, ein in gleicher Höhe links vorkragender Balkon, abgerundete Gebäudeecken, ein weit überstehendes, scheinbar schwebendes flaches Dach links und ein knapp überstehendes Dach rechts bestimmen die Komposition. Die seitlich angesetzten rechtwinkligen Torbögen wie auch die Einfriedung bilden dazu einen strengen architektonischen Rahmen, wobei die Gitterfelder des Balkons in der Einfriedung eine Entsprechung finden.

Die Fassaden sind, über einem Klinkersockel, glatt geputzt und weiß gestrichen. Die formale Symmetrie im Erdgeschoss mit einem mittigen Eingang und Fensterbändern zu seinen Seiten wird optisch aufgehoben durch das rechts hochgezogene Klinkermauerwerk und durch die Fenstergitter. Der im Stil des Art déco gestaltete Eingang besitzt eine repräsentative Note. Der Zugang erfolgt über eine konvex ausbauchende Treppe mit weit geschwungenen Metallgeländern auf nach außen geöffneten Treppenwangen. Der kastenartig vorgezogene Eingang mit holzsichtiger Tür und bronzenen Beschlägen wird durch ein Gewände aus Travertin veredelt. Die kleinen Fenster zu seinen Seiten gleichen den Fenstern im zweiten Obergeschoss rechts. Eine zylindrische Leuchte nimmt das Formenspiel auf und rundet das Erscheinungsbild ab. Formal standen hier wohl Bauten von Hans Scharoun und Erich Mendelsohn mit ihren an Schiffsarchitektur erinnernden, dynamisch gerundeten Eck- und Fensterlösungen aus der Zeit um 1930 Pate; das Motiv des einseitig gerundeten Fensters, das mit seinem geraden Ende spannungsvoll gegen die runde Fassadenkante gesetzt ist, findet sich ähnlich an Mendelsohns Einsteinturm von 1924.

Während die äußere Gestaltung des Hauses damit deutlich an die Architektur der Moderne der 1920er Jahre anschließt, zeigt der kompakte Grundriss bis auf ein kreisrundes Esszimmer eine konventionelle Konzeption mit mittiger Diele, Herrenzimmer und Küche nach vorn, Wohnräumen nach hinten gelegen sowie Schlafräumen und Mädchenkammern im Obergeschoss. Die Ausbildung der architektonischen und dekorativen Details ist innen wie außen von gediegener Eleganz. Auch hier stehen runde und eckige Formen in kontrastreicher Spannung zueinander.

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(1) Der jüdische Architekt Hans Norbert Wormann (1898-1982) baute in seiner Heimatstadt Berlin sechs Wohnhäuser. Zwischen 1938 und 1975 führte er zahlreiche Bauten und Inneneinrichtungen in New York, Newburgh, Connecticut und New Rochelle aus. Vgl. Warhaftig 2005, S. 480 f.

(2) Zu Haus Tang vgl. Finkenstraße 19.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 184

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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