Denkmaldatenbank

Wohnhaus Schopenhauerstraße 61

Obj.-Dok.-Nr. 09075275
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Schopenhauerstraße 61
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1910
Bauherr Müller, Wilhelmine
Entwurf & Ausführung Wolgaster Holzhäuser-Gmbh

Das Wohnhaus Schopenhauerstraße 61, ein eingeschossiges Holzhaus mit abgestuftem Satteldach in Biberschwanzdeckung und Ziegelsockel, wurde 1910 von der Wolgaster Holzhäuser GmbH für Wilhelmine Müller, die Witwe eines Fabrikdirektors, errichtet. Auch das Nachbarhaus Schopenhauerstraße 63 war zeitgleich als Wolgaster Holzhaus ausgeführt worden; es wurde jedoch in den 1960er Jahren durch einen Neubau ersetzt. Das erhaltene Holzhaus Nr. 61 repräsentiert einen in Nikolassee seltenen Bautyp sowie eine Bautechnik, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine kurze Blüte erlebte. (1)

Der Holzhausbau war in Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunächst für Garten-, Sommer- und Ferienhäuser populär geworden. Für den deutschen und englischen Markt entwickelte vorwiegend die schwedische Holzindustrie vorgefertigte Typenhäuser, die Produktion blieb jedoch begrenzt. Als erste deutsche Firma bot die Wolgaster Holzhäuser GmbH, die aus einer Schiffsbauwerft hervorgegangen war, in den 1880er Jahren Garten- und Wohnhäuser an. Aufgrund der Entwicklung einer rationalisierten Blockbauweise, eines besonders haltbaren Materials sowie einer soliden Verarbeitung war die Firma ab etwa 1900 zunehmend erfolgreich. Um 1910 lieferte sie Haustypen, die sich sowohl durch eine gute Wärmedämmung als auch unter Einfluss der künstlerischen Reformbewegungen durch klarere Formen auszeichneten. Eines dieser industriell gefertigten Holzhäuser neuer Art ist das Einfamilienhaus in der Schopenhauerstraße, das äußerlich nahezu unverändert überliefert ist. (2) Mit seiner glatten Oberfläche aus horizontalen Schalungsbrettern und aufgenagelten vertikalen Deckleisten über den Stoßfugen, den weiß gestrichenen Sprossenfenstern, zum Teil mit Klappläden, und dem weit vorkragenden Dach strahlt das Holzhaus Behaglichkeit und eine dem ländlichen Vorort angepasste Wirkung aus. Seine Dimensionen und Ausstattung sind für Nikolassee ungewöhnlich bescheiden: Auf einer Grundfläche von etwa 70 Quadratmetern waren im Erdgeschoss neben der Küche zwei Zimmer, im Dachgeschoss ein Bad und drei Schlafzimmer untergebracht.


1) Junghanns, Kurt: Das Haus für alle, Zur Geschichte der Vorfertigung in Deutschland, Berlin 1994, S. 36 f.

2) Nur die Schieferverkleidung der Giebelkanten fehlt, ein Balkon über dem Hauseingang an der westlichen Traufseite und ein Fenstererker an der Gartenseite wurden nachträglich angebaut. Ein Carport an der Ostseite und die Einfriedung sind in den 1970er Jahren erneuert worden.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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