Denkmaldatenbank

Einfriedung des ehem. Hauses Tang

Obj.-Dok.-Nr. 09075295
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Finkenstraße 19

Am Hirschsprung
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfriedung
Datierung 1923-1924
Entwurf Salvisberg, Otto Rudolf (Architekt)

Die Einfriedung des ehemaligen Hauses Tang, Finkenstraße 19, an der Kreuzung von Finkenstraße und Am Hirschsprung, erstreckt sich gegenüber dem Finkenpark und um die Straßenecke herum als eine das Stadtbild akzentuierende rote Klinkermauer. Das zugehörige Wohnhaus wurde 1977 zugunsten einer Neubebauung des parkartigen Grundstücks mit Mehrfamilienhäusern abgerissen, obwohl es zu den Hauptwerken des bedeutenden Architekten Otto Rudolf Salvisberg in Berlin zählte. 1923-24 für die Bankdirektoren Wilhelm Tang und Robert Bernheim errichtet, bewohnten zunächst deren Familien das repräsentative Gebäude. (1) Nach Zwangsverkauf 1938 diente es als Wohnsitz des NS-Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust. Es folgten die Requisition durch die amerikanischen Streitkräfte und anschließend eine langjährige Nutzung als psychiatrisches Privathospital Kurheim Finkenhof. Die Einfriedungsmauer des ursprünglich bis zum Dohnenstieg reichenden Grundstücks ist nicht mehr in Gänze erhalten; die Toreinfahrt am Hirschsprung 48 wurde ebenfalls abgebrochen. Die Großzügigkeit und der hohe künstlerische Anspruch der ehemaligen Anlage sind an der vorhandenen Klinkermauer, die im Werkstoff auf das ehemalige Wohnhaus abgestimmt war, heute dennoch nachvollziehbar. Die Einfriedung zählt formal zu den außergewöhnlichsten ihrer Art in Berlin. Ihre starke Wirkung im Straßenraum wird zum einen durch das verwendete Klinkermaterial mit seinem brillanten Farbspiel, zum anderen durch die von einer strengen Tektonik bestimmte Gestaltung erzeugt. Kennzeichnend ist der Wechsel pfostenartig vorspringender und feldartig zurücktretender Mauerteile, die von Abdeckplatten aus Betonsteinen zusammengefasst werden und an der Straßenecke eine bastionsartige Rundung ausbilden. In den zurücktretenden Rechteckfeldern gestatten in Dreiergruppen angeordnete Öffnungen mit Drahtflechtzäunen fensterartig Ein- und Ausblicke. Einen gestalterischen Höhepunkt stellt die im Sinne einer "Neugierde" ausgebaute runde "Bastion" an der Straßenecke dar. Dahinter liegt ein über Stufen erreichbares Plateau, auf dem einst ein oktogonales Gartenhäuschen mit in Rohr gedecktem Kegeldach stand. Damit gelang es Salvisberg auf überzeugende Weise, ein im Schinkel´schen Klassizismus wurzelndes, traditionelles Motiv des Villenbaus ("Neugierde") in die Formensprache der Moderne zu übertragen. Einen selbstbewussten Akzent bildet schließlich das an dieser prominenten Stelle in das vertikale Fischgrätmuster der Klinker gleich einer Künstlersignatur eingelassene Monogramm des Architekten, bestehend aus drei Bergen und drei Sternen. (2)

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(1) In der Literatur wird es gemeinhin "Haus Tang" genannt; in der Bauakte wird es aber seit 1924 als "Landhaus Bernheim" bezeichnet, vgl. BusB IV C, S. 216, Nr. 1878; Lichtenstein 1985. Der Verkauf erfolgte 1938 durch Dr. Robert Weidlich und Dr. Lisa-Marianne Weidlich, geb. Tang.

(2) Salvisbergs Monogramm erscheint auch in der Einfriedung des etwa gleichzeitigen Hauses Oesten, Im Dol 50. Vergleichbar ist ferner das Bodenmosaik auf der kreisförmigen Auffahrt des Hauses Stauss, Pacelliallee 14, wo neben den Initialen des Bauherren auch die Initialen der Architekten Cremer & Wolffenstein erscheinen.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 183

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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