Denkmaldatenbank

3. Volksschule Schlachtensee (Westschule), Johannes-Tews-Grundschule, Werner- von Siemens-Oberschule

Obj.-Dok.-Nr. 09075291
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Wasgenstraße 50, 52

Beskidenstraße 1
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1926-1927
Entwurf Hochbauamt Zehlendorf (Bauausführungen)
Ausführung August Jänicke
Bauherr Hochbauamt Zehlendorf

Auf Höhe der Tewsstraße wurde 1926-27 auf dem Eckgrundstück Wasgenstraße 50/52, Beskidenstraße 1, die 3. Volksschule Schlachtensee vom Bezirk Zehlendorf erbaut. (1) Entwurf und Bauleitung übernahm Magistratsbaurat Erich Schwiertz, Leiter des Zehlendorfer Hochbauamtes; als sein Mitarbeiter fungierte E. Engelbrecht. Der Volksschulbau mit 18 Klassen, zeitweise auch Westschule genannt, war notwendig geworden, da die neuen Siedlungen und die intensivierte private Bautätigkeit die Einwohnerzahl rasch ansteigen ließen. (2) Die axiale Ausrichtung der Schule im Fluchtpunkt der angrenzenden Straßen und ihr Grundriss als mehrflügelige verwinkelte Anlage waren vom damaligen Bebauungsplan bestimmt. Dieser sah am Schnittpunkt von Wasgen- und Tewsstraße als kleines Zentrum des noch weitgehend unbebauten Viertels eine platzartige Erweiterung vor, worauf Schwiertz mit dem Schulneubau zu reagieren hatte. Daher fassen zwei mit Schaufronten betonte Flügelbauten - die Doppelturnhalle mit der Aula sowie der Trakt mit Lehrer- und Direktorenzimmern - den Platz im rechten Winkel ein. Der dreieckige, von zwei Zwerchhäusern bekrönte Eingangsvorbau mit offener Halle, über der das Direktorenzimmer bedeutungsvoll als "Kanzel" herausragt, sorgt für eine malerische Stimmung.

Hier wird das Bild eines alten Stadtplatzes suggeriert, bestimmt von einer der Tradition verpflichteten Schulhausarchitektur, die nicht zuletzt ein Beleg ist für die überwiegend konservative Ausrichtung der damaligen Zehlendorfer Bauverwaltung. Sie findet ihr stilistisches Gegenstück in den angrenzenden Siedlungsbauten von Mebes & Emmerich; an der Wasgenstraße stehen sich die Reihenhäuser der Wohnstätten-Siedlung und der einhüftige Klassenflügel gegenüber. Der Schultrakt ist mit Stern- und Kreismotiven in ornamentierten Kratzputzfeldern zwischen den schmalen Flurfenstern geschmückt, die der Sgraffitokünstler und Wandmaler Karl Johannes Hase entworfen hat. Von ihm stammt auch das zweigeschossige Sgraffitofeld an der Platzfront der Turnhalle, in dem Lebensbaummotive die Uhr flankieren. Die folkloristischen Schmuckfelder in warmem Rotton haben süddeutsche Vorbilder. Sie harmonieren mit dem Äußeren der Schule, das von einem rauen Putz über einem Sockel aus gefärbten Kiesbetonplatten geprägt ist. (3)


1) Heute Johannes-Tews-Grundschule und Werner-von-Siemens-Oberschule. Vgl. Nydahl, Jens: Das Berliner Schulwesen, Berlin 1928, S. 538-543; Siedler: Volksschule in Berlin-Zehlendorf (Ortsteil Schlachtensee). In: Die Baugilde 10 (1928), S. 21-26; BusB V C, S. 137-139, 173, 408, Abb. 315 f., 386 f.; Die Schlachtenseer Schule 1927-1997, Festschrift zur 70-Jahrfeier der Johannes-Tews-Grundschule in der Wasgenstraße 50, Berlin 1997.

2) Vorher wurden zu Schulzwecken eine Holzbaracke in der Eitel-Fritz-Straße sowie einige Räume in der Villa Dubrowplatz 4 genutzt. Der Schulneubau galt in seinen modernen Einrichtungen als vorbildlich. Der Neubau hatte 18 Klassenräume, darunter eine Doppelklasse für Lichtbildvorführungen, einen Zeichensaal, einen Physiksaal, Nadelarbeits- und Handfertigkeitsräume, eine Schulküche mit Nebenräumen, ein Brausebad, einen Raum für die Schulspeisung, Räume für den Rektor, die Lehrer und Lehrerinnen; ferner eine große Doppelturnhalle mit Umkleide- und Waschräumen und einen Versammlungssaal, dessen erhöhtes Podium durch den anschließenden Zeichensaal zur Bühne erweitert werden konnte. Ein auf dem Schulgelände gelegener, rund 3.300 Quadratmeter großer Turn- und Spielplatz und ein großer Schulgarten gehörten ebenfalls zur Ausstattung.

3) 1952 kam es zur Vollendung eines Erweiterungsbaues an der Beskidenstraße durch das Hochbauamt Zehlendorf, der mit einem Quertrakt in den vorgegebenen Formen am Nordflügel des Altbaues anschließt. Der Erweiterungsbau war 1939 begonnen und während des Krieges stillgelegt worden. Um 1975 erfolgte ein Schulneubau von Hähndel & Kammann auf dem rückwärtigen Grundstücksteil.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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