Denkmaldatenbank
Haus Bolle
09075279 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Nikolassee |
Adressen | Spanische Allee 110 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1924-1925 |
Entwurf | Salvisberg, Otto Rudolf (Architekt) |
Bauherr | Bolle, Konrad |
Auf den ersten Blick fast unscheinbar wirkt das Wohnhaus Spanische Allee 110, das 1924-25 vom Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg für den Kaufmann Konrad Bolle errichtet wurde. (1) Doch das streng sachlich gestaltete Einfamilienhaus mit hohem Zeltdach gehört zu den in Nikolassee vergleichsweise seltenen Beispielen qualitätsvoller Architektur der 1920er Jahre. In Nikolassee war in dieser Zeit ein Rückgang der Bautätigkeit zu verzeichnen; was wohl auch damit zu tun hatte, dass viele attraktive Grundstücke zu diesem Zeitpunkt bereits bebaut waren. Im Werk von Salvisberg zählt Haus Bolle zu den bescheideneren Wohnhäusern - die Handschrift des Architekten ist jedoch sowohl in der Gesamtgestaltung als auch in vielen Details unverkennbar.
Durch die Ausnutzung der Hanglage des Grundstücks bildet das eigentlich zweigeschossige Haus zur Straße ein Souterraingeschoss aus, in dem sich seinerzeit eine Wohnung für Bedienstete befand; weitere Dienstbotenräume waren im Dachgeschoss untergebracht. So konnte der Architekt alle Wohn- und Schlafräume der Familie in den beiden Hauptgeschossen anordnen und auf vergleichsweise kleiner, etwa quadratischer Grundfläche ein großzügiges Raumangebot schaffen. Eine geräumige Veranda mit Balkon darüber ist an der Rückseite des Hauses angefügt und erlaubt den direkten Zugang zum Garten. Ausgewogene Proportionen und die Gliederung des Äußeren beruhen auf einfachen geometrischen Prinzipien; sie verleihen dem Haus eine harmonische Wirkung: Alle vier Seiten des kubischen Baukörpers waren durch Fensteranordnung und umlaufende Gesimse symmetrisch und in klaren Maßverhältnissen gegliedert. (2) Die Fassaden belebte Salvisberg durch den reizvollen Kontrast der hell verputzten glatten Wandflächen mit umlaufenden roten Gesimsbändern, weiß gestrichenen Sprossenfenstern und dunklen Klappläden. Die durch die Hanglage größere Höhe der Straßenfassade glich der Architekt geschickt aus, indem er das Sockelgeschoss als Mauer fortführte. Sie fasst den Vorgarten seitlich ein und weitet sich zur Straße ehrenhofartig auf. Nur durch schmale Rundbogenportale gelangt man in den hinteren Garten. Eingefügt in diese Sockelzone ist die Dreieckform der doppelläufigen Treppe zum Eingang, deren Wangen die Schräge des Zeltdaches aufnehmen. Trotz einiger Veränderungen des Hauses ist die ursprüngliche Eleganz der Gestaltung noch immer nachvollziehbar. (3)
1) Westheim, Paul: Neue Arbeiten von O.R. Salvisberg, Berlin-Leipzig-Wien-Chicago 1927, S. 61; Schaefer, Paul: Neue Bauten von Otto Rudolf Salvisberg. In: Neue Baukunst 4 (1928) 5, S. 1 f., 9; Lichtenstein, Claude: Otto Rudolf Salvisberg (1882-1940), Die andere Moderne, Zürich 1985, S. 236, Kat. Nr. 85.
2) Das Verhältnis von Höhe und Breite der Wandflächen beträgt etwa 1:2, das von Gesamthöhe und -breite des Hauses etwa 1:1.
3) Die Einfriedung ist, vor allem durch eine Tordurchfahrt zur 1938 angefügten Garage, verändert. Bei Umbauten in den 1960er und 1970er Jahren wurden Dachgauben zur Straße und zum Garten sowie ein Fenster im Erdgeschoss ergänzt. Der zurückhaltend expressionistische Dekor - ein Relief über der Haustür, Teile des roten Gesimsbandes zwischen Erd- und Obergeschoss an der Westfassade - wurde entfernt.
Literatur:
- Neuere Arbeiten von Otto Rudolf Salvisberg, hrsg. v. Paul Westheim (=Neue Werkkunst), Berlin/Leipzig/Wien/Chicago 1927 / Seite S. 61
- Baukunst 3 (1927) 5 / Seite S. 114
- Neue Baukunst 4 (1928) 5 / Seite S. 9
- Salvisberg, O.R. - Die andere Moderne, Ausstellungskatalog,Zürich 1985
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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